Er sei "Fußballer durch und durch", sagt Dr. Hubertus Hess-Grunewald. Natürlich bei Werder, wo er von der E-Jugend bis zu den A-Junioren immer in der ersten Mannschaft gespielt hat. Gut fünf Jahre lang in einem Team mit Thomas Schaaf, der lebenden Werder-Legende. Gemeinsam sind sie 1977 norddeutscher Vize-Meister geworden mit dem Mittelfeldspieler "Hupe", der sich früh geschworen hatte, niemals für einen anderen Verein als Werder das Trikot überzustreifen. Der Jurist, der nun in die Führungsetage gerückt ist, hielt sich daran. Als er zum Studium nach Göttingen ging, spielte er nur in Freizeitruppen. Wieder zurück an der Weser, wurde der inzwischen promovierte Anwalt wieder für Werder aktiv, was er immer noch in einer der Alt-Herren-Mannschaften tut: "Ich bin der einzige Spieler, der übergangslos von der Jugend zu den Oldies gewechselt ist", scherzt Hess-Grunewald.
Im Klub rufen sie ihn alle nur "Hupe". Ein Spitzname, den er seit der Zeit im Kindergarten trägt. Bei Werder haben diesen alle verinnerlicht, wie die Episode zeigt, die von dem legendären verstorbenen Präsidenten Dr. Franz Böhmert erzählt wird. "Dr. Hupe", nannte der "Doktor" stets den jüngeren Mitstreiter. "Franz Böhmert war", so Hess-Grunewald, "nicht bewusst, dass es nur ein Rufname ist."
Als Nachfolger für den zum Jahresende ausgeschiedenen Klaus-Dieter Fischer, den alle nur "Vize" nennen, rückte der 54-Jährige nun in die vorderste Front. Seine Regierungserklärung lässt sich in dem Satz zusammenfassen, den er bei seinem ersten Auftritt vor den Medien formulierte: "Ich bin nicht Klaus-Dieter Fischer." Den fast fünf Jahrzehnte lang den Kurs des Nord-Klubs bestimmenden Multifunktionär, der sein Vorgänger gewesen ist, nachzuahmen will der neue Mann erst gar nicht versuchen. Er will seinen eigenen Weg finden, neue Ideen einbringen und sich den Herausforderungen im neuen Amt stellen. Sein Verantwortungsbereich ist mit dem Fischers identisch: Nachwuchsleistungszentrum, Frauenfußball und Soziales Engagement.
Als einen Schwerpunkt seiner Tätigkeit nannte Hess-Grunewald das Bestreben, in einen "engen Dialog mit der Stadt" zu treten. Das Verhältnis zur Politik sei durch die Diskussionen über die Kostenbeteiligung bei den Polizeieinsätzen belastet, so der Newcomer, der betont: "Werder braucht Bremen. Bremen braucht aber auch Werder."
Dr. Hubertus Hess-Grunewald: "Uns winkt eine gute Zukunft"
Initiativ werden will er auch in Sachen Nachwuchsleistungszentrum. Jahrelang sei Werder Vorreiter in der Nachwuchsarbeit gewesen. Es gelte, daran anzuknüpfen. Überhaupt sieht der neue Geschäftsführer gute Perspektiven, falls in dieser Saison der Klassenerhalt geschafft werden sollte: "Uns winkt eine gute Zukunft mit entwicklungsfähigen Spielern."
Dass das operative Geschäft im Profifußball für ihn Neuland sei, bestreitet Hess-Grunewald und verweist auf seinen Werdegang im Klub. Seit 1999 sitzt er im Aufsichtsrat, zehn Jahre lange übte er in diesem Gremium das Amt des stellvertretenden Vorsitzenden aus. Von einem "besonderen Charme" spricht er, indem erwähnt, "dass ich aufgrund dieser Funktion meine beiden Kollegen in der Geschäftsführung mit eingestellt habe." Mit Klaus Filbry, dem Vorsitzenden, und Thomas Eichin, dem Geschäftsführer Sport, will der dritte Mann ein "vertrauensvolles Miteinander" pflegen. Sein Einstieg sei leicht gewesen, "weil wir uns nicht fremd sind."