Bundesliga

Krisenmanager? Diese Rolle behagt Klopp nicht

Der Spieltagskommentar von Karlheinz Wild

Krisenmanager? Diese Rolle behagt Klopp nicht

Borussia Dortmund war in München Teil eines Bundesliga-Werbefilms - und verlor doch erneut.

Borussia Dortmund war in München Teil eines Bundesliga-Werbefilms - und verlor doch erneut. Getty Images

Vor dem Anpfiff des samstäglichen Abendspiels in der Allianz-Arena stand Borussia Dortmund, nach dem 1:0-Heimsieg des Hamburger SV gegen Bayer Leverkusen, auf Platz 16, also auf dem Relegationsrang der Bundesliga.

Während und nach der ersten Halbzeit erschien dieser Tabellenplatz des BVB absurd, als die Borussen beim Spitzenreiter FC Bayern in einem hochklassigen Werbefilm für die Bundesliga 1:0 führten und in dieser Phase taktisch gewieft und einigermaßen geordnet heftigen Widerstand leisteten.

Nach dem Abpfiff waren die Dortmunder weiter auf dem 16. Platz notiert. Der BVB hatte in München 1:2 verloren.

In diesen 90 Minuten zeigte die Borussia die zwei Weiß-Schwarz-Seiten, die sie in dieser Saison bislang positiv auf die Champions League und negativ auf die Bundesliga verteilt hatte. Nach der Klasseleistung vor der Pause mit forschen Attacken ließen sich die Dortmunder hinterher von den nun druckvollen Bayern einkesseln, von befreiender Entlastung oder gezielten Kontern des BVB war nichts mehr zu sehen.

Gündogan erscheint übergewichtig - ein Armutszeugnis

Es ist eine komplizierte Situation, in der Borussia Dortmund aktuell feststeckt. Das enorme Potenzial, das diese Mannschaft der großen Namen auf sich vereint, hilft ihr seit zehn Runden in dieser Saison 2014/15 nicht weiter. Die erste Voraussetzung für Besserung ist die absolute Fitness aller BVB-Profis: Wenn ein Profi wie Ilkay Gündogan nach 14 Monaten übergewichtig erscheint, ist dieser Zustand ein Armutszeugnis für einen Profi. Logisch, dass ihn Trainer Jürgen Klopp in München auf der Bank ließ.

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

Der Spieltagskommentar von kicker-Chefreporter Karlheinz Wild.

Wichtiger beim BVB aber ist das psychologische Moment. Klopp hat diese Spieler mit seiner mitreißenden Art zu Titeln gepeitscht, seine feine Spielidee interpretierten die Seinen mit voller Kraft und prallem Selbstvertrauen, das mittlerweile bröckelt. Jetzt ist Klopp als Krisenmanager gefordert, diese Rolle behagt ihm nicht so recht, wie ihm anzusehen ist. Immer wieder spricht er von Baustellen; er ist der Architekt, er muss die Entwürfe für Lösungen vorgeben - wie in München mit seiner klugen Vorgabe, den hierzulande so verherrlichten Xabi Alonso mit forschen und schnellen Attacken weitgehend in seinem Spiel zu hindern.

Respekt von Robben & Co.? Dieser Trost hilft Dortmund nicht

Vor allem aber wird Klopp mit seinen BVB-Führungskollegen aufkommende Aufgeregtheiten von der Mannschaft fernhalten müssen, externe und interne. Es wird die große Kunst sein, einfach Ruhe zu bewahren. Denn die grundsätzliche spielerische Qualität haben die Dortmunder, den Respekt davor bekundeten ihnen auch in München Robben oder Boateng. Doch solcher Trost hilft ihnen nicht, er bringt keine Punkte.

Ein ziemlich zerknirschter Sportdirektor Michael Zorc sagte es so einfach wie richtig: Der BVB braucht einen Dreier, damit die Köpfe frei werden. Zum nächsten Spiel kommt die Borussia aus Mönchengladbach, derzeit ein Spitzenteam der Liga.

Bilder zur Partie Bayern München - Borussia Dortmund