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Veh will's machen wie der "Große Bellheim"

Stuttgart: Launige Pressekonferenz - Ibisevic soll bleiben

Veh will's machen wie der "Große Bellheim"

Bestens gelaunt in seinem "Zuhause": Armin Veh brachte nicht nur Bernd Wahler und Fredi Bobic zum Lachen.

Bestens gelaunt in seinem "Zuhause": Armin Veh brachte nicht nur Bernd Wahler und Fredi Bobic zum Lachen. imago

Ob er denn voller Tatendrang sei, lautete eine der ersten Fragen an Veh. "Wie schau ich denn aus?", stellte er die Gegenfrage. "Geht so", hallte es aus den Tiefen des Presseraums zurück.

Es ging äußerst unterhaltsam zu bei der Pressekonferenz, bei der viel über Vergangenes, aber auch über Zukünftiges parliert wurde. Viele bekannte Gesichter habe Veh schon gesehen. "Ich bin nicht fremd, sondern bin hier schon zuhause", sagte er. Eigentlich habe er ja vorgehabt, nach seinen drei Jahren in Frankfurt, ein Sabbatjahr einzulegen, den Akku wieder aufzuladen, abzuwarten. Doch dann klopfte der Ex-Verein an. "Der VfB war die einzige Sache, die mich wirklich richtig interessiert hat. Dass es dann auch so kam, das freut mich“, verriet Veh. Seine Vergangenheit in Stuttgart habe bei seiner Entscheidung natürlich eine Rolle gespielt, der Kontakt sei nie ganz abgerissen. Doch genauso betonte er: "Was 2007 war, war 2007."

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Trainersteckbrief Veh
Veh

Veh Armin

VfB Stuttgart - Vereinsdaten
VfB Stuttgart

Gründungsdatum

09.09.1893

Vereinsfarben

Weiß-Rot

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Ich bin kein Zauberer.

Armin Veh bei seiner Antrittsrede über die Saisonaussichten

In der Tat. Seit seinem nicht ganz freiwilligen Abgang im November 2008 hat sich einiges verändert bei den Schwaben. Vor allem, wenn man die vergangenen beiden Jahre betrachtet. 2012/13 sprang immerhin noch ein zwölfter Platz heraus, in der Vorsaison vermied der Traditionsklub mit Müh' und Not den Abstieg. Dass es mit dem VfB zuletzt bergab ging, daran gab sich auch Veh ein wenig Mitschuld. Nach dem Titelgewinn habe man Fehler gemacht. Doch die, versprach Veh, "die machen wir nicht zweimal".

Nun sollen die Uhren wieder auf Null gestellt werden, mit neuem Wappen, neuem Trainer und einem neuen Konzept. "Ich bin bereit dafür, etwas zu entwickeln", sagte Veh. "Der VfB ist ein stolzer Verein, der sehr gut organisiert ist. Wir müssen das Ganze mit viel Leidenschaft gestalten, so wie die Chilenen und die Brasilianer vor dem Spiel bei der Nationalhymne gesungen haben", zog Veh einen kuriosen Vergleich und erklärte flugs: "Ich bin kein Zauberer, aber ich gehe mit großer Freude ran."

Und ohne den ganz großen Druck. Das Vertrauen in den alten Neuen ist groß, und mit dem Trainerverschleiß soll endlich Schluss sein im Ländle. Auch Veh will länger bleiben, entgegen seiner Maxime unterschrieb er einen Zweijahresvertrag, statt sich auf ein Jahr zu beschränken. VfB-Präsident Bernd Wahler erklärte, man habe absichtlich kein Saisonziel ausgegeben, mit dem Abstieg wolle man aber naturgemäß nichts zu tun haben. Vehs erfolgreiche Vergangenheit im Klub sei indes sekundär gewesen, vielmehr hätten "Erfahrung" und "Begeisterungsfähigkeit" für den Augsburger gesprochen. "Wir sind unheimlich froh, dass es uns gelungen ist, ihn zu holen", sagte Wahler.

Zweikampfschwäche und Chancenarmut als Hauptprobleme

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Am Dienstag und Mittwoch stehen erste Leistungstests an, am Donnerstag wird Veh seinen Kader zum ersten Training versammeln. Ins erste Trainingslager ins österreichische Schruns geht es dann am kommenden Wochenende. Dann kann sich Veh erstmals ein Bild aus der Nähe machen. Ob sich dann seine Fernanalyse verfestigt? "Der VfB gehörte letztes Jahr zu den zweikampfschwächsten Mannschaften. Warum das so war, kann ich noch nicht beurteilen, das muss ich in den nächsten Wochen sehen", sagte Veh, der einen offensiven Stil, möglicherweise auch mit zwei Stürmern, anstrebt. Dazu gehöre aber nun einmal auch, dass man sich Chancen herausspiele. Beim Blick in die Offensive wird ihm offensichtlich nicht bange. Neuzugang Ginczek? "Find ich richtig gut." Vedad Ibisevic? "Ich glaube an ihn und will ihn halten." Und Youngster Timo Werner? "Ich halte ihn für mehr als ein großes Talent und sehe ihn mehr in der Mitte als auf außen."

Neues Personal soll trotz der von Wahler angekündigten Rückfokussierung auf die Jugendarbeit dennoch kommen. "Wir wollen uns noch verstärken. Jetzt ist aber erst einmal wichtig, dass Armin Veh die Mannschaft kennenlernt", sagte Manager Fredi Bobic. Auch Veh versprach, man werde "auf der einen oder anderen Position sicher noch etwas machen. Wann der Zeitpunkt da ist, kann ich noch nicht sagen." Wenn ihm irgendetwas nicht passe, werde er es schon sagen. "Und wenn ich intern nicht zu Rande komme, mach ich's über euch", bot der bestens gelaunte Coach den Journalisten an.

Veh und Adrion wollen den "Großen Bellheim" imitieren

Im Übrigen wird auch Rainer Adrion zum VfB zurückkehren. Der frühere U-21-Nationaltrainer, der zuvor schon bei den Schwaben als Jugendtrainer beschäftigt war, wird Sportlicher Leiter für die Nachwuchsteams von der U 17 bis zur U 23. Auch zu dieser Personalie, die er ausdrücklich begrüßte, hatte Veh eine passende Anekdote parat. "Kennen Sie den Film "'Der Große Bellheim?'", fragte er in die Presserunde. "Da übergeben die Alten eine erfolgreiche Firma an die Jungen. Als die Firma vor der Pleite steht, kommen die Alten wieder zurück und retten die Firma." So stellt sich Veh das auch in Stuttgart vor. Altes auf neu getrimmt eben...