Bundesliga

Sammer freut sich auf Reschke - Can-Deal fix

FCB bekommt Talentspäher und Verhandlungsführer

Sammer freut sich auf Reschke - Can-Deal fix

Leverkusens Manager Michael Reschke, hier mit FCA-Manager Stefan Reuter, wechselt zum FC Bayern.

Leverkusens Manager Michael Reschke, hier mit FCA-Manager Stefan Reuter, wechselt zum FC Bayern. imago

In dem neu geschaffenen Aufgabengebiet soll Reschke Bayerns Sportvorstand Matthias Sammer in den Bereichen Lizenzspielerabteilung, Junior Team, Scouting sowie Transfers unterstützen. Sammer zeigte sich über die "Neuverpflichtung" aus Leverkusen sehr zufrieden: "Ich freue mich sehr über die Verstärkung durch Michael Reschke, den ich schon sehr, sehr lange kenne und sehr schätze. Es war mein ausdrücklicher Wunsch, dass beim FC Bayern diese neue Position geschaffen und durch Michael Reschke besetzt wird. Ich weiß, dass wir einen fachkompetenten Mitarbeiter hinzubekommen und freue mich auf die künftige Zusammenarbeit mit ihm."

Nach dem Rücktritt von Reiner Calmund vor exakt 10 Jahren rückte Reschke als Manager neben Sportdirektor Rudi Völler (54) in die erste Reihe. Stets im Hintergrund agierend, betrieb der gebürtige Frechener eine so rigide wie fantasievolle Kaderpolitik

Bayer 04 Leverkusen - Vereinsdaten
Bayer 04 Leverkusen

Gründungsdatum

01.07.1904

Vereinsfarben

Rot-Weiß-Schwarz

mehr Infos
Bayern München - Vereinsdaten
Bayern München

Gründungsdatum

27.02.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

mehr Infos
FC Liverpool - Vereinsdaten
FC Liverpool

Gründungsdatum

15.03.1892

Vereinsfarben

Rot-Weiß

mehr Infos

Reschke hatte nie ein Problem mit harten Verhandlungsrunden, kürzte hier ein Gehalt und drückte dort eine Ablösesumme. Dabei hielt er sich stets bewusst im Hintergrund, es gibt in der gesamten Liga mit großer Wahrscheinlichkeit keinen Manager, der in der Öffentlichkeit so wenig bekannt ist.

Einer der Baumeister des Bayer-Kaders

Mit Rudi Völler und Jonas Boldt gilt Reschke als Baumeister des Leverkusener Kaders. Er war maßgeblich an der Verpflichtung junger Top-Talente wie Toni Kroos (kam 2009 von den Bayern und wurde in Leverkusen Nationalspieler), Lars Bender, Ömer Toprak, Bernd Leno, Renato Augusto und zuletzt Emre Can, Levin Öztunali und Julian Brandt beteiligt. Viele dieser Spieler reiften in Leverkusen zu Stars und vervielfachten ihren Transferwert.

Aber auch für überraschende Transfers war er immer wieder gut, holte einst den Mittdreißiger Segej Barbarez zu Bayer, Hans Sarpei kam aus Wolfsburg, Sebastian Boenisch aus der Arbeitslosigkeit, Roberto Hilbert aus Istanbul oder vor dieser Saison die Routiniers Emir Spahic und Andres Palop. Sie alle erfüllten ihren Zweck. Natürlich gab es auch Fehleinkäufe - zuletzt den Chilenen Junior Fernandes oder den Polen Arek Milik. Doch unter dem Strich ist die Kaderpolitik der Leverkusener vorbildlich für die Liga. Aktuell steht Platz drei in der Fünf-Jahres-Tabelle, Rang vier in der Bewertung der vergangenen Dekade.

Marktkenntnis und Überzeugungskraft

Auch für den FC Bayern kann dieser Manager zum Sechser im Lotto werden, wenngleich der eine völlig andere Politik fährt. Reschkes weltweite Marktkenntnis, gepaart mit einer mitunter verblüffenden Überzeugungskraft, kann dem Rekordmeister in Zukunft eine Menge Geld sparen. Junge Profis früh und preiswert verpflichten, um sie dann auszuleihen oder früh in den Kader zu integrieren - das ist eine Leverkusener Spezialität, an der Reschke entscheidend mitgearbeitet hat. Ein Beispiel: Den in der Nachbarschaft der Bayern aufgewachsenen Lars Bender holte er für 2,5 Millionen nach Leverkusen. Der FCB bot vor zwei Jahren 25 Millionen für ihn. Julian Brandt und Levin Öztunali holte er der Konkurrenz aus Wolfsburg und Hamburg weg, war schneller als jeder europäische Top-Klub.

Vidal-Entdecker Boldt nun an Völlers Seite

Von seinem Lehrmeister Reiner Calmund hat Reschke das Motto "Die Schnellen fressen die Langsamen" verinnerlicht, sein Netzwerk ist nach über drei Jahrzehnten in der Szene (er arbeitete vorher als Jugendchef und Nachwuchschef) immens groß. Beim Werksklub wird Rudi Völler nun mit Jonas Boldt die sportlichen Geschicke leiten. Boldt, gerade einmal 32, arbeitete schon in den vergangenen Jahren eng mit den Machern zusammen und kann sich schon eine dicke Medaille ans Revers heften: Der Südamerika-Kenner war es, der einst Arturo Vidal in Chile entdeckte und nach Deutschland lotste sowie Daniel Carvajal von der Reserve der Königlichen zum Werksklub holte. Eine viel bessere Empfehlung kann es nicht geben.

Can-Deal fix nach Liverpool

Seit einiger Zeit befasste sich der englische Vize-Meister FC Liverpool mit dem Leverkusener Emre Can. Die "Reds" verpflichteten den 20-Jährigen am Donnerstag zwar wie folgt: Liverpool zahlt insgesamt eine Ablöse von zwölf Millionen Euro. Davon wandern zwei Millionen in die Kasse von Cans Ex-Klub FC Bayern München, der ein nationales Vorkaufsrecht auf Can besaß. Mit der Zahlung dieser Summe verfällt diese Option des Rekordmeisters.

Die übrigen zehn Millionen Euro streicht Leverkusen ein und macht mit dem im Sommer 2013 gewechselten Profi ein Plus von 4,5 Millionen Euro. Auch diesen Deal verhandelte im wesentlichen Reschke und hinterließ damit zusätzlich bei den Münchnern Eindruck.

Frank Lußem