Bundesliga

VdV "fehlt die Qualität" - Van Marwijk streicht freien Montag

Hamburg: Krise verschärft sich

VdV "fehlt die Qualität" - Van Marwijk streicht freien Montag

Rafael van der Vaart: "Wir spielen katastrophal."

Rafael van der Vaart: "Wir spielen katastrophal." Getty Images

"Es ist eine Minute vor zwölf", hatte HSV-Coach bereits nach dem 0:3 gegen Schalke gesagt und gefordert: "Spätestens jetzt müssen alle aufwachen." Erhört wurde er offenbar nicht, was seinen Kritikern weiteren Auftrieb geben dürfte.

Das Hauptproblem ist und bleibt die Abwehr: 44 Gegentore nach 19 Spieltagen, zweifellos ist das nicht erstligareif. Lothar Matthäus, für den "der HSV in die Bundesliga gehört", ist um den Bundesliga-Dino angst und bange. "Wie sie sich ergeben, die Körpersprache, das Meckern untereinander", kritisierte der 52-Jährige bei Sky den desolaten Auftritt der Norddeutschen in Sinsheim: "Sie müssen was ändern, um da hinten rauszukommen." Unrecht hat der deutsche Rekordnationalspieler gewiss nicht, die Situation beim HSV wird immer prekärer. Das 0:3 von Hoffenheim war die fünfte Niederlage in Folge, zum vierten Mal in Folge setzte es drei Gegentreffer – der Druck auf die Mannschaft und auf Trainer Bert van Marwijk dürfte nun noch weiter wachsen.

Immerhin scheint es zwischen Mannschaft und Trainer noch zu stimmen. Das wurde deutlich, als Rafael van der Vaart dem 61-jährigen Trainer den Rücken stärkte und die Schuld ausschließlich bei den Spielern suchte: "Wir spielen katastrophal. Da kann der Trainer nichts für", sagte der Niederländer beim Fernsehsender Sky: "Sein System verstehen wir. Am Ende des Tages fehlt die Qualität." Der 30-Jährige sieht die Ursachen der Krise vielmehr in einer verfehlten Vereinspolitik, van Marwijk müsse nun die Fehler der Vergangenheit ausbaden: "Es sind so viele Trainer über die Jahre hier beim HSV gewesen." Ganz Unrecht hat er mit dieser These nicht. Zum Misserfolgs-Modell der Vergangenheit gehörte es, Neulinge als Heilsbringer zu begrüßen und nach ersten Rückschlägen wie Abtrünnige vom Hof zu jagen. Diesmal scheint es anders zu sein. "Ständig immer alles auf den Trainer zu schieben, das hat man in den letzten Jahren immer gemacht. Immer war der Trainer schuld, immer wieder ist man auf die Trainer los", erklärte Sportchef Oliver Kreuzer: "Das ist der richtige Trainer für diesen Verein. Da muss man andere Dinge hinterfragen."

Das ist der richtige Trainer für diesen Verein. Da muss man andere Dinge hinterfragen.

Sportchef Oliver Kreuzer

Doch wie lange hält die Nibelungentreue der Hanseaten zum Trainer, der einen schlechteren Punkteschnitt als sein Vorgänger Thorsten Fink vorweisen kann? Wenig ermutigend war dabei der Auftritt der uninspirierten Hamburger vor 25.603 Zuschauern in der Rhein-Neckar Arena. Gerade defensiv bekommen die Hanseaten kein Bein auf den Boden, lassen sich immer wieder düpieren, was die Hoffenheimer anschaulich bei allen drei Toren zur Schau stellten. Sicherlich kann die Verletzungsflut in der Abwehr (Adler, Djourou, Mancienne) als ein Grund für die wackelige Defensive angeführt werden, allerdings nur bedingt, denn die Probleme fangen schon vorne an. So wurde in der Vergangenheit immer wieder deutlich, dass das Mittelfeld nicht konsequent nach hinten mitarbeitet. Dessen ist sich auch van Marwijk bewusst. "Unser großes Problem ist es, dass wir zu einfache Gegentore bekommen", sagte er nach Spielende: "Wir müssen auch mal ein Spiel absolvieren, in dem wir kein Tor bekommen, wenn wir schon keines selbst schießen."

Keines selbst schießen, damit traf er den Nagel auf den Kopf. In Hoffenheim war die Angriffsleistung des HSV wenig überzeugend. Zwar hatten die Hamburger in den ersten 20 Minuten mehr Ballbesitz, nur agierten sie viel zu passiv und völlig ideenlos. Folglich hatte die 1899-Abwehr, vor dem Spieltag immerhin die schlechteste der Liga, kaum Mühe, Gefahr vom eigenen Kasten fernzuhalten. Da passt es irgendwie ins Bild, dass der im Winter abgegebene Artjoms Rudnevs in Hannover wie am Fließband trifft. Die Bilanz des Letten in Niedersachsen: zwei Spiele, zweie Tore. Eine solche Trefferquote würde den Hamburgern derzeit gewiss gut zu Gesicht stehen.

Erste Konsequenzen aus der Misere zog van Marwijk bereits. Der Coach strich den freien Tag am Montag und setzte stattdessen für 14.00 Uhr eine Trainingseinheit an. Zudem soll am Mittwoch zweimal trainiert werden. Ferner erwägen die Hanseaten, vor dem richtungsweisenden Heimspiel am Samstag (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) gegen Hertha BSC Berlin in ein Kurz-Trainingslager zu gehen.