Bundesliga

Drei Werder-Talente rücken in den Blickpunkt

Bremen: Von Haacke, Kobylanski, Zander überzeugen in Jerez

Drei Werder-Talente rücken in den Blickpunkt

Heimliche Gewinner der Vorbereitung: Julius von Haacke, Luca Milan Zander und Martin Kobylanski (v.l.).

Heimliche Gewinner der Vorbereitung: Julius von Haacke, Luca Milan Zander und Martin Kobylanski (v.l.). imago

Bei Werder machte der Coach nun eine Ausnahme. Im Trainingslager durften die Jung-Profis Martin Kobylanski und Julius van Haacke ran und auf Empfehlung Dutts auch das nachnominierte Eigengewächs Luca Milan Zander. "Nehmt doch den Luca gleich dazu", hatte Dutt Werders Pressemann Michael Rudolph aufgefordert. "Das passt schon."

Also saßen sie wie auf der Stange im Teamhotel da, die Drei aus dem Talentschuppen des Bundesligisten. Durch die Bank wirkte das Trio positiv: Selbstbewusst, aber nicht sich selbst überschätzend, bemüht, alles richtig einzuordnen, was mit ihnen in den letzten Tagen passiert ist, dabei keineswegs überheblich und großspurig. Und am Ende des unterhaltsamen Gesprächs fiel dann doch noch eine Aussage, die von Schlagfertigkeit zeugt, aber nicht als Spruch im negativen Sinne Dutts zu werten ist. Julius van Haacke (19), der pfiffige Mittelfeldspieler, machte sich so seine Gedanken, wie ein Talent zu einem gestandenen Profispieler sich entwickeln kann, und wies auf das Beispiel eines Ex-Bremers hin: "Manchmal führen Umwege genauso zum Ziel. Max Kruse ist ja auch erst mit 26 Nationalspieler geworden."

Van Haacke will erst mal zu einem echten Bundesliga-Spieler werden, genauso wie sein Kumpel Martin Kobylanski, ebenfalls 19 Jahre jung. Beide durften kurz vor der Abreise ins Trainingslager nach Jerez einen Profivertrag unterzeichnen.

Für Kobylanski hat sich sein Lebenstraum erfüllt. Von klein auf sei er darauf fokussiert gewesen, einmal Berufsfußballer zu werden, sagt der Sohn des Cottbuser Ex-Profis Andrzej. Der Papa also als Vorbild. Nun hat es Martin auch geschafft. Für ihn hat sich dadurch nur der Status geändert: "Vom Vertragsspieler zum Lizenzspieler." Doch ansonsten sei es hier in Spanien so wie immer, so wie in Bremen, wenn er mitmachen darf bei den Großen: "Wir bringen weiterhin nach dem Training die Bälle in die Kabine."

Für beide Jung-Profis ergibt sich das Nahziel wie von selbst. Möglichst häufig wollen sie mittendrin sein, wenn am Wochenende die Bundesliga läuft. Soll sagen: Sie wollen sich für den 18er Kader qualifizieren. Was Stürmer Kobylanski schon siebenmal geschafft hat. Auf drei Erstliga-Einsätze bringt er es schon. Ähnliches strebt auch van Haacke an, der sich keinen Illusionen hingibt. Es sei bisher nur "ein kleiner Schritt", wertet der defensive Mittelfeldspieler, den er ein genaues Passspiel und strategisches Vermögen auszeichnet, die Beförderung: "Ich weiß, dass es auch schnell wieder nach unten gehen kann."

Auch für Nesthäkchen Zander erfüllt sich ein Traum

Auch für das Nesthäkchen hat sich in diesen ersten Tagen des Jahres ein Traum erfüllt. Luca Milan Zander, 18 Jahre jung und noch in der U 19 einsetzbar, hatte sich darauf eingestellt, mit der U 23 ins Trainingscamp zu fahren. Es folgte die Nach-Nominierung für das Profiteam, die ebenso überrascht wie erfreut hat. Zander profitierte von der Leistenverletzung des Clemens Fritz, der Glücksfall für ihn. "Ein Traum ging in Erfüllung", erzählt der zu Beginn so schüchtern wirkende Außenverteidiger, der seine Nervosität bei den ersten Gehversuchen bei den Profis gar nicht leugnet.

Die Unterschiede im Leistungsniveau wurden ihm schnell klar: "Alles geht hier viel schneller, man hat weniger Zeit am Ball." Ein Umstellungsprozess, den Zander spielend gemeistert hat. Eine Halbzeit durfte er im Test gegen Nijmegen mitmachen. Dabei überzeugte er alle. Trainer Dutt, der das Stellungsspiel des nun wegen leichter muskulärer Probleme aussetzenden Nachwuchsspielers lobte. Und auch die prominenten Kollegen, die durch die Bank, den Neuling hervorheben. Wie Sebastian Prödl, der anmerkte: "Luca hat großes Potenzial und hat hier schon eine kleine Marke gesetzt."

Die Drei rücken besonders in den Blickpunkt. Sie dürfen sich als heimliche Gewinner der Vorbereitung fühlen. Zehn Spieler aus dem eigenen Stall stehen im Aufgebot, das in Jerez für die Rückrunde probt. In dieser Woche ist auch noch Melvyn Lorenzen (19) dazu gekommen, ebenfalls schon bei den Profis in der Hinrunde im Kader aufgetaucht. Als Özkan Yildirim, auch aus dem eigenen Stall, kurzzeitig ausfiel, wurde Lorenzen von der U 23 abkommandiert. Er hatte eine kurze Anreise. Die von Victor Skripnik und Torsten Frings betreute Nachwuchsriege bereitet sich zeitgleich in Chiclana vor, 40 Kilometer von Jerez entfernt.

Ein Beispiel für die Durchlässigkeit bei Werder. Und ein Beleg dafür, dass der finanzschwache Klub unter Manager Thomas Eichin das Setzen auf Nachwuchsarbeit nicht nur proklamiert, sondern auch umsetzt.

Hans-Günter Klemm