Bundesliga

In Mainz ist der Spaß zurück

Nullfünfer haben breiteren Kader

In Mainz ist der Spaß zurück

Frischer Wind beim FSV: Shinji Okazaki und Dani Schahin (re.).

Frischer Wind beim FSV: Shinji Okazaki und Dani Schahin (re.). imago

Die Befürchtungen von 05-Manager Christian Heidel, die Mainzer Mannschaft könne am Ende einer kräfteraubenden Vorbereitungswoche durchhängen, erwiesen sich als unbegründet. Die beiden Teams, die Trainer Thomas Tuchel jeweils eine Hälfte aufs Feld schickte, rannten den englischen Premier-League-Klub West Ham United in Grund und Boden: 4:1! Zwei Tage zuvor war Hollands Ehrendivisionär Groningen 4:0 abgefertigt worden.

Kantersiege in der Vorbereitung sind schön, aber ohne Wert. Tuchel wie Heidel hüten sich, die Achtungserfolge überzubewerten. Ein böses Erlebnis ist dem Manager noch gegenwärtig: "Wir haben mal den FC Liverpool mit 5:0 besiegt und zum Saisonstart Bochum mit 2:1. Danach haben wir in der Hinrunde kein Spiel mehr gewonnen." Das war 2006 - und Mainz stieg am Saisonende als Tabellen-16. ab!

Trainersteckbrief Tuchel
Tuchel

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Spielersteckbrief Okazaki
Okazaki

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Spielersteckbrief Schahin
Schahin

Schahin Dani

Szalai und Ivanschitz weg - Befürchtungen scheinen unangemessen

Sämtliche Befürchtungen, Mainz würde nach dem gewollten Umbruch mit sieben Neuen und schmerzvollen Abgängen von Schlüsselspielern wie Adam Szalai oder Andreas Ivanschitz eine Zittersaison bevorstehen, scheinen unangemessen. Jedenfalls nach dem Eindruck, den die neue Tuchel-Truppe im alten Bruchweg-Stadion gegen West Ham vermittelte.

Ausgerechnet in der Kultstätte, in der die Mainzer Erfolgsstory einst ihren Lauf genommen und sich ein ganz spezielles 05-Gefühl entwickelt hatte, lebte der Geist des Karnevalsvereins wieder auf. Der Spaß am Spiel ist zurück. "So zu spielen, ist ein gutes Gefühl", sagt Tuchel, mehr als zufrieden mit dem, was seine Schützlinge boten: Pressing und Gegenpressing, hohe Laufbereitschaft, Gier auf Tore und der jederzeit erkennbare Wille, das Spiel gewinnen zu wollen. Das zeitweilige Spektakel honorierten 8177 Fans, die in der Rückrunde nur zwei Siege bejubeln konnten, mit Sonderbeifall.

Offensive ist Trumpf. Dort, wo zuletzt fast alles auf Sturmführer Szalai (13 Tore) zugeschnitten und das 05-Spiel deshalb ausrechenbar geworden war, fighten nun gleich mehrere junge, erfolgshungrige Kandidaten um den Platz ganz vorne: Sebastian Polter (22), Dani Schahin (24), Shawn Parker (20). Dynamische Antreiber auf den Flügeln sind Nicolai Müller (25), den die Berufung ins Nationalteam in der Persönlichkeitsentwicklung deutlich vorangebracht hat, sowie Neuzugang Shinji Okazaki. Und dazu der letztjährige Pechvogel Erik Maxim Choupo-Moting (zwei Knieoperationen), der mit einem starken Comeback andeutete, dass mit ihm wieder zu rechnen ist. Auch Choupo-Motings zehn Tore (Saison 2011/12) fehlten Mainz im Vorjahr.

Junge Stürmer werben für sich mit Toren

Die Garde der jungen Stürmer wirbt in eigener Sache: mit Toren. "Natürlich sind wir müde. Das Training ist sehr intensiv und der Trainer verlangt viel. Alles macht aber sehr viel Spaß." Schahin sieht sich bei der Umstellung auf höhere Anforderungen auf einem guten Weg. In der Startelf stehen im DFB-Pokal bei Fortuna Köln (3. August, 15.30 Uhr) will auch Polter, der sich von den Strapazen der Vorbereitung unbeeindruckt zeigt: "Hier zu arbeiten, macht Riesenspaß." Mit Mainz glaubt er weit kommen zu können: "Wir haben einen jungen, starken und sehr breiten Kader."

Auf mehr Qualität in der Breite hat Tuchel besonderen Wert gelegt. Der Plan des Trainers könnte wieder einmal aufgehen.

Uli Gerke