Bundesliga

"Darum hat Hertha noch alle Chancen"

Sportrechts-Experte kommentiert Urteil des DFB-Sportgerichts

"Darum hat Hertha noch alle Chancen"

Darf noch hoffen: Hertha-Manager Michael Preetz.

Darf noch hoffen: Hertha-Manager Michael Preetz. picture alliance

1. Das Urteil ist nach den bisherigen Feststellungen im Ergebnis richtig. Die bisher getroffenen Feststellungen sind aber nicht ausreichend.

2. Fragen der Schuld an den Ereignissen sind im Verfahren zur Spielwiederholung nicht relevant. Sie werden erst relevant bei der Frage, ob und wie beide Vereine zu bestrafen sind.

3. Ob Schiedsrichter Wolfgang Stark einen Regelverstoß begangen hat, weil vielleicht ein reguläres Spiel nicht mehr möglich war, ist im Ergebnis nicht wichtig. Denn zu einer Wiederholung würde dies nur führen, wenn sich dieser Verstoß sicher auf das Ergebnis ausgewirkt hätte, wie es zum Beispiel bei dem "Phantom-Tor" von Thomas Helmer für Bayern München im Bundesligaspiel gegen den 1. FC Nürnberg am 23. April 1994 der Fall war. Die bloße Chance, in 90 Sekunden noch ein Tor zu erzielen, reicht hierfür nicht aus.

4. Entscheidend wird vielmehr sein, ob Hertha durch die Vorfälle mehr geschwächt wurde als die Düsseldorfer.

5. Eine Schwächung wäre anzunehmen, wäre einer der Hertha-Spieler verletzt worden. Dafür gibt es bisher kein Anzeichen.

6. Entgegen der Ansicht des Sportgerichts wäre das aber auch anzunehmen, wenn die Spieler so angegriffen oder bedroht worden wären, dass sie bei der Fortsetzung des Spiels mit gutem Grund so konkret um ihre körperliche Sicherheit fürchten mussten, dass ihre Leistungsfähigkeit beeinträchtigt war.

7. Hierzu hätte das Sportgericht die weiteren Beweismittel, die Hertha-Anwalt Christoph Schickhardt vorlegen wollte, prüfen müssen. Denn auf ihnen war zu sehen, wie Hertha-Spieler von Fortuna-Fans aus nächster Nähe angeschrien und zumindest angefasst wurden.

8. Es wird nun Sache des Bundesgerichts sein, diese Bilder zu bewerten. Aus meiner Sicht sind dabei beide Meinungen gut vertretbar. Hertha hat darum noch alle Chancen.

9. Pikant ist aber, dass die wohl größte einseitige Schwächung der Berliner durch die Unterbrechung direkt nach dem 2:2-Ausgleich von deren eigenen Fans verursacht wurde, als das Momentum klar für Hertha sprach. Dies ist nicht Gegenstand des Verfahrens, aber sicher im Hinterkopf der Richter.