Bundesliga

Hecking: So hat er es gepackt

Nürnberg: Die Gründe für den Aufschwung

Hecking: So hat er es gepackt

Beifall für sein Team: Club-Trainer Dieter Hecking.

Beifall für sein Team: Club-Trainer Dieter Hecking. picture alliance

Vor etwa einem Jahr, der 1. FC Nürnberg legte gerade eine erstaunliche Siegesserie hin, erklärte Dieter Hecking (47) den Abstiegskampf voller Selbstvertrauen für beendet. Diese Saison verkneift der Trainer sich diese Aussage, "ich muss mich ja nicht wiederholen". Realistisch betrachtet, kann der Club freilich für ein weiteres Jahr im Oberhaus planen, Rang vier in der Rückrundentabelle spricht für die neue Stärke. Diese hat drei Gründe.

Stabilität in der Defensive

"Der Hauptknackpunkt", so Hecking. Nach dem guten Saisonstart geriet diese vor allem wegen der Verletzungssorgen arg ins Wanken. Vergangenheit. Für einen vermeintlichen Abstiegskandidaten kassiert der Club sehr wenig Tore, in der Rückrunde gar die wenigsten der Liga. "Wir wissen, dass es eklig ist, gegen uns zu spielen", sagt Hanno Balitsch (31). Doch warum? Die gesamte Mannschaft arbeitet extrem gut gegen den Ball. Hecking zieht hier sogar Parallelen zu Meister Dortmund: "Wir machen es ähnlich gut wie sie."

Ich war mir immer sicher, dass wir unsere Ziele erreichen werden.

Dieter Hecking

Grundvoraussetzung dafür ist eine starke Laufarbeit. Die Daten belegen: Seit dem 3:0 in Leverkusen am 17. Spieltag liefen die Clubspieler immer mehr als ihr Gegner. Nur in vier Saisonspielen war das nicht der Fall, alle endeten mit einer Niederlage. Die Laufstärke basiert auf Fitness, der FCN kann zum Ende einer Partie zulegen. Augenscheinlich in Augsburg, gegen Köln und jüngst gegen Gladbach. Zudem ist der Club bei Standards kaum zu bezwingen, ein Gegentreffer nach Ecken ist spitze in der Liga, nach Freistößen sind es zwei.

Ruhe auch in schwierigen Phasen

Hecking ist der Fels in der Brandung. Er neigt nicht zu Euphorie, bei Durststrecken behält er die Ruhe. "Das war der Schlüssel zu allem. Der Trainer verfiel nicht in Aktionismus. Er hat an unsere Qualität geglaubt und dies der Mannschaft vermittelt", sagt Balitsch. Und der Glaube an die eigene Stärke wuchs zuletzt mit jedem Sieg. "Wir hatten zwei, drei Aha-Erlebnisse, als wir gesehen haben, dass seine Spielvorbereitung klappt", sagt Raphael Schäfer (33). Als Beispiel nennt der Torwart das 1:0 in Bremen, wo es galt, die Mitte mit einer verkappten Raute eng zu bekommen und nach der Balleroberung die Flügel und Seiten schnell zu wechseln. Mit Sportvorstand Martin Bader bildet Hecking ein harmonisches Duo. Intern diskutieren sie auch mal heiß und lautstark, nach außen sprechen sie mit einer Zunge, das Verhältnis ist von Vertrauen geprägt. Auch der Aufsichtsrat bleibt ruhig.

Eine gefestigte Hierarchie

Es gibt keine Stinkstiefel, die Mischung aus erfahrenen und jungen Spielern ist ausgewogen und passt. An der Hierarchie mit Kapitän Schäfer als Sprachrohr, Simons, Pelle Nilsson und jetzt auch Balitsch rüttelt keiner. "Ich war mir immer sicher, dass wir unsere Ziele erreichen werden", sagt Hecking, "und wenn wir jetzt auch in Mainz gewinnen sollten, erkläre ich den Abstiegskampf doch für beendet."

Frank Linkesch