Wenn Stürmer Milivoje Novakovic die rhetorisch gemeinte Frage "warum sollten wir nicht Spiele in Folge gewinnen?" in den Raum stellt, braucht es jedenfalls schon ein Maß an Fantasie und an Frohsinn, um ihm nicht sofort zu widersprechen.
Nicht alleine wegen des Umstandes, dass die Kölner in Nürnberg (1:2) ihren momentanen Abwärtstrend bestätigten und im fünften Rückrundenspiel ihre vierte Niederlage kassierten. Das Wie der erneuten Pleite ist es vielmehr, die wenig Optimismus aufkommen lässt. Und dabei ist berücksichtigt, dass sich der FC nach der Pause steigerte - von erschreckend harmlos in ansatzweise gefährlich.
So hätte der FC in der 79. Minute kurioserweise sogar in Führung gehen können, wenn Nürnbergs Keeper Raphael Schäfer nicht Mate Jajalos Flachschuss aus rund 18 Metern reflexartig abgewehrt hätte. "Wir haben auch in Nürnberg einige gute Perioden gehabt", sagt Trainer Stole Solbakken mit dem Verweis, dass sein Team in diesem Jahr gerade in den engen Spielen immer das schlechtere Ende erwischt hätte.
Alles Pech, oder was? Natürlich nicht, wie Stale Solbakken offen zugibt: "Uns fehlt derzeit die Qualität, mehr Punkte zu holen." Siehe der späte Siegtreffer des FCN, der das Ergebnis einer langen, leicht vemeidbaren Fehlerkette war. Dass an deren Ende Kapitän Geromel stand, der zuvor in der unsicheren Abwehrkette noch den Besten gab, ohne gut zu sein, spricht Bände.
Es wäre jedoch falsch, einzelne herauszupicken. Ob vorne, hinten oder in der Mitte - das gesamte FC-Gebilde ist es, das wackelt, selbst in den besseren Perioden. Durchdachter Spielaufbau, Passsicherheit? "Wir haben viel zu viel mit langen Bällen gespielt und auf den zweiten Ball gehofft", moniert Christian Eichner. Irgendwie verständlich, denn dem FC fehlt die Sicherheit, weil ihm die Punkte fehlen - und umgekehrt.
Deswegen ist es leichter gesagt als getan, "nicht nervös zu werden", wie Michael Rensing fordert. Der Keeper nimmt, als einer der wenigen Kölner übrigens, das Wort "Abstiegskampf" in den Mund. "Dort sind wir jetzt angekommen", so der 27-Jährige.
Sportdirektor Volker Finke indes beruhigt sich und den FC mit dem Blick zurück: "In der Hinrunde haben wir gegen die Gegner auch nur einen Punkt mehr gemacht und dann in Leverkusen gewonnen." Mit Lukas Podolski, sei angefügt.
Der Linksfuß musste mit einer Bänderverletzung die vergangenen drei Partien passen, soll gegen Bayer aber sein Comeback geben und gilt nun als der Hoffnungsträger. Nichts gegen die Qualität des 26-Jährigen, auf dessen Konto 15 der insgesamt 31 Kölner Tore gehen - aber zu glauben, dass mit dem deutschen Nationalspieler alles schlagartig gut wird, dazu bedarf es schon ein wenig Fantasie. Und Frohsinn.