Bundesliga

Zu viel Frust: Overath tritt ab und erntet Pfiffe

Bekanntgabe auf der Mitgliederversammlung

Zu viel Frust: Overath tritt ab und erntet Pfiffe

Wolfgang Overath ist seit Sonntagnachmittag nicht mehr Präsident des 1. FC Köln.

Wolfgang Overath ist seit Sonntagnachmittag nicht mehr Präsident des 1. FC Köln. Getty Images

Das erklärte der Weltmeister von 1974 während der Mitgliederversammlung des Vereins am Sonntag. Auch seine Stellvertreter Friedrich Neukirch und Jürgen Glowacz legen ihre Ämter nieder. Sie waren bis 2013 gewählt.

Die Entscheidung sei ihm nicht leicht gefallen, erklärte der 68 Jahre alte Overath, der seit 2004 an der Spitze des Vereins stand. "Die Belastung in den letzten Monaten war für uns alle, die wir beruflich noch stark engagiert sind, sehr hoch", hieß es in einer Presseerklärung des Klubs.

Der 1. FC Köln sei für die Zukunft gut aufgestellt. "Die von uns verpflichtete sportliche Leitung mit Sportdirektor Volker Finke und Trainer Stale Solbakken macht einen tollen Job. Die Mannschaft hat genügend Potenzial", hieß es weiter.

Overaths weitere Statements offenbarten Frustration, Zerissenheit und Abnutzungserscheinungen: "Wir waren auch intern in letzter Zeit nicht immer ein Team. Dann überlegt man, warum man so etwas freiwillig und ehrenamtlich macht. Und man überlegt, ob man so etwas fortsetzen will. Wir wollen uns nicht mehr über Spielberichte ärgern. Nicht mehr die Wochenenden versauen."

Die Mitglieder reagierten auf die Äußerungen des einstigen FC-Idols mit Pfiffen und Buh-Rufen. Später gab es während der mehr als vierstündigen Veranstaltung Handgreiflichkeiten unter den Fans, einige wurden abgeführt. Zwei Tage nach dem Beginn der Karnevalssession herrscht bereits Aschermittwoch.

Wolf und Sanktjohanser übernehmen das Amt kommissarisch

Noch am Sonntag wurde ein neuer Verwaltungsrat gewählt, der eine außerordentliche Mitgliederversammlung einberufen wird. Bis dahin ist der Traditionsklub ohne Vorstand. Werner Wolf als neuer Verwaltungsrats-Vorsitzender und dessen Stellvertreter Josef Sanktjohanser vertreten den Verein kommissarisch. Beide wurden am Sonntagabend bei der konstituierenden Sitzung des Gremiums gewählt. Bereits in der kommenden Woche wird der Verwaltungsrat zusammentreten, um alle weiteren erforderlichen Maßnahmen in die Wege zu leiten.
Immerhin wurde der zurückgetretene Vorstand entlastet, wenngleich nur mit 66,4 Prozent Ja-Stimmen der 2422 anwesenden Mitglieder. Im Vorjahr hatten diese noch die Entlastung verweigert und Overath damit eine schallende Ohrfeige verpasst.

Spruchbänder gegen den Präsidenten.

Spruchbänder gegen den Präsidenten. picture-alliance

Obwohl seine Amtsperiode noch bis 2013 dauert, beendete er seine Amtszeit am Sonntagnachmittag. Er werde immer mit dem Herzen am FC hängen, sagte Overath. Noch im Verlauf dieser Woche hatte er erklärt, er werde erst 2013 nicht wieder kandidieren.

Über Nachfolger für Overath und seine Vizepräsidenten war zunächst noch nichts bekannt. Die Mitglieder dankten dem Führungsgremium mit starkem Applaus für seine Verdienste um den FC. Zuvor hatte Overath von "Verunglimpfung" durch eine "kleine Gruppe" im Verein gesprochen.

Wernze in den Verwaltungsrat gewählt

Eine weitere bedeutende und heftig diskutierte Entscheidung am Sonntagabend: Franz Josef Wernze wurde in der Verwaltungsrat gewählt. Der Unternehmer war an mehreren hochkarätigen Transfers beteiligt (Podolski, Geromel, Peszko, Riether) und hält einen Teil der Transferrechte. Für den Fall einer Nichtwahl hatte Wernze angekündigt, sein Engagement in Zukunft einstellen zu wollen.