Bundesliga

Hopp: "Reaktion auf eine jahrelange Aggression"

TSG bestätigt frühere Akustik-Attacken

Hopp: "Reaktion auf eine jahrelange Aggression"

Ganz schön laut: Dortmunder Fans mussten in Sinsheim nicht nur den selbst erzeugten Lärmpegel verdauen.

Ganz schön laut: Dortmunder Fans mussten in Sinsheim nicht nur den selbst erzeugten Lärmpegel verdauen. picture-alliance

Beim 1:0-Sieg der TSG gegen den deutschen Meister waren Schmähgesänge der BVB-Fans gegen 1899-Mäzen Dietmar Hopp übertönt worden. Der Klub entschuldigte sich am Montagabend für das Fehlverhalten eines Mitarbeiters. Der Hausmeister soll eigenmächtig gehandelt haben. Doch auch diese Information ist mittlerweile überholt. Die Polizei in Sinsheim teilte am Dienstag mit, dass sich ein Angestellter der TSG bei der Kriminalpolizei Sinsheim gemeldet habe. Er habe dort angegeben, zusammen mit einem Bekannten der Verantwortliche für die Installation der Lautsprecheranlage zu sein. Der Angestellte habe die "selbst konstruierte und eigenverantwortlich betriebene Apparatur" mit auf die Dienststelle gebracht.

In einer Mitteilung der Hoffenheimer hieß es "der Mann sei sich der Tragweite seiner Handlung nicht bewusst gewesen und dass die Aktion auch einen eher scherzhaften Charakter haben sollte". Der Verein hat bereits entsprechende arbeitsrechtliche und disziplinarische Schritte gegen den Mitarbeiter sowie eine unverzügliche Ermittlung eingeleitet. Den beiden drohen zudem juristische Konsequenzen.

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TSG Hoffenheim - Vereinsdaten
TSG Hoffenheim

Gründungsdatum

01.07.1899

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Borussia Dortmund

Gründungsdatum

19.12.1909

Vereinsfarben

Schwarz-Gelb

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Die ermittelnden Behörden rechnen indes damit, dass weitere geschädigte Personen Rechtsmittel einlegen werden, nachdem ein BVB-Anhänger aus Pforzheim wegen eines in der Rhein-Neckar-Arena erlittenen Tinnitus' Anzeige wegen Körperverletzung erstattet hatte. Zehn weitere Strafanzeigen sind inzwischen schon bei der Polizei in Heidelberg eingegangen.

"Wir werden nun die Geschädigten und den vom Verein genannten Verursacher vernehmen. Die Anzeigen richten sich gegen 1899 Hoffenheim. Aber dadurch, dass der Verein mitgeteilt hat, dass die Person eigenverantwortlich gehandelt hat, wird sich die Untersuchung auf ihn konzentrieren", sagte Heidelbergs Polizeisprecher Harald Kurzer gegenüber dem SID.

Anlage bereits im Februar aufgebaut - "nicht immer eingesetzt"

Die von der Polizei beschlagnahmte Beschallungsanlage.

Die von der Polizei beschlagnahmte Beschallungsanlage. picture-alliance

Geklärt ist mittlerweile die Frage, ob die ominöse Lautsprecheranlage, die nun in den Händen der Polizei ist, gegen Dortmund tatsächlich zum ersten Mal eingesetzt wurde. Dies scheint nicht der Fall zu sein. Die Anlage war bereits bei vier Spielen während der abgelaufenen Saison 2010/2011 aufgebaut, wohl aber nicht immer eingesetzt worden. Es handelt sich dabei nach Aussage des Mitarbeiters um die Spiele gegen Köln (19. Februar 2011), Mainz (26. Februar), Dortmund (12. März) und Frankfurt (16. April). Dies geht aus einer Mitteilung des Vereins hervor.

Zumindest Dietmar Hopp will davon aber nie etwas gewusst haben. "Es wäre grotesk, wenn wir versuchen würden, die beleidigenden Fan-Gesänge auf diese Weise zu bekämpfen, weil dadurch das Klima noch mehr angeheizt würde. Uns ist wichtig, dass Hoffenheim zu den Bundesliga-Vereinen ein gutes Verhältnis hat, das durch eine Minderheit nicht gestört werden darf", sagte Hopp der "Rhein-Neckar-Zeitung".

Im Gespräch mit dem Kurpfalz Radio sagte der TSG-Mäzen allerdings: "Man sollte ja nicht vergessen, dass das nur eine Reaktion auf eine jahrelange Aggression war. Und der Mann hat halt noch irgendwo ein Gerechtigkeitsgefühl. Dass er über das Ziel hinaus geschossen ist - okay."

Fanbeauftragter Volke: Attacke machte BVB-Fans wütend

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Dortmunds offizieller Fanbeauftragter Jens Volke berichtet gegenüber der "Süddeutschen Zeitung" von "sehr nervigen" Tönen und bestätigt Hopps Einschätzung, dass der Sireneneinsatz die Stimmung eher noch aggressiver werden ließ. Denn: Vor dem Spiel "hatte sich die Anti-Hopp-Stimmung eher abgekühlt", so Volke. "Als unsere Fans dann merkten, was da gespielt wird, schlug das ganze ins Gegenteil um und die Gesänge gegen Herrn Hopp wurden immer lauter und wütender". Borussia Dortmund schloss trotz der Akustik-Attacke aus, Protest gegen die Spielwertung einzulegen.