Bundesliga

Sammer als Sportdirektor, Hrubesch als Trainer

Hamburg plant die große Lösung

Sammer als Sportdirektor, Hrubesch als Trainer

Gespann beim DFB - bald auch beim HSV? Sportdirektor Matthias Sammer und Horst Hrubesch.

Gespann beim DFB - bald auch beim HSV? Sportdirektor Matthias Sammer und Horst Hrubesch. imago

Der Funktionär des Hamburger SV, umstritten und infrage gestellt in seinem Job, zielte auf den Plan, der seit Freitag nach übereinstimmenden Medienberichten (Bild und Welt) auf dem Markt ist: Bei der Suche nach einem kompetenten Fachmann für den sportlichen Bereich, seit dem Weggang von Dietmar Beiersdorfer (47) verwaist, hat der Traditionsverein aus dem Norden Matthias Sammer (43) auf dem Radar und mit diesem auch schon Kontakt aufgenommen.

Auch kicker-Recherchen bestätigen dieses Ansinnen und darüberhinaus noch andere Gedankenspiele an der Alster. Dem HSV scheint eine große Lösung vorzuschweben. Neben Interesse an Sammer besteht auch die Idee, Horst Hrubesch (59), das Idol aus der letzten glanzvollen Ära und der Kapitän der Elf, die 1983 den Europacup der Landesmeister holte, vom deutschen Fußball-Bund loszueisen.

Die Paketlösung also steht zur Debatte, wird vom neuen Aufsichtsrat diskutiert und angepeilt. Auch in Frankfurt am Sitz des DFB wird darüber hinter vorgehaltener Hand gesprochen - so zuletzt beim Neujahrsempfang des Organisationskomitees der Frauen-Weltmeisterschaft.

Sammer und Hrubesch - ein eingespieltes Gespann. Der Sportdirektor, der die brachliegende Nachwuchsarbeit konzeptionell befruchtet hat. Und dazu der Trainer, der Sammers Visionen in die Praxis umgesetzt hat. Der 2008 mit der U19 und 2009 mit der U 21 den Europameister-Titel gewonnen und auf Verbandsebene insgesamt erfolgreicher gearbeitet hat als früher als Vereinscoach.

Ein Duo, das für einen Neuanfang stünde. Zwei Experten für den Aufbau einer jungen Mannschaft, zwei Intimkenner des bundesdeutschen Talente-Reservoirs. Aus Sicht des HSV eine logische Lösung, hat doch der ebenfalls wie sein Untergebener Reinhardt hart attackierte Vereinschef Bernd Hoffmann (47) einen radikalen Umbruch für die neue Saison angedeutet.

Kontakte gibt es seit Jahren, mal intensiver, mal weniger intensiv.

Matthias Sammer

Zunächst gingen alle auf Tauchstation. Wie es üblich ist, wenn Pläne publik werden, die geheim bleiben sollten. "Wir kommentieren keine Gerüchte", teilte im Auftrag des HSV dessen Sprecher Jörn Wolf mit. Allgemein antwortete der am Rande des Liga-Hits in Leverkusen befragte Sammer: "Kontakte gibt es seit Jahren, mal intensiver, mal weniger intensiv." Für ihn ist dies Normalität, so der DFB-Angestellte, der hinzufügte: "Mit wem ich spreche, sage ich nicht in der Öffentlichkeit." Kein klares Dementi des in seinen öffentlichen Statements immer vorsichtigen Sammer. Auch Hrubesch hielt den Ball flach. Der legendäre HSV-Torjäger auf Anfrage: "Mit mir hat noch niemand gesprochen."

Was nicht gegen den HSV-Plan sprechen muss, denn zunächst einmal muss der neue Aufsichstrat die Personalie erörtern. Sollte es ein positives Votum der mächtigen Räte geben, könnte die Sache ins Rollen kommen.

Sammer hat noch keinen Kontakt zum DFB aufgenommen

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Bei Veränderungswünschen, so hat sich Sammer in der Vergangenheit mehrfach gegenüber dem kicker geäußert, seien Präsident Dr. Theo Zwanziger (65) und Generalsekretär Wolfgang Niersbach (60) "meine ersten Ansprechpartner". Noch hat diese Kontaktaufnahme nicht stattgefunden, wie Niersbach sagte. Nicht weiter erstaunlich, weil Sammer, auch zermürbt von dem Kompetenzgerangel mit Bundestrainer Jogi Löw, die Entwicklung in Hamburg abwarten will und muss. DFB-Präsident Zwanziger erklärte am Sonntag auch: "Matthias Sammer ist ein begehrter Mann und wird sicherlich immer wieder Anfragen bekommen."

In der Branche haben die Planspiele ein durchweg positives Echo ausgelöst. Ex-Manager Günter Netzer (66) meint, "dass Sammer passen würde". Als "großartige Lösung" preist Legende Uwe Seeler (74) den gehandelten Hochkaräter. Und dass Hrubeschs Rückkehr zu dem Klub, bei dem er seine größten Erfolge feiern durfte, schon immer mal zur Debatte stand, ist längst kein Geheimnis mehr.

Dem Hamburger SV stehen spannende Tage bevor.

Hans Günter Klemm, Rainer Franzke und Thiemo Müller