Im Grundsatz stimme ich der kicker-Redaktion zu - Diego ist die Nummer eins in der Bundesliga. Aber: Ich hätte ihn anders eingestuft. Für mich verkörpert er absolute Weltklasse, auch in der abgelaufenen Rückserie, in der er gerade in den entscheidenden Spielen im UEFA-Cup oder im DFB-Pokal brilliert hat.
Diegos Abschied von Werder bedeutet einen richtig schwerwiegenden Verlust für die Bundesliga, denn er ist ein außergewöhnlicher Spieler, der fehlen wird. Nicht nur den Bremern, sondern allen Fußballfans in Deutsch- land.
Spieler, die den Unterschied ausmachen, werden nun mal immer weniger. Das belegt ja auch die Zusammenstellung der kicker-Rangliste, in der elf Vereine nicht vertreten sind. Das bestätigt mich in meiner Einschätzung, dass die Individualität mittlerweile immer weniger zum Tragen kommt, dass immer mehr Trainer auch ihre Künstler in ein taktisches Korsett zu pressen versuchen. Ich kann mich an meine aktive Zeit erinnern, als unser Trainer Jürgen Sundermann mal von mir verlangt hat, mehr nach hinten zu arbeiten. Nach ein paar Spielen kam er wieder zu mir und sagte, ich solle doch lieber im Zentrum meine Freiheiten ausspielen - mit zu viel Defensivarbeit ist mir einfach das Entscheidende in der Offensive abgegangen. Sundermann hat das früh erkannt, und ich bin immer noch der Meinung: Gewisse Spieler brauchen einfach gewisse Freiheiten.
Diese Freiheiten hat in Wolfsburg auch Zvjezdan Misimovic gehabt - eine würdige Nummer zwei in der Rangliste. Seine Entwicklung hat mich beeindruckt, seine Quote von 20 Vorlagen ebenso. Wobei ich sagen muss: Bei einem derartigen Granaten-Angriff mit Grafite und Edin Dzeko ist es für einen Regisseur natürlich auch dankbar. Ein wichtiger "Assistent" von Misimovic war auch meiner Meinung nach Christian Gentner, den ich seit der Jugend kenne: Er ist auf dem Feld präsent, intelligent, daneben bescheiden. Bei ihm stimmt das Gesamtpaket.
Anderer Meinung als die kicker-Redaktion bin ich im Fall Piotr Trochowski: Dass er weder bei der offensiven Außenbahn noch im offensiven Mittelfeld Berücksichtigung findet, verstehe ich nicht. Trotz gewisser Schwankungen und der Probleme, ihn offensiv oder außen zuzuordnen: Er gehört in die Rangliste. Normalerweise sogar in den Kreis, aber auch nach der Rückserie zumindest ins Blickfeld.