SCP-Übungsleiter André Breitenreiter rotierte seine Elf gegenüber dem torlosen Unentschieden gegen den 1. FC Köln auf zwei Positionen durch: Heinloth und Koc begannen, dafür saßen Rupp und Bakalorz erst einmal draußen. Tayfun Korkut, Trainer von Hannover 96, wechselte ebenso doppelt: Anders als beim 2:0-Sieg gegen kriselnde Hamburger begann Gülselam für Andreasen - "eine taktische Maßnahme", wie Korkut erläuterte. Zudem ersetzte Pander links hinten den an der Achillessehne angeschlagenen Albornoz.
Vrancic genießt zu viel Freiheit - Stoppelkampfs ungenaue Flanken
Beide Mannschaften agierten von Beginn an motiviert und lauffreudig. Bereits nach zwei Minuten bot sich Vrancic die erste Schusschance, der im Strafraum von drei Gegenspieler nicht behelligt wurde und abschloss, doch Zieler riss im kurzen Eck die Fäuste hoch.
Auf der Gegenseite gab Kiyotake den ersten Warnschuss ab, sein wuchtiger Versuch ging jedoch knapp über das Tor (5.). In der Folge entwickelte zwar ein temporeiches Spiel, beide Abwehrreihen standen besonders im Zentrum aber sicher. So versuchten es sowohl die Gäste als auch die Hausherren vornehmlich über die Flügel. Hannover wirkte vor allem auf der rechten Abwehrseite nicht immer sattelfest, der agile Stoppelkamp brachte seine Hereingaben aber reihenweise zu ungenau in die Mitte.
Auf der Gegenseite prallte die Kugel im Strafraum Bittencourt vor die Füße, der direkt mit links abzog, seinen Meister aber in Kruse fand (23.). Ansonsten hatten die Schlussmänner aber wenig zu tun und wurden außer bei Flankenbällen nicht gefordert.
Der 4. Spieltag
Britische Begegnung: Viel Kick and Rush
Ein wenig Aufregung gab es erst wieder kurz vor der Pause: Vrancic sank im Strafraum darnieder, da er an der Hacke eine Berührung ausgemacht haben wollte. Schiedsrichter Knut Kircher stand aber gut und sah keine Veranlassung, auf Strafstoß zu entscheiden. In der gleichen Situation bot sich schließlich Koc die Schussmöglichkeit aus spitzem Winkel, doch Zieler war im bedrohten Eck (41.). So ging es mit einem leistungsgerechten 0:0 in die Pause.
Nach dem Seitenwechsel legte der SCP wieder den Vorwärtsgang ein und drängte die Gäste hinten rein. Mehr als zwei ungenaue Kopfball-Abschlüsse durch Strohdiek (50.) auf der einen und Marcelo (52.) auf der anderen Seite gab es vorerst aber nicht zu bestaunen.
Hünemeier legt ab, Kachunga staubt ab
Auch in der Folge wurde vornehmlich der lange Ball bemüht, Kreativität oder Esprit im Spielaufbau suchte man vergebens. So entstand auch die nächste Chance der Ostwestfalen: Nach Wemmers punktgenauer Flanke stand Koc im Strafraum völlig frei, setzte den Kopfball aber drüber (65.) - Glück für die Gäste. Der Einsatz der Breitenreiter-Truppe sollte schließlich belohnt werden - und wie sonst, wenn nicht nach einem weiten Schlag. Kapitän Hünemeier war mit aufgerückt und setzte sich im Kopfballduell gegen den zögernden Sakai durch, am zweiten Pfosten musste der freistehende Kachunga nur noch abstauben - 1:0 (71.)!.
Hannover suchte die Antwort durch Sobiech, der aber volley aus der Drehung verzog (76.). Doch vom Tor beflügelt setzte der freche Aufsteiger fortan nach: Wieder sah Sakai schlecht aus, Kachunga fehlten beim Kopfball aber Zentimeter (77.), anschließend setzte Stoppelkamp das Leder aus der Drehung drüber (78.).
Stoppelkamps Traumtor vom eigenen Strafraum
Die beste Chance für die Gäste hatte Schulz kurz vor dem Ende, seinen Kopfball lenkte der aufmerksame Kruse aber mit den Fingerspitzen über die Latte (89.). In der Nachspielzeit warfen die Niedersachsen alles nach vorne - und forderten Elfmeter, als Brückner unkonventionell einen Marcelo-Kopfball mit der Hand berührte (90.+1).
In den Schlusssekunden wurde die Korkut-Elf durch ein Tor des Jahres ausgeknockt: Bei Panders Freistoß rückte Torhüter Zieler mit auf und ließ sein Gehäuse verwaist, was Stoppelkamp traumhaft auszunutzen wusste. Er nahm das Leder nach dem abgewehrten Freistoß mit der Brust an und schoss den Ball aus 82,3 Metern (!) Entfernung bis ins gegnerische Tor (90.+3)! Die Benteler Arena stand völlig zurecht Kopf und bejubelte nicht nur das Wahnsinnstor, sondern auch die vorübergehende Tabellenführung des Aufsteigers.
Das nächste Spiel in der englischen Woche bestreitet der Aufsteiger Paderborn am Dienstag (20 Uhr) beim FC Bayern München. Tag drauf (20 Uhr) empfängt Hannover den 1. FC Köln.