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Chilene nimmt zweiten Anlauf beim FC Bayern
Lange ist es her: Im Sommer vor acht Jahren machte sich der damals 19-jährige Arturo Vidal auf, um ins kalte, europäische Wasser zu springen. Anders als mancher Südamerikaner vor ihm entpuppte sich Vidal nicht als launischer Wandervogel - Vereinstreue und unermüdlicher Kampfeswille zeichnen den Chilenen aus. Nur Leverkusen und Juventus Turin stehen in seiner Vita - und nun auch der FC Bayern München! Im Nationalteam wechselten sich Licht und Schatten ab, ehe 2015 die Krönung folgte. Eine bewegte Karriere in Bildern... Getty Images
Nachdem Vidal sämtliche Jugendmannschaften von CSD Colo Colo durchlaufen hatte, schaffte er 2005 auch den Sprung in den Profikader seines Heimatvereins. Direkt in seiner ersten Spielzeit holte Vidal mit seinen Kollegen den Meistertitel, feierte im Jahr darauf die Titelverteidigung. Die überzeugenden Auftritte des Mittelfeldtalents weckten das Interesse mehrerer europäischer Klubs. Auch in Deutschland waren Vidals Leistungen nicht unbemerkt geblieben. imago
Bevor Vidal den Sprung ins kalte Wasser wagte, gab er sogar noch sein Debüt in der A-Nationalmannschaft. Am 17. April 2007 kam der chilenische Terrier mit "La Roja" nicht über ein 0:0 gegen Argentinien hinaus, das Ergebnis dürfte ihn angesichts seiner Premiere aber nicht allzu sehr gestört haben. Vidal stand die vollen 90 Minuten auf dem Platz und haute sich gewohnt in jeden Zweikampf. imago
Nur wenige Tage nach seinem Debüt für die Nationalelf folgte Vidals nächster Karriereschritt: Colo Colo vermeldete den Transfer seines Mittelfeld-Juwels für stolze 5,6 Millionen Euro zu Bayer 04 Leverkusen. Zusätzlich sicherte sich der Traditionsklub in weiser Voraussicht auch mögliche Einnahmen aus einem Weiterverkauf - immerhin 30 Prozent der Ablöse flossen vier Jahre später in die Taschen der Chilenen. Am 1. Juli meldete dann auch Bayer 04 Vollzug, Vidal unterschrieb ein Arbeitspapier bis Sommer 2012. Und nur eineinhalb Monate später war es dann endlich so weit: Vidal betrat bei der 0:1-Niederlage beim HSV am 2. Spieltag erstmals die europäische Bühne. imago
Und der sportliche Aufschwung ging weiter: Am 6. Spieltag in Hannover strafte der Chilene alle seine verfrühten Kritiker Lügen. Beim deutlichen 3:0-Auswärtssieg stellte Vidal eindrucksvoll seine Offensivqualitäten unter Beweis. Neben seinem ersten Bundesligator legte er den ersten Treffer von Stefan Kießling auf und leitete mit einem traumhaften Pass auch den dritten Leverkusener Streich ein. Die kicker-Note 1,5 und die Ernennung zum Spieler des Spiels hatte sich Vidal dabei mehr als verdient. Getty Images
In der Saison 2009/10 unterstrich Vidal endgültig sein Image als südamerikanisches Raubein. Der Chilene kassierte stramme 14 Gelbe Karten, wurde dabei allerdings nie vorzeitig zum Duschen geschickt. Emotionen und Härte ja, Unbeherrschtheit und fehlende Kontrolle nein. Getty Images
Im Sommer 2010 dann das erste große internationale Highlight für Vidal. Mit der chilenischen Auswahl qualifizierte er sich für die WM-Endrunde in Südafrika. Die knifflige Vorrundengruppe mit Spanien, der Schweiz und Honduras überstand "La Roja" noch, doch im Achtelfinale war Endstation. In allen Turnierspielen stand Vidal in der Startelf, das bittere 0:3 gegen Mitfavorit Brasilien in der Runde der letzten 16 konnte aber auch er nicht verhindern. Getty Images
In seiner vierten Saison bei der Werkself rückte Vidal immer öfter ins offensive Mittelfeld vor - mit durchschlagendem Erfolg. Der Chilene avancierte mit zehn Treffern und elf Vorlagen zum Top-Torjäger und Topscorer der Leverkusener, war zudem maßgeblich daran beteiligt, dass Leverkusen in der Endabrechnung hinter dem BVB auf Rang zwei - und damit vor Rekordmeister Bayern München - landete. Nach seinen Treffern grüßte er ab sofort mit dem klassischen Herz-Jubel gen Tribüne. Getty Images
Durch die gute Vorstellung bei der WM 2010 und Vidals überragender Saison bei Bayer 04 wanderte der Chilene im Sommer 2011 auf den Einkaufszettel mehrerer europäischer Spitzenklubs. Bei den Bayern stand er bereits im Wort, doch dann wechselte er zu Juventus Turn. Das brachte Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge ordentlich auf die Palme. Im Juli 2015 rückte Rummenigge nach Aussprache mit Michael Reschke aber zurecht: "Leverkusen wollte damals verhindern, dass Arturo vor vier Jahren bei Bayern München landet. Uns wurde bislang immer vermittelt, dass der Spieler nicht will, aber das stimmte nicht!" Getty Images
Im Juli 2011 erklomm Vidal dann die nächste Sprosse auf der Karriereleiter: Für 12,5 Millionen Euro verließ er Bayer 04 nicht in Richtung München, sondern Turin. Nach seiner titellosen Zeit bei der Werkself holte der Chilene mit Juventus gleich in seinem ersten Jahr die italienische Meisterschaft, zu der er sieben Tore und vier Vorlagen beisteuerte. Mit Sohn Alonso Arturo auf dem Arm und der chilenischen Nationalflagge um den Hals drehte Vidal bei der Meisterfeier eine Ehrenrunde im Stadion. imago
Nach der Teilnahme bei der WM in Südafrika hofften die Fans von "La Roja" auch auf den Start bei der Endrunde in Brasilien 2014. Und Vidal & Co. enttäuschten ihre Landsleute nicht: Als drittbeste Mannschaft in der Südamerika-Gruppe qualifizierten sich die Chilenen hinter Argentinien und Kolumbien für das Turnier auf dem eigenen Kontinent. Im zentralen Mittelfeld wurde Vidal zum unverzichtbaren Teil und gleichzeitig zum Anführer der "chilenischen Krieger" - netzte fünfmal ein und legte drei weitere Tore auf. Getty Images
Während Vidal in Leverkusen komplett leer ausgegangen war, wusste der Lautsprecher in Turin mit der Zeit wohl gar nicht mehr wohin mit den ganzen Pokalen. Vor der Spielzeit 2013/14 demontierte Vidal mit den Kollegen im italienischen Supercup Lazio Rom um den deutschen WM-Helden Miroslav Klose (4:0). Nur feiern wollte hier scheinbar keiner so recht mit ihm. Getty Images
Und nicht nur seine sportliche Entwicklung trieb Vidal in Turin voran, vor allem in Sachen Körperkult legte er weiter nach. Unzählige Tattoos und eine echte "Kriegerfrisur" erinnern mehr an seine geschichtsträchtigen Vorfahren als an einen millionenschweren Großverdiener. Zumindest in seinem Heimatland scheint das aber richtig gut anzukommen: Vidal wird in Chile wie ein Nationalheld gefeiert. imago
Unaufhaltsam rollte der Juventus-Express auch in Vidals zweitem Jahr über die italienische Konkurrenz in der Serie A. Ähnlich wie in Leverkusen entwickelte der Chilene bei der "Alten Dame" auch immer mehr Offensivdrang. Im zentralen Mittelfeld gesetzt trug er zehn Tore und neun Vorlagen zur zweiten Meisterschaft in Serie bei. Getty Images
Besonders in der Champions League wollte die "Alte Dame" in der Saison 2013/14 so richtig durchstarten, doch das Abenteuer Königsklasse war für Juventus bereits nach der Vorrunde beendet. Im vorletzten Gruppenspiel gegen Kopenhagen (3:1) stellte Vidal mit einem Dreierpack noch die Weichen... Getty Images
...doch ein türkischer Schneesturm ließ den großen Traum wie eine Seifenblase platzen. Beim letzten Auftritt in Istanbul hätte Juventus bereits ein Unentschieden zum Weiterkommen gereicht. Doch die Begegnung stand von Beginn an unter keinem guten Stern: Nach 31 Minuten wurde die Partie am 10. Dezember 2013 wegen heftigen Schneefalls unterbrochen, tags darauf um 14 Uhr dann fortgesetzt. Bis zur 85. Minute lebte die Hoffnung, bis Galatasaray-Star Wesley Sneijder den Traum vom Achtelfinale mit einem präzisen Flachschuss doch noch begrub. Getty Images
Im Vorfeld der WM in Brasilien unterstrichen Vidal und "La Roja" beim Gastspiel in Deutschland ihre mittlerweile exponierte Stellung im südamerikanischen Fußball - und die Rolle des Geheimfavoriten am Zuckerhut. Giftig, zweikampfstark und technisch extrem gut ausgebildet präsentierten sich die Chilenen in Stuttgart, kauften den Deutschen trotz der unglücklichen 0:1-Niederlage den Schneid ab. Getty Images
Nach der Saison galt Vidals volle Konzentration dem großen Jahresziel: der Weltmeisterschaft in Brasilien im Sommer 2014! Gemeinsam mit Superstar Alexis Sanchez (FC Arsenal, damals Barcelona) sollte der 26-Jährige "La Roja" durch die schwere Gruppe mit Titelverteidiger Spanien, der Niederlande und Australien führen - und schaffte dies mit sechs Punkten und Rang zwei (noch vor den Spaniern). Der Traum vom großen Coup lebte allerdings nur bis zum Achtelfinale, wo sich die Chilenen Gastgeber Brasilien mit 2:3 i.E. beugen mussten. Das Duell der Superstars ging an Neymar... Getty Images
...und nur ein Jahr später trafen sich die beiden Nationalhelden erneut - diesmal in Vereinstrikots beim Champions-League-Finale in Berlin. Vidal ging mit einer Hand am Triple zuversichtlich in die Partie, musste am Ende aber sicherlich einige Tränen verdrücken: Durch das 3:1 ging der Königsklassentitel nach Barcelona statt Turin. Getty Images
Dennoch blieb Vidal nicht viel Zeit, um der verpassten Chance hinterher zu trauern. Bei der Copa America 2015 in seiner chilenischen Heimat wollte der "Krieger" dann endlich den ganz großen Wurf mit seinem Land schaffen. Früh im Turnier tauchte der 1,80 Meter große Mittelfeldmann aber in den Negativschlagzeilen auf, als Vidal alkoholisiert in einen Verkehrsunfall verwickelt war. Doch: Unter Tränen versprach das Kraftpaket auf einer Pressekonferenz, als "Entschädigung" den Titel zu Hause zu behalten... Getty Images
...und Vidal hielt im Verbund mit seinen Kollegen das Versprechen. In einem hochdramatischen Finale bezwangen die Chilenen die favorisierten Argentinier im Elfmeterschießen und machten sich in ihrer Heimat unsterblich. Für Chile war es der erste Titel überhaupt - Vidals Meisterstück und Karrierehöhepunkt! Das nächste Highlight hat der "Krieger" aber längst ins Auge gefasst: Mit dem FC Bayern München will er endlich den CL-Titel in die Höhe stemmen dürfen. Getty Images