Kölns Trainer Stefan Ruthenbeck musste im Vergleich zum 2:1-Auswärtscoup in Leipzig auf Jannes Horn (Erkältung) verzichten und schenkte dafür Routinier Pizarro sein Vertrauen. Auf der anderen Seite handelte VfB-Coach Tayfun Korkut getreu dem Motto "Never change a winnig team" und brachte dieselbe Elf wie beim 1:0 gegen Eintracht Frankfurt.
Sieben Minuten dauerte es, ehe klar war, dass der VfB Stuttgart den Rekord des 1. FC Kaiserslautern von vier 1:0-Siegen in Serie aus der Saison 1997/98 nicht einstellen würde: Insua verlor den Ball an Höger, der die Kugel zu Osako brachte. Der Japaner wiederum hatte das Auge für Pizarro im Sechzehner, der sich bedankte, sicher ins rechte Eck vollendete und damit zugleich zum viertältesten Torjäger der Bundesliga-Geschichte avancierte. Nebenbei hat er damit in den letzten 20 Jahren in jedem Kalenderjahr mindestens ein Bundesliga-Tor erzielt.
Ruthenbecks Idee, Pizarro und Osako hängend hinter der einzigen Spitze Terodde spielen zu lassen, hatte gezündet - und die Führung war auch durchaus verdient. Die Kölner hatten zu Beginn mehr investiert, waren um Ball- und Spielkontrolle bemüht, während der VfB aus einer gesicherten Deckung auf Konter lauern wollte.
Bundesliga, 25. Spieltag
Nach dem Rückstand war der VfB dann aber gezwungen, umzustellen - und das aus zwei Gründen: Einerseits musste man einem Rückstand hinterherjagen, andererseits wurde man vom FC mehr und mehr gezwungen, selbst das Spiel zu machen. Das klappte nur bedingt, da die Kölner in den Zweikämpfen schlicht wacher waren, so zu leichten Ballgewinnen kamen und die Schwaben immer wieder in Bedrängnis brachten (Hector, 19./ Pizarro, 23.).
Vom VfB kam offensiv sehr wenig. Die erste nennenswerte Chance der Gäste gab es in der 26. Minute, als Thommy nach Gentner-Flanke knapp links vorbeischoss. Wie man es besser macht, das zeigten die Kölner, die immer wieder gefährlich vor Zieler auftauchten, sich aber vorhalten lassen mussten, dass sie nicht nachlegten: Terodde schoss daneben (30), Osakos vermeintliches 2:0 wurde nach Videobeweis zu Recht nicht gegeben (37.), während Pizarro nicht an Zieler vorbeikam (41.).
Höger zu ungestüm, Horn patzt, Gomez wendet das Blatt
Zwei Vorlagen, zwei Tore, brutale Effizienz: Die Stuttgarter Erik Thommy und Mario Gomez (r.). imago
Die Schlussphase der ersten Hälfte stellte den Spielverlauf dann aber komplett auf den Kopf. Zuerst ging Höger zu ungestüm ins Duell mit Thommy und ließ sich zu leicht narren. Die folgende Flanke nutzte Gomez, um aus zentraler Position den Ausgleich zu markieren (45.). Doch damit nicht genug, denn in der Nachspielzeit unterlief Horn ein bitterböser Torwartfehler: Dem FC-Schlussmann rutschte ein haltbarer 16-Meter-Schuss von Gomez durch die Arme - der Ball überquerte die Linie und traf die Kölner mitten ins Mark (45.+2).
Die Ereignisse aus der Schlussphase des ersten Durchgangs blieben nicht ohne Wirkung. Nach dem Seitenwechsel zeigte sich ein anderes Bild. Auf einmal strahlten die Stuttgarter mehr Ruhe und Stabilität aus, ließen sich in Zweikämpfen nicht mehr so leicht übertölpeln und gaben zusehends gegen immer hektischer agierende Kölner den Takt vor.
Nackenschlag durch Beck - Jojics Treffer fällt zu spät
In der 57. Minute folgte der nächste Nackenschlag für den FC: Beck vollstreckte aus 15 Metern ins rechte Eck und erhöhte auf 3:1 - erneut glänzte Thommy als Vorbereiter. Danach blieben die Geißböcke, bei denen Ruthenbeck mit den Einwechslungen von Bittencourt (60.) und Cordoba (69.) das Risiko peu à peu erhöhte, zwar durchaus bemüht, allerdings fehlten ihnen inzwischen die Ideen, um den VfB ernsthaft in Bedrängnis zu bringen.
Stuttgart stellte in der Schlussphase komplett auf Verwaltung um, agierte zu diesem Zweck auch nun mit einer Fünferreihe; Badstuber hatte sich hinten miteingereiht. Die Schwaben beschränkten sich zum Ende hin darauf, die Räume zuzustellen, was letztlich lange völlig ausreichte. Doch dann trat der kurz zuvor eingewechselte Jojic zum Freistoß an, versenkte das Leder mustergültig aus 16 Metern in die Maschen zum 3:2 und hauchte seiner Mannschaft so neues Leben ein (86.). Köln warf in der Schlussphase alles nach vorne, konnte den Bock letztlich aber doch nicht mehr umstoßen.
Während die Stuttgarter am kommenden Wochenende erneut sonntags gefordert sind, es geht gegen RB Leipzig (15.30 Uhr), haben die Kölner tags darauf eines der von vielen Fans so ungeliebten Montagsspiele vor der Brust: Der FC reist an die Weser zum SV Werder Bremen (20.30 Uhr).