Frankfurts Trainer Niko Kovac tauschte gegenüber dem 2:1-Auswärtssieg bei Hertha BSC zweimal Personal. Hasebe meldete sich mit Problemen an der Achillesferse ab, Gacinovic erhielt eine Pause und blieb zunächst auf der Bank. Für das Duo sprangen Fernandes und Barkok ein.
Auf der anderen Seite warf FCB-Coach Jupp Heynckes nach dem 3:1-Heimsieg in der Champions League gegen Paris Saint-Germain die Rotationsmaschine an und brachte ein frisches Quintett: Boateng, Rafinha, Martinez, Vidal und Müller ersetzten Hummels, Alaba, Rudy, Tolisso und Lewandowski (alle Bank). Kurzfristig ergab sich noch eine weitere Veränderung, weil Ulreich wegen Adduktoren-Problemen passen musste. Starke gab seine Saison-Premiere.
"Spiele in Frankfurt können immer weh tun, das Spiel wird es mit Sicherheit", hatte SGE-Sportvorstand Fredi Bobic im Vorfeld angekündigt. Der FCB erfuhr es am eigenen Leib, eine Überraschung hielten die Hessen aber trotzdem parat: In den Anfangsminuten schnürte die SGE unkonzentrierte Bayern hinten ein, schlug Flanke für Flanke und übte früh Druck auf die Aufbauspieler aus.
Vidal: Gelbsünder und Torjäger
Das bekam auch Vidal zu spüren, der am eigenen Strafraum den Ball verlor und früh zum Foul griff, das mit Gelb geahndet wurde (5.). Beim folgenden Freistoß von Rebic auf das Torwart-Eck durfte sich Starke erstmals auszeichnen (7.). Eine knappe Viertelstunde hielt die Sturm- und Drangphase an, ehe der FCB das Geschehen beruhigte und durch einige Ballkontakte Sicherheit gewann. Dann dauerte es auch nicht lange, bis es im Frankfurter Gehäuse einschlug: Kimmichs Flanke von rechts wurde länger und länger, am zweiten Pfosten kam Vidal herangerauscht und drückte die Kugel aus drei Metern wuchtig zum 1:0 über die Linie (20.). Der Chilene traf damit auch im vierten Bundesliga-Spiel in Serie, das schafft aktuell kein anderer Akteur.
Der Gegentreffer hielt die Kovac-Elf nicht davon ab, den Bayern das Leben weiter schwerzumachen und frech aufzuspielen. Rebic prüfte Starke ein weiteres Mal (25.), bei einem schnellen Tempogegenstoß stand dem Kroaten nur Abwehrmann Boateng im Weg (33.). Die Heynckes-Schützlinge schlugen aus der optischen Überlegenheit kaum Profit und bissen sich am stabilen Abwehr-Bollwerk ein ums andere Mal die Zähne aus, die SGE hingegen blieb auch gegen Ende der ersten 45 Minuten kreativer: Bei einer ausgefuchsten Freistoß-Variante inklusive Willems-Schuss stand aber wieder einmal der aufmerksame Starke im Weg (40.). So nahmen die Gäste den knappen Vorsprung mit in die Pause.
Bundesliga, 15. Spieltag
Der Beginn des zweiten Durchgangs erinnerte stark an den des ersten: Bayern wirkte schläfrig und bekam ebenso wenig Zugriff in den Zweikämpfen wie Kontrolle und Struktur in das eigene Spiel. Diesmal hielt die FCB-Abwehr aber zumindest so dicht, dass die Hessen keine nennenswerten Abschlüsse verzeichneten. Als Vidal dann nach einem Einsteigen gegen Wolf um die Ampelkarte herumkam, reagierte Heynckes sofort und brachte Tolisso (55.).
Auftrieb gab der Franzose, der unter der Woche doppelt gegen Paris getroffen hatte, dem müden Bayern-Spiel aber nicht. Weiter blieben zweikampfstarke Hessen am Drücker, das unterstrichen teilweise 70 Prozent Ballbesitz in den zweiten 45 Minuten. Doch es änderte sich nichts: In der Hintermannschaft des Rekordmeisters fanden die Hausherren weiter keine Lücke.
Wolf muss erst runter - und darf doch bleiben
Die Schwierigkeit der Aufgabe hätte sich für die SGE in der Schlussphase beinahe erhöht, als Referee Harm Osmers nach einem rüden Einsteigen von Wolf gegen James im Mittelfeld sofort Rot zückte. Doch der Schiedsrichter bemühte den Videobeweis und nahm die Entscheidung zurück - es blieb beim Elf gegen elf (72.). Das half dem Gastgeber trotzdem nicht, um das Kunststück aus den beiden Vorjahren zu wiederholen und dem Rekordmeister zuhause einen Punkt abzuknöpfen. Die beste Abwehr der Liga (elf Gegentore) war an diesem Nachmittag einfach nicht zu überwinden.
Frankfurt spielt am kommenden Dienstag (20.30 Uhr) beim Hamburger SV. Der FC Bayern empfängt am Mittwoch (20.30 Uhr) den 1. FC Köln.