Roger Schmidt nahm im Vergleich zum verdienten 3:1 zum Jahresauftakt gegen Berlin zwei personelle Wechsel vor: Aranguiz und Tah begannen anstelle von Baumgartlinger (Bank) und Dragovic (Oberschenkelverletzung). Damit hatte der Leverkusener Trainer zugleich für einen Vereinsrekord gesorgt: In den letzten 71 Bundesliga-Spielen lief niemals zwei Partien in Serie die gleiche Startelf für Bayer auf.
Gladbachs neuer Coach Dieter Hecking vertraute derweil derselben Elf wie beim nicht zufriedenstellenden 0:0 beim SV Darmstadt 98 . Über dem Auswärtsspiel der Fohlen in der BayArena stand wieder vor allem eine Zeile: Können die Borussen ihren ersten Auswärtssieg der Saison einfahren? Die Antwort fiel eindeutig aus: Ja - und zwar nach einer furiosen Vorstellung - vor allem im zweiten Durchgang.
Premiere: Tah löst seinen Tor-Knoten
Doch schon zu Spielbeginn agierten die Fohlen nach einer anfänglichen Druckphase der Werkself inklusive Großchance für Aranguiz (1.) äußerst mutig, frech, einsatzfreudig und offensiv. Doch spätestens nach einem Nackenschlag in der 31. Minute war es um den Plan der Gäste (zunächst) geschehen: Flankenspezialist Calhanoglu drehte einen Eckball von der rechten Seite punktgenau an den Fünfmeterraum zu Tah, der erst Vestergaard lockerleicht mit seinem bulligen Körper abkochte und schließlich per Kopf zum 1:0 vollstreckte. Dies war das erste Bundesliga-Tor im 60. Spiel für den deutschen Nationalspieler - und das ging definitiv zu einfach.
Ein Bild, zwei Gefühlswelten: glückliche Leverkusener und enttäuschte Gladbacher. Getty Images
1. Bundesliga, 18. Spieltag
Der mexikanische Fluch hat ein Ende
Dieser Schock saß im Lager der Gladbacher tief, das war fortan zu spüren. Die Hecking-Elf trauerte den liegengelassenen Halbchancen durch Raffael (7.), Wendt (10.) und Dahoud (13.) sowie der schwachen Abwehrarbeit beim 0:1 hinterher, schon stand es 0:2. Und wieder gab Calhanoglu sein Standard-Geschick zum Besten: Der türkische Nationalspieler schoss diesmal von der linken Seite scharf nach innen, wo zunächst Bellarabi mit dem Hinterkopf zu Chicharito verlängerte. Der Mexikaner war im Fünfmeterraum ungedeckt und nickte aus kürzester Distanz zum 2:0 ein - Sommer hatte keine Chance. Dem Bayer-Stürmer fielen Steine vom Herzen, denn dies war Chicharitos erstes Bundesliga-Tor seit stolzen 782 Minuten (elf Spiele).
Stindl meldet Gladbach zurück
Furios: Aus einem 0:2 macht Borussia Mönchengladbach in Leverkusen ein 3:2. Getty Images
Der Start in die zweiten 45 Minuten hatte es dann allerdings aus Gladbacher Sicht in sich: Zunächst feuerte Kapitän Stindl den Ball aus 16 Metern nach einem Patzer von Tah überragend in den rechten Winkel (52.), ehe wenig später Wendt über links Gegenspieler Henrichs abhängte und perfekt in den Fünfmeterraum flankte. Dort stand Stindl leicht im Abseits, was allerdings nicht aberkannt wurde, und nickte zum 2:2 ein (58.). Die Fohlen waren damit zurück - und hatten prompt die Großchance zur Führung: Stindl schickte den perfekt startenden Hofmann rechts in den Strafraum, doch dessen Abschluss frei vor Leno konnte im letzten Moment vom grätschenden Tah aufs Tordach befördert werden (62.).
Raffael dreht das Spiel
Doch sei's drum, konnte sich schließlich im Borussen-Lager gedacht werden. Denn in der 71. Minute machten die Fohlen den Wahnsinn in der BayArena perfekt: Kramer eroberte im Mittelfeld den Ball und hob das Leder äußerst elegant in den Lauf von Raffael. Der Brasilianer kochte den erneut nicht gut aussehenden Tah mit einem Haken lockerleicht ab und schob frei vor Leno ins rechte untere Eck ein (71.).
Der Fluch ist zu Ende
Der Rest ist schnell erzählt: Die Werkself rannte diverse Male zwar noch an - und schickte mit Joker Kießling eine echte Sturmkante aufs Feld (77.). Doch eine echte Großchance ein 3:3 war nicht mehr drin. Und so beendeten die Gladbacher ausgerechnet im rheinischen Nachbarschaftsduell den Auswärtsfluch. Doch das furiose 3:2 bedeutete nicht nur den ersten Auswärtsdreier in dieser Spielzeit, sondern auch den erst zweiten Sieg aus den jüngsten 13 Partien. Offenbar hat Coach Hecking der Mannschaft neuen Wind eingehaucht.
Leverkusen ist am kommenden Freitag (20.30 Uhr) beim Hamburger SV gefordert. Gladbach empfängt einen Tag später den SC Freiburg (15.30 Uhr).