Bayer-Coach Roger Schmidt musste gegenüber der 1:2-Auswärtsniederlage bei Werder Bremen auf die beiden Gelbsünder Toprak und Wendell verzichten, für die Papadopoulos und Boenisch in die Startelf rückten. Dritte Änderung: Son begann für Brandt.
VfL-Trainer Dieter Hecking vertraute der Anfangsformation, die zuletzt den 3:0-Heimsieg gegen die TSG Hoffenheim eingefahren hatte.
Das Duell startete mit einem Konter mit Kießling und Bellarabi, der von der Strafraumgrenze an Benaglios Glanztat scheiterte (3.). Es sollte für längere Zeit der einzige Aufreger vor dem Gästetor bleiben, denn was folgte, war eine Demonstration der Niedersachsen.
Zunächst nutzte der VfL im Gegensatz zu Leverkusen gleich seine erste Chance, wenn auch unter gütiger Mithilfe von Bayer: Luiz Gustavo verlagerte im Mittelfeld klug nach rechts zu Vierinha, der loszog. Nach Sololauf flankte der Portugiese aus dem Halbfeld, im Zentrum stand Papadopoulos falsch und Dost nickte aus neun Metern wuchtig ins linke Eck ein (6.).
Bestens organisiert, technisch überlegen, defensiv hellwach - die selbstbewussten "Wölfe" beherrschten das Geschehen gegen Bayer, das immer einen Schritt hinterherhinkte, in der Folge nach Belieben. Und war stets gefährlich, ob aus dem Spiel heraus oder nach Standards. Naldo verpasste noch Rodriguez' Freistoßflanke (12.), nutzte dann aber selbst einen ruhenden Ball zum 2:0: Aus gut 35 Metern jagte er die Kugel per Freistoß aufs Tor, diesmal patzte Leno, der das aufs linke Eck gezogene Leder passieren ließ (17.).
Freistoßschütze Naldo trat in Leverkusen auf den Plan und traf zum 2:0. Getty Images
Und Bayer? Mühte sich, aber zunächst versprühte einzig Bellarabi erneut Gefahr, verzog über die Latte (19.) und bereitete mit entschlossenem Flügellauf Kießlings Halbchance vor (25.). Ganz knapp schrammte dann Calhanoglu per direktem Freistoß am Anschlusstreffer vorbei (27.).
Über die Dominanz der Niedersachsen konnten diese Aktionen nicht hinwegtäuschen. Zwei Minuten später stand es 3:0, weil Hilbert De Bruyne links an der Grundlinie nicht an der Flanke hinderte und Dost mit feinem Füßchen - mit dem rechten Außenrist verlängerte er vom vorderen Fünfer ins lange Eck - den Doppelpack schnürte.
Wolfsburgs Spielfreude hielt bis zur Pause an. Schürrle (Außenpfosten, 34.) und De Bruyne (38.) verpassten eine durchaus mögliche noch höhere Pausenführung.
Der 21. Spieltag
Doppelschlag Son: Bayer bestraft Wolfsburgs Passivität
Schmidt wechselte mit Wiederanpfiff dreifach: Rolfes, Brandt und Drmic kamen für Bender, Calhanoglu und Kießling zum Zug. Die Werkself agierte gegen den VfL, der tiefer stand und die Zügel etwas schleifen ließ, etwas schwungvoller. Lohn der keineswegs strukturierten Bemühungen war das 1:3 durch Son, der nach Bellarabis Schuss den Ball zwischen Benaglios Beinen ins Tor spitzelte, als der Keeper die Hand wohl schon auf der Kugel hatte - das Tor hätte nicht zählen dürfen (57.).
Ein Warnschuss, den die Hecking-Elf nicht wirklich ernst nahm. Denn die Passivität der Gäste hielt an, und Bayer roch Lunte. Benaglio setzte die individuelle Fehlerserie in diesem Match fort, eilte nach Papadopoulos' weitem Schlag an den Sechzehner, wurde von Son mit einem Haken ausgespielt - nur noch 2:3 (62.).
Wettschießen zwischen Son und Dost
Doch der VfL schlug zurück: De Bruyne nach links zum mitgelaufenen Rodriguez, dessen tolle Flanke durch den Strafraum segelte und von Dost am zweiten Pfosten über die Linie gedrückt wurde - Treffer Nummer drei des Niederländers (63.).
Wer dachte, Leverkusen würde sich nach der Aufholjagd durch den neuerlichen Nackenschlag entmutigen lassen, sah sich getäuscht. Denn das Spektakel ging weiter! Nach zu kurz abgewehrter Ecke spielte Castro in den Strafraum nach halbrechts zu Son, der einen Gegenspieler umkurvte und aus elf Metern kernig ins kurze Eck einschoss (67.).
Und die Hausherren deckten Wolfsburger Abwehrschwächen schonungslos auf: Hilbert knallte den Ball am eigenen Strafraum weit weg. Knoche verlängerte in der gegnerischen Hälfte unfreiwillig per Kopf in den Lauf von Bellarabi, der unwiderstehlich Richtung Tor zog und Benaglio tunnelte - 4:4 (72.)!!
Nach wilder Hatz nahm sich die Partie eine kurze Auszeit, um dann farbenfroh weiterzugehen. Referee Dankert zückte eine Flut von Gelben Karten, zudem die Ampelkarte gegen den bereits verwarnten Spahic nach Luftduell mit Dost (82.). Mit Folgen für die im zweiten Abschnitt sehr leidenschaftlichen und stark verbesserten Gastgeber, denn der letzte Angriff des VfL mündete in dessen Sieg: Vieirinha schaltete sich rechts noch einmal ein, seine Flanke erwischte Dost - wer auch sonst? - vor dem verdutzten Leno am ersten Pfosten und lenkte die Kugel ins Netz (90.+3) - der Schlusspunkt unter ein denkwürdiges Spiel.
Die Werkself reist am kommenden Samstag (15.30 Uhr) zum FC Augsburg. Die "Wölfe" spielen unter der Woche zunächst in der Europa League. In der Runde der letzten 32 empfangen die Wolfsburger am Donnerstag (19 Uhr) Sporting Lissabon. In der Liga geht es dann am Sonntag (17.30 Uhr) mit einem Heimspiel gegen Hertha BSC Berlin weiter.