Schalkes Coach Jens Keller überraschte nach dem 0:3 gegen Chelsea in der Königsklasse mit drei Änderungen: Kolasinac, Fuchs und Szalai verdrängten Jones, Meyer und Clemens auf die Bank. Das warf Fragen auf: In welcher Formation wollten die Königsblauen spielen? Die Antwort: Kolasinac begann links hinten, Fuchs davor und Aogo im defensiven Mittelfeld. Draxler kam über rechts und Boateng gab den Zehner, währen Szalai stürmte. Dagegen setzte Dortmunds Trainer Jürgen Klopp auf Kontinuität und beließ es bei einem Wechsel. Im Vergleich zum 2:1 beim FC Arsenal spielte Aubameyang auf der rechten Außenbahn anstelle von Blaszczykowski (Bank).
Schiedsrichter Knut Kircher pfiff die Partie mit knapp fünfminütiger Verspätung an. Einige Unverbesserliche im BVB-Block hatten Feuerwerkskörper gezündet - Pyrotechnik flog auf den Platz, ein Bengalo sogar mitten in eine Gruppe von Schalker Fans. Die Sicherheitskräfte bekamen allerdings rasch Ruhe ins Geschehen, und das 143. Revierderby konnte beginnen. Zunächst passierte nicht viel, da sich beide Mannschaften abtasteten und bis auf zahlreiche Zweikämpfe nichts zustande brachten.
Der 10. Spieltag
Das änderte sich aber erstmals nach 14 Minuten, als Subotic mit einem guten Ball Großkreutz anspielte. Dieser hebelte Kolasinac mit einem durchgesteckten Pass auf Mkhitaryan aus. Der Armenier wiederum hatte das Auge für Reus, der abschließend am rechten Fünfereck quer legte auf den mitgelaufenen Aubameyang - 1:0. Die Führung der Westfalen hatte sich angebahnt, da der BVB zuvor immer mehr Zugriff bekommen hatte. Auch in der Folge machten die Schwarz-Gelben den besseren Eindruck. Die Borussia war zielstrebiger und kam über Aubameyang (21.), Reus (23.) und Lewandowski (25.) zu weiteren Möglichkeiten.
Den Knappen fehlte es keineswegs am Willen, dafür aber an Durchschlagskraft. S04 konnte die eigenen Angriffe kaum einmal zu Ende spielen und hatte dann auch noch Pech, als Boateng per Elfmeter (Subotic an Fuchs) an Weidenfeller scheiterte (30.). Dieser vergebene Strafstoß fungierte als Initialzündung für die Königsblauen, die danach deutlich besser im Spiel waren: Boateng ließ gegen seinen Ex-Klub eine weitere Möglichkeit ungenutzt (31.). Phasenweise wurde von beiden Teams feiner Fußball gezeigt, allerdings kam hüben wie drüben der finale Pass nicht an, sodass es ohne weitere Treffer zum Pausentee ging.
Keller schüttelt ein Ass aus dem Ärmel - Klopp aber auch
Am Boden zerstört: Kevin-Prince Boateng. Getty Images
Nach Wiederanpfiff wurde es emotionaler, auch aufgrund zahlreicher Nickeligkeiten in den intensiven Zweikämpfen. Spielerisch war die Begegnung nur mehr noch Durchschnitt - und dann sorgten die Dortmunder auch noch für die frühe Vorentscheidung. Mkhitaryan entwischte auf der rechten Außenbahn und bediente dann den mitgelaufenen Sahin, der aus 18 Metern sehenswert in den rechten Winkel traf und ausgerechnet im Derby sein erstes Saisontor erzielte (51.).
Mit der Zwei-Tore-Führung im Rücken schaltete die Dortmunder jedoch einen Gang zurück und wollten den Dreier dann mit angezogener Handbremse über die Zeit bringen. Das sollte sich rächen, denn Keller schüttelte ein Ass aus dem Ärmel. Namentlich handelte es sich dabei um Meyer, der zwei Minuten nach seiner Einwechslung den Anschlusstreffer markierte: Der 17-Jährige tanzte zuerst Subotic aus und bediente Szalai. Dieser scheiterte noch an Weidenfeller, von dem der Ball aber zurück zu Meyer prallte - 1:2 (62.).
Leise Hoffnung keimte bei den Gastgebern wieder auf. Doch der Traum zerplatzte letztlich, auch weil Klopp ebenfalls ein glückliches Händchen bewies und die Entscheidung einwechselte: Draxler verlor den Ball am gegnerischen Sechzehner an Mkhitaryan, der danach über das gesamte Feld rannte und dann auch noch das Auge für den wenige Augenblicke zuvor eingewechselten Blaszczykowski hatte. Dieser bedankte sich, vollendete trocken zum 3:1 und räumte damit alle Zweifel über Sieg oder Niederlage aus dem Weg (74.).
Die Schalker sind am kommenden Spieltag erneut samstags gefordert, dann wird es ab 15.30 Uhr in Berlin für die Gelsenkirchener wieder ernst. Tags zuvor greifen die Dortmunder gegen Stuttgart wieder ins Geschehen ein - Anpfiff ist um 20.30 Uhr.