Wolfsburgs Trainer Felix Magath musste seine Abwehr gezwungenermassen komplett umkrempeln. Kyrgiakos (Rotsperre) und Russ (Gelbsperre) fielen aus. Chris war noch nicht fit, Friedrichs Vertrag war aufgelöst worden und Kjaer wurde verkauft. Im Vergleich zur 1:3-Auswärtsniederlage in Leverkusen begannen Orozco und Thoelke in der Abwehr der "Wölfe" und kamen damit beide zur ihrem Bundesliga-Debut. Dazu ersetzte Magath im rechten Mittelfeld noch Ochs durch Salihamidzic. Sein Gegenüber Dieter Hecking schickte im Vergleich zum 3:3-Unentschieden gegen Mainz eine auf drei Positionen veränderte Startelf aufs Feld. Pinola (Muskelfaserriss) wurde auf der linken Abwehrseite durch Plattenhardt ersetzt. Im Mittelfeld begannen Hegeler und Esswein für Bunjaku und Cohen.
Beide Mannschaften kamen nur sehr schleppend in die Partie. Dabei hatten sich die Nürnberger schnell in der Abwehr gefunden und lauerten auf Konterchancen. Die Wolfsburger ihrerseits bissen sich an der Defensive der Gäste schon weit vor dem Strafraum die Zähne aus.
Der 9. Spieltag
Zwei Schussversuche aus der Distanz durch Lakic (11.) und Orozco (13.), die ihr Ziel verfehlten, bildeten deshalb auch die Höhepunkte der ersten Viertelstunde.
Danach zogen die Hausherren das Tempo an und es stellten sich prompt Torchancen ein. In der 20. Minute konnte Club-Verteidiger Chandler eine Lakic-Flanke gerade noch vor Mandzukic klären. Kurze Zeit später legte Mandzukic per Kopf auf für Lakic, der am glänzend reagierenden Stephan im Club-Tor scheiterte (22.).
Mit der nächsten Chance gelang den "Wölfen" der Führungstreffer - unter gütiger Mithilfe der gesamten Nürnberger Defensive. Plattenhardt ließ Dejegah unbedrängt flanken. In der Mitte standen Klose und Chandler falsch und Torwart Stephan segelte auch noch unmotiviert unter der Flanke hindurch. Mandzukic musste am zweiten Pfosten nur noch den Kopf hinhalten, um den Führungstreffer zu markieren (24.).
Die Gäste zeigten sich keineswegs geschockt, sondern öffneten schnell die Defensive und starteten Gegenangriffe. Schnell stellten sich auch Möglichkeiten ein. In der 31. Minute fischte Benaglio in höchster Not einen Kopfball von Pekhart von der Linie. Eine Minute später wäre auch der Schweizer Nationalkeeper machtlos gewesen. Esswein umkurvte auf der linken Seite Salihamidic und hob den Ball Richtung rechte Ecke. Der Schuss ging an den Pfosten und klatschte von dort ins Feld zurück (32.).
Danach spielte das Heimteam wieder mit mehr Konzentration nach vorne. Prompt kam die Gästedefensive ins Schwimmen. Madlung (37.) und Orozco (38.) konnten aber keinen weiteren Flurschaden anrichten.
Bitter wurde es für die Elf von Felix Magath Sekunden vor der Pause. Nach einem Zweikampf blieb Madlung am Boden und musste behandelt werden. Mit schmerzverzerrtem Gesicht humpelte der Innenverteidiger nach dem Halbzeitpfiff in die Kabine.
Wie zum Ausdruck der Wolfsburger Personalnot in der Abwehr kam zu Wiederbeginn Mittelfeldspieler Polak für Madlung in die Partie. Der Tscheche debütierte damit auf der Position des Innenverteidigers.
Die Gäste versuchten die erneute Schwächung der Wolfsburger Defensive sofort ausnützen und erhöhten den Druck auf die Abwehr des Heimteams. Dabei musste Benaglio in der 54. Minute sein ganzes Können aufbieten, um einen Schuss von Feulner noch um den Pfosten zu drehen.
Das Spiel hatte sich nun in die Hälfte der Wolfsburger verlagert, die sich auf Verteidigung der Führung verlegten und auf gelegentliche Konter setzten. Dabei hätte Hitzlsperger in der 56. Minute die Vorentscheidung auf dem Fuß. Stephan musste Kopf und Kragen riskieren, um gegen den durchgebrochenen Wolfsburger zu retten.
Das Spiel der Wolfsburger hatte aber trotz dieser Möglichkeit einen Knacks erhalten. Die Hausherren gaben große Teile des Mittelfelds preis und versuchten nur noch, die knappe Führung über die Zeit zu bringen. Dieses Unterfangen misslang in der 70. Minute gründlich. Simons hatte den Ball durch die Schnittstelle der Viererkette zu Eigler gesteckt. Der lief der verduzten "Wölfe-Abwehr" auf und davon und ließ auch Benaglio keine Chance.
Damit rutschte das Herz der Heimelf noch tiefer in die Hose. Mit amateurhaften Fehlern luden die Magath-Schützlinge den Gegner zum Toreschießen ein. In der 75. Minute eroberte Esswein im Mittelkreis den Ball gegen Polak und steuerte alleine auf Benaglio zu. Der Keeper behielt aber die Nerven und gewann das Duell gegen den Stürmer.
Wenig später war es erneut Esswein, der die Nürnberger Führung auf dem Fuß hatte. Thoelke hatte im eigenen Strafraum über den Ball gesäbelt, doch erneut scheiterte Esswein an Benaglio (77.).
Umso glücklicher fiel unerwartet der erneute Führungstreffer für die Magath-Elf. Bei einem der wenigen vorzeigbaren Angriffen der "Wölfe" zog Frantz mit einer unglücklichen Aktion Dejagah im Strafraum die Beine weg (82.). Den fälligen Elfmeter verwandelte Mandzukic nervenstark in die linke untere Ecke und ließ Stephan keine Chance (83.).
Damit kehrte auch wieder ein wenig Selbstvertrauen in die Reihen der Wolfsburger zurück. Gegen die jetzt mit aller Macht anrennenden Gäste hatten Benaglio und seine Vorderleute in der Schlussphase nur noch eine brenzlige Situation zu überstehen. Simons stocherte in der 90. Minute einen abgeprallten Feulner-Freistoß über das Tor.
Der VfL ist am Samstag (18.30 Uhr) zu Gast in Hamburg. Am selben Tag (15.30 Uhr) empfängt der Club den VfB Stuttgart.