Bitterer Abgang: David Jarolim musste schon vor der Pause vom Platz. dpa
HSV-Coach Thomas Doll baute gegenüber dem 2:2 in Frankfurt notgedrungen zwei Neue in der Abwehrreihe ein: Benjamin auf rechts und Mathijsen als linker Innenverteidiger standen in der Startelf. Reinhardt (Muskelfaserriss) und nach einem Test kurz vor Spielbeginn auch Kompany (Adduktorenverhärtung) konnten nicht auflaufen. Wicky bildete mit Mathijsen die Innenverteidigung, de Jong wechselte von rechts hinten auf seine angestammte Position im defensiven Mittelfeld.
Bei Schalke 04 nahm Trainer Mirko Slomka ebenfalls zwei Änderungen in seiner Startformation vor: Rafinha kehrte nach seiner Pause beim 1:3 in Leverkusen zurück und verdrängte Varela. Für den zu einer zweiwöchigen Pause gezwungenen Ernst (Schambeinsyndrom) rückte Hamit Altintop ins Team.
Ruhig gingen die 22 Akteure die als "Krisen-Gipfel" überschriebene Partie in der ausverkauften AOL-Arena an. Dabei gab es einiges zu tun: Die in den letzten 13 Begegnungen sieglosen Hamburger wollten ebenso die Negativ-Serie beenden wie die Gäste, die ihre letzten drei Auswärtsspiele verloren hatten.
Auf Torszenen mussten die Zuschauer auf beiden Seiten allerdings fast eine Viertelstunde warten. So lange versuchte der HSV vergeblich, über Standardsituationen von Trochowski Gefahr herauf zu beschwören. Zielstrebiger präsentierten sich die Schalker in Person von Halil Altintop der nach einem eher zufällig abgefangenen Pass von Mathijsen energisch an Wicky vorbei zog und aus 14 Metern Kirschstein überwand (16.).
Der 7. Spieltag
Die Doll-Elf hatte mit dem Schock des Rückstandes sichtlich zu kämpfen und haderte zudem mit dem fehlenden Glück. Zwar setzte Ljuboja das Leder nach 22 Minuten per Hacke in die Maschen, das Schiedsrichtergespann um Dr. Felix Brych hatte die Situation aber zuvor unterbunden, weil Laas den Ball bei seiner Vorlage erst hinter der Torauslinie erwischt hatte.
Zu ideenlos präsentierte sich der HSV über weite Strecken, kam über einen seltenen schnellen Angriff dennoch zum Ausgleich. Über Jarolim kam der Ball zu Sanogo, der aus dem Mittelfeld Trochowski steil schickte. Der Neu-Nationalspieler zog aus 14 Metern halblinker Position ab, abgefälscht vom grätschenden Bordon sprang das Leder an Rost vorbei in die Maschen (30.).
Der Ausgleich verunsicherte nun auch die Gäste, so dass in der Schlussphase der ersten Hälfte kaum Fußball, dafür aber jede Menge Hektik, Härte und Meckereien zu sehen waren. Opfer dieser Spielweise wurde Jarolim, der sich innerhalb von nur drei Minuten durch Fouls an Krstajic und Kobiashvili die Gelb-Rote-Karte "verdiente" (43.), nachdem Mannschaftskollege de Jong kurz zuvor dem gleichen Schicksal nur knapp entgangen war.
Entschlossen zum Erfolg: Halil Altintop wird von Kevin Kuranyi für sein Tor gefeiert. dpa
Mit zwei frischen Kräften - Fillinger und Feilhaber kamen für Ljuboja und den Rot-gefährdeten de Jong - ging der dezimierte HSV in den zweiten Durchgang und hatte fast umgehend die Führung auf dem Fuß. Nach starkem Körpereinsatz von Krstajic gegen Sorin zeigte Schiedsrichter Dr. Felix Brych auf den ominösen Punkt. Sanogo trat zum Strafstoß an, scheiterte aber mit einem zu unplatzierten Schuss an Keeper Rost (49.).
Die vergebene Großchance bestrafte Schalkes Kapitän höchstpersönlich. Bordon leitete einen flüssigen Angriff der "Königsblauen" selbst ein, über Kuranyi kam die Kugel zu Hamit Altintop, der direkt flankte. Im Zentrum stieg der aufgerückte Schalker Innenverteidiger dann unaufhaltbar hoch und köpfte zur erneuten Führung ein (53.).
Die Hausherren mühten sich in der Folge redlich, Spielfluss oder kreative Elemente waren bei den Norddeutschen jedoch in keiner Phase zu erkennen, so dass die "Knappen" leichtes Spiel hatten, die Hamburger Angriffe zu stoppen. Die Slomka-Truppe zeigte aber selbst zu wenig Engagement und Zielstrebigkeit, um die Partie durch einen weiteren Treffer frühzeitig zu entscheiden. Varela vergab in der 90. Minute frei vor Kirschstein, so dass Rost bei einem fulminanten Trochowski-Freistoß in der Nachspielzeit mit einer Parade den "Dreier" sichern musste.
Während für die HSV-Spieler nun die Reise zum schweren Champions-League-Spiel in Porto auf dem Programm steht, haben sich die Schalker in der Bundesliga-Spitzengruppe festgesetzt und treffen nun beim nächsten Bundesliga-Auftritt auf Hannover 96.