Beim Hamburger SV gab es nach dem jüngsten 2:1-Erfolg in Stuttgart folgende personelle Änderungen: Demel und Trochowski kamen für Klingbeil und Mahdavikia (Wadenzerrung). Bayern Münchens Trainer Felix Magath brachte nach dem 1:0-Sieg in Frankfurt den wiedergenesenen Ballack und Zé Roberto für Deisler und Schweinsteiger.
Die Anfangsphase in der ausverkauften AOL-Arena verlief äußerst gemächlich. Die Bayern standen sehr weit zurückgezogen, griffen erst spät an und bauten einen sehr engmaschigen Gürtel um den Strafraum herum auf. Der HSV hatte viel Ballbesitz, suchte aber zunächst vergeblich nach einer Lücke. Nach Balleroberung verschleppte der FCB das Tempo, initierte keine schnellen Gegenstöße. Ein wenig überraschend gingen die Hanseaten bereits in der 10. Minute mit der ersten Torchance in Führung: Ein weiter Diagonalpass aus dem Mittelfeld fand - abgefälscht von Karimi - den Weg zu van der Vaart, der Kahn mit einem Flachschuss aus 14 Metern halbrechter Position keine Chance ließ. Die Münchner fanden zu keinem Spielrhythmus, auch wenn sie nun etwas engagierter agierten. Die Abwehr des HSV präsentierte sich zweikampfstark und sehr aufmerksam. Die Partie wurde von beiden Seiten sehr intensiv geführt. Die Nerven waren stark angespannt, was sich immer wieder in hitzigen Debatten nach Schiedsrichterentscheidungen und teilweiser Rudelbildung entlud. Die Bayern bekamen zwar mehr und mehr Spielanteile, auch weil der HSV mit der Führung im Rücken nicht alles nach vorne warf, taten sich im Spielaufbau aber äußerst schwer. Der Weg in den Strafraum war zumeist versperrt. Bei Flanken nach Freistößen hatte die von Boulahrouz und van Buyten umsichtig organisierte Abwehr der Hanseaten die Lufthoheit und die Lage im Griff. Zu Beginn der zweiten Hälfte brachte Magath mit Schweinsteiger und Guerrero zwei neue Kräfte. Und die Münchner zeigten sich nun um einiges engagierter, druckvoller, beweglicher. Und zwar geistig wie körperlich. Die Doll-Schützlinge verteidigten mitunter mit zehn Mann am und um den eigenen Strafraum, blieben aber bei schnellen Kontern gefährlich. So traf erst Trochowski aus acht Metern das Außennetz, dann zwang Lauth mit einem harten 18-Meter-Schuss Kahn zu einer Glanzparade. Und kurz nachdem Magath mit Scholls Einwechslung noch ein weiteres Mal die Offensive stärken wollte und Lizarazu herausnahm, übertölpelten die Hanseaten die nach vorne orientierten Bayern: Barbarez spielte mit viel Übersicht flach in die Gasse zum Ex-Münchner Trochowski, der Lucio ins Leere laufen ließ und den Ball mit rechts aus 16 Metern in den rechten Winkel drosch (62.). Den Münchnern fiel auch in der Folge nichts Endscheidendes ein, den Hamburger Riegel knacken zu können. Die Abspiele waren häufig nicht präzise genug, so dass die Hanseaten immer wieder dazwischen gehen konnten. Die Doll-Elf zeigte sehr hohen Einsatz, Laufbereitschaft und Zweikampfstärke, womit sie den Bayern den Schneid abkauften. Egal, was Ballack und Co. probierten, die aufmerksamen Norddeutschen wussten eine Antwort. Die Innenverteidigung beherrschte bei Flanken, die fast ausschließlich durch Standards möglich waren, den Luftraum. Die Außenseiten waren meist gut zugestellt. Durch die Mitte ließ der HSV gar nichts zu. Erst als die Konzentration in den Schlussminuten ein wenig nachließ, unterlief auch mal ein Fehler. Lucio kam nach Hereingabe von Sagnol aus zwölf Metern völlig frei zum Schuss, der Weltmeister drosch den Ball aber hoch drüber und weit daneben. Die Siegesserie des FC Bayern München ist nach 15 Erfolgen am Stück in Hamburg gerissen. Der HSV gewann nach einer hervorragenden Mannschaftsleistung verdient gegen den noch immer die Tabelle anführenden FCB. Taktisch klasse eingestellt, geriet der Erfolg der Hanseaten praktisch nie wirklich in Gefahr, weil dem deutschen Meister über die gesamte Spielzeit keine probaten Mittel einfallen wollten.