Bundesliga

Ex-Nationalspieler hört auf: Kevin Kuranyi beendet seine "gute Karriere" - mit einem Scherz

Ex-Nationalspieler hört auf

Kuranyi beendet "gute Karriere" - mit einem Scherz

52 Länderspiele - und doch zwei bittere Enttäuschungen: Kevin Kuranyi im DFB-Trikot.

52 Länderspiele - und doch zwei bittere Enttäuschungen: Kevin Kuranyi im DFB-Trikot. picture alliance

"Irgendwann kommt die Zeit dafür", sagt Kevin Kuranyi, und er hat das Gefühl, dass das genau jetzt der Fall ist: Am Freitag erklärte er gegenüber der Deutschen Presse-Agentur und auf seiner Website seine Profi-Karriere offiziell für beendet. "Ich bin 35 geworden und möchte mehr Zeit haben für andere Dinge."

Die Saison 2015/16 hatte er noch mal in der Bundesliga bei 1899 Hoffenheim verbracht, war aber nicht über fünf Startelf- und neun Joker-Einsätze hinausgekommen. Kein Tor und keine Vorlage stand für ihn im Kraichgau zu Buche - das war in seiner Laufbahn zuvor gänzlich anders gewesen.

1997 war Kuranyi als 15-Jähriger von Panama zum VfB Stuttgart gewechselt und schaffte dort bald den Durchbruch: Bis 2005 kam er auf 99 Bundesliga-Einsätze, garniert mit satten 40 Toren und 18 Assists; und so schlug anschließend der FC Schalke zu, bei dem er in fünf Spielzeiten weitere 162 Bundesligaspiele, 71 Tore und 30 Assists folgen ließ.

Seine DFB-Karriere endet jäh: "Das war bitter"

Kuranyi wuchs in Panama auf, dem Heimatland seiner Mutter, sein Vater stammt aus Deutschland, sein Großvater aus Ungarn, sein Urgroßvater aus Dänemark. Geboren wurde Kuranyi, klar, in Brasilien. Und als er Schalke schließlich als bis heute viertbester Torschütze der Klubgeschichte verließ, lernte er mit Russland ein weiteres Land kennen: Fünf Jahre verbrachte er insgesamt bei Dynamo Moskau.

Der Blinde hört endlich auf.

Kevin Kuranyi auf seiner Website

Seine Karriere in der Nationalmannschaft war da schon vorüber, sie endete 2008 jäh: Weil er das Dortmunder Stadion beim EM-Qualifikationsspiel gegen Russland eigenmächtig noch vor der zweiten Hälfte verlassen hatte, bekam er nie wieder eine Einladung von Joachim Löw. Kuranyi hatte es bei jener Partie nicht in den Kader geschafft und nur auf der Tribüne gesessen. "Das Ende war bitter", erinnert er sich, "aber ich habe daraus viel gelernt. Wünschen möchte ich diese Erfahrung aber niemandem. Das hat mich die ganze Karriere lang begleitet."

Bei Klinsmanns Debüt glänzt er - doch der nimmt ihn nicht mit zur WM

Letztlich kann er immerhin auf 19 Tore in 52 A-Länderspielen zurückblicken, das erste 2003 beim 1:1 gegen Litauen, das erfolgreichste mit drei Toren beim 3:1 gegen Österreich im August 2004, als Jürgen Klinsmann sein Debüt als Cheftrainer feierte. Zur Heim-WM 2006 nahm ihn dieser jedoch überraschend nicht mit - so bleiben die Europameisterschaften 2004 und 2008 seine einzigen Turniere im DFB-Dress.

In der Bundesliga bleiben die Vizemeisterschaften mit Stuttgart (2003) und Schalke (2005, 2007) sowie der Ligapokalsieg mit Schalke (2005) die einzigen "Titel", Hoffenheim seine letzte Station: Seit vorigem Sommer nahm er keine Offerte mehr an. "In den Monaten ohne Verein habe ich gefühlt, dass sich meine Familie in Stuttgart einlebt. Und wie glücklich meine Familie und ich sind, wenn ich zum Beispiel an Geburtstagen zuhause bin", erklärte Kuranyi am Freitag.

"Ich habe mich für die Familie entschieden - und für meine Heimat Stuttgart"

"Es gab zwar verschiedene Angebote, über die ich tagelang nachgedacht habe. Zum Beispiel aus Brasilien, meinem Geburtsland. Am Ende des Tages habe ich mich aber für die Familie entschieden. Und für meine Heimat Stuttgart." Er sei bei der Klubsuche sehr anspruchsvoll gewesen. "Ich wollte weiterkicken. Aber nicht um jeden Preis. Und der Preis, von meiner Familie getrennt zu sein, war mir zu hoch." Doch auch so findet er: "Ich hatte eine gute Karriere."

Und jetzt? "Ich will dem Fußball erhalten bleiben und meine Erfahrungen weitergeben. Ein paar wertvolle Tipps hätte ich für junge Fußballer ja auf Lager", scherzt er: "Zum Beispiel, bei Länderspielen bis auf den Schlusspfiff zu warten, bevor man das Stadion verlässt. Oder zum Reporter am Spielfeldrand nicht sagen: 'Auf so eine Scheißfrage antworte ich nicht.' Wobei: Mein Sohn hat mit dem YouTube-Video immer einen Riesenspaß."

jpe

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