3. Liga

Sündenbock Braun? Stipic will "weiter auf ihn setzen"

Wechsel nach Münster bestätigt

Sündenbock Braun? Stipic will "weiter auf ihn setzen"

Auswechslung kurz vor Halbzeit: Kickers-Akteur Sandrino Braun (m.) wird von Coach Tomislav Stipic (r.) vom Feld genommen.

Auswechslung kurz vor Halbzeit: Kickers-Akteur Sandrino Braun (m.) wird von Coach Tomislav Stipic (r.) vom Feld genommen. imago

Stipic war wütend. Immer wieder hatte der Coach während der ersten Hälfte im Spiel gegen Erfurt laute Anweisungen auf das Feld gebrüllt und seine Spieler zurechtgewiesen. Irgendwann griff der 36-Jährige zu einem Stück Papier, auf das er taktische Anweisungen schrieb und seinen Spielern auf das Feld reichte. Doch auch das half nichts. Das Spiel seiner Elf blieb auf einem mäßigen Niveau, nach vorne harmlos und geprägt von zahlreichen Abspielfehlern. Zudem sei kein Spielfluss entstanden, kritisierte Stipic, und seine Mannschaft habe zu viele Standards provoziert, bei denen besondere Gefahr von den Erfurtern ausgehe.

Es war einfach so, dass das Spiel unruhig war. Dazu hat Sandrino auch beigetragen.

Tomislav Stipic über seinen Mittelfeld-Akteur
Stuttgarter Kickers - Die letzten Spiele
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Spielersteckbrief Braun-Schumacher
Braun-Schumacher

Braun-Schumacher Sandrino

3. Liga - Tabelle
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Trainersteckbrief Stipic
Stipic

Stipic Tomislav

Wenige Sekunden vor dem Halbzeitpfiff hatte der Kroate deshalb reagiert und Braun für Lhadji Badiane ausgewechselt. Mit dem 27-Jährigen traf es einen Spieler, der vor der Partie seinen Abgang zum Saisonende verkündet hatte. Wollte Stipic den Mittelfeldmann also abstrafen? Ihn zum Sündenbock machen? Der Trainer bemühte sich eilig, diesen Vorwurf auszuräumen. Vielmehr habe es sich um eine taktische Maßnahme gehandelt. "Es war einfach so, dass das Spiel unruhig war", sagte er, "Dazu hat Sandrino auch beigetragen." Zudem wollte er mit einem weiteren Offensivspieler auf ein 4-3-3-System umstellen.

Ein Beigeschmack bleibt trotzdem. Denn warum Stipic nicht bis zur Halbzeitpause wartete, den ehemaligen Kapitän stattdessen unter Pfiffen wenige Sekunden vor der Pause herausnahm, sorgte für Unverständnis. "Wir waren uns im Trainerteam einig, dass der Hallo-Wach-Effekt dadurch größer ist", erklärte er gegenüber den Stuttgarter Nachrichten. Seinen Spieler nahm er zudem in Schutz: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass es an der Einstellung gelegen hat", sagte er und zerstreute damit Bedenken, dass Braun womöglich mit seinen Gedanken schon bei seinem zukünftigen Arbeitgeber sein könnte. Stipic bekräftigte vielmehr: "Ich werde auch weiterhin auf ihn setzen."

Braun: "Keiner hat mit mir geredet"

Völlig vom Tisch ist das Thema trotzdem noch nicht. Denn Braun hatte unter der Woche in einem Zeitungsinterview Vorwürfe gegenüber den Kickers-Verantwortlichen erhoben. "Keiner vom Verein hat mit mir wegen einer Verlängerung meines auslaufenden Vertrags geredet", sagte er gegenüber den Stuttgarter Nachrichten. "Da muss man sich Gedanken machen." Sportdirektor Michael Zeyer bestätigte indirekt: "Wir haben uns wenig Chancen ausgerechnet, da wir finanziell mit vielen Klubs in der Liga nicht mithalten können."

Wechsel nach Münster bestätigt

Am Dienstag bestätigten sich nun, was sich schon länger als Gerücht hielt: Braun wird sich dem SC Preußen Münster anschließen, wo sein ehemalige Coach Horst Steffen inzwischen Trainer ist. "Sandrino kann dem eigenen Mittelfeld durch sein gutes strategisches Spiel eine große Stabilität verleihen. Darüber hinaus ist er jemand, der mit einer hohen Intensität auf dem Platz steht", erklärt Preußen-Sportvorstand Carsten Gockel auf der Vereinswebsite. "Wir erhoffen uns von Sandrino, dass er die neue Spielidee, die etabliert werden soll, transportieren kann, da er unter Horst Steffen schon zu Kickers-Zeiten ein wichtiger Baustein war."

kon