Die magere Punktausbeute ist nicht wirklich eine Sensation. Viele Experten hatten den Lüneburger SK aber nicht als so chancenlos angesehen. Doch fehlt dem LSK wirklich die Klasse für die 4. Liga? Trainer Elard Ostermann verneint dies: "Wenn ich die vergangenen zehn Wochen so sehe, dann bin ich stolz auf unsere Entwicklung. Wir spielen guten Fußball, uns mangelt es nur an Erfahrung." Und an Erfolgserlebnissen, die es bislang nur im Pokal gab. Da haben die Siege in Rehden und Havelse gezeigt, dass die Lüneburger mithalten können. Nur in der Liga fehlt noch "der Brustlöser", wie es Ostermann nennt.
Und doch verwundert die Begründung der Erfahrung, denn Spieler wie Patrick Posipal, Tezcan Karabulut, Muhamed Alawie, Ali Moslehe, Malik Issahaku oder Hedon Selishta haben allesamt schon viele Partien in der Regionalliga absolviert. Doch Ostermann weist auf einen besonderen Punkt hin. "Wir haben Spieler, die viel mehr Belastung haben als früher." Gemeint sind etwa Karabulut oder Alawie, die nun neben dem Fußballspielen auch arbeiten und teilweise morgens um 6 Uhr beginnen.
Pospals Ausfall wiegt schwer
Zudem hat das Verletzungspech die Lüneburger arg gebeutelt. So fällt mit Patrick Posipal (Verdacht auf Pfeiffersches Drüsenfieber) der Kopf der Mannschaft seit drei Spielen aus. Der Zeitpunkt seiner Rückkehr ist ungewiss. "Wir wussten vorher, dass er der zentrale Spieler bei uns sein würde. Sein Ausfall wiegt besonders schwer", sagt Ostermann.
Außerdem gab es im Meppen-Spiel den zweiten Kreuzbandriss innerhalb von fünf Tagen: Innenverteidiger Malik Issahaku zog sich einen Riss im vorderen Kreuzband des rechten Knies zu, wird damit monatelang ausfallen. Exakt die gleiche Verletzung hatte sich in der vergangenen Woche Stürmer Philipp Borges im Training zugezogen.
Wenn dann noch Akteure wie Dennis Richter und Björn Schlottke fehlen, muss der Trainer auf Spieler zurückgreifen, die in der vorigen Saison teilweise noch in der Landesliga kickten. Oder auf Youngster bauen, die eigentlich langsam an die Regionalliga herangeführt werden sollten.
Jetzt haben wir jede Woche ein Highlight.
Lüneburgs Torwart Maximilian Wulf über die anstehenden Spiele
Doch die Mannschaft hat längst noch nicht aufgegeben. Das Problem liegt in der Defensive, jeweils drei Gegentore in den vergangenen drei Spielen sind zu viel. Das weiß auch Innenverteidiger Matti Grahle, bislang in der Abwehr noch der verlässlichste Spieler: "In der Oberliga hat man kleine Fehler noch ausgleichen können. Aber in der Regionalliga bekommt man nach kleinen Fehlern sofort das Gegentor." Keeper Maximilian Wulf verdeutlicht: "Jetzt haben wir jede Woche ein Highlight. Und deshalb müssen wir 90 Minuten wach sein, können uns keine schwachen 30 Minuten erlauben."
Beide wissen aber auch, dass die Zeit drängt. "Wir schaffen das nur als Mannschaft, da rauszukommen", findet Wulf. Noch konkreter wird Grahle: "Wir müssen in der Defensive mit der gesamten Mannschaft vernünftig arbeiten. Und wir müssen versuchen, das möglichst schnell hinzubekommen." Ein kleiner Fingerzeig an die Offensivspieler, die nicht immer konsequent mit nach hinten arbeiten.
Ostermann baut auf die zweiwöchige Pause der Lüneburger nach dem Havelse-Spiel: "Da können wir durchschnaufen." Für Sonntag kündigt er schon mal an: "Wir werden in Havelse noch einmal alle Kräfte bündeln, da haben wir unser letztes Erfolgserlebnis gefeiert." Das war am 20. August im Viertelfinale des NFV-Pokals, als Keeper Wulf mit zwei gehaltenen Elfmetern der Held beim 7:6-Drama war. Das ist zwar schon etwas länger her, aber die LSK-Spieler nehmen diesen Strohhalm für das Spiel am Sonntag dankend an. Grahle: "Ein einziger Sieg könnte uns das nötige Selbstvertrauen wiedergeben."
Ulrich Pott