Nationalelf

Droht ein Richtungsstreit in der DFB-Auswahl?

Höchst unterschiedliche Interpretationen: Draxler contra Hummels

Droht ein Richtungsstreit in der DFB-Auswahl?

Ein Spiel, zwei konträre Einschätzungen: Julian Draxler und Mats Hummels.

Ein Spiel, zwei konträre Einschätzungen: Julian Draxler und Mats Hummels. imago

Mats Hummels, der 29-jährige Weltmeister, findet im Gespräch mit dem kicker, dass "man uns nicht viel vorwerfen kann" und dass "im Moment das große Ganze, die Spielanlage und die Einstellung nicht schlecht" gewesen sei.

Hummels: "Wir haben eine echt gute Mannschaft"

Der Bayern-Abwehrspieler kritisierte die Chancenverwertung sowie das Verhalten vor den Gegentoren zum 0:2 und 0:3. Dennoch moniert er aktuell den "respektlosen" Umgang mit der DFB-Auswahl. "Im Moment wird auf alles draufgeschossen. Es ist nicht so, dass wir in der Vergangenheit leben, sondern dass wir eine echt gute Mannschaft haben. Wir sind mit die Besten in dem, was wir machen, haben normal immer eine gute Nationalelf und werden teilweise behandelt wie Vollamateure", so Hummels.

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Demgegenüber sieht Julian Draxler, 25-jähriger Bankdrücker bei Paris St. Germain und Kapitän der Confed-Cup-Siegermannschaft von 2017 in Russland, tiefgreifende Probleme im deutschen Spiel. "Wenn wir sagen, wir machen alles richtig, aber treffen das Tor nicht, wäre das gelogen. Wir sind zu harmlos, haben wenige Überraschungsmomente, (...) es fehlen die Ideen, etwas Besonderes zu machen, die Risikobereitschaft", so der frühere Wolfsburger und Schalker.

Wenn es so weitergeht, werden wir nicht so schnell in die richtige Richtung zurückkommen.

Julian Draxler

Das größte Manko aus Draxlers Sicht: "Wir spielen immer so hin und her, bis wir den Ball verlieren und den Konter kassieren. So können wir nicht weitermachen. Wenn es so weitergeht, werden wir nicht so schnell in die richtige Richtung zurückkommen."

Dass in der Schlussphase das angesprochene "Konter kassieren" auf Draxlers Kappe ging, verschweigt der Mittelfeldspieler nicht. "Beim 0:2 muss ich mir an die eigene Nase fassen, da verliere ich den Ball."

Kimmich: "Schönreden bringt jetzt nichts mehr"

Nachdenkliche Töne schlägt auch Joshua Kimmich an, der gegen die Niederländer der beste deutsche Spieler war. Der Bayern-Profi, der unter Bundestrainer Joachim Löw nach der WM in Russland von der Rechtsverteidigerposition ins Mittelfeld beordert wurde, rätselt über die krassen Fehler. "Irgendwas steckt dahinter, dass wir hinten immer diese Fehler machen und unsere Chancen nicht nutzen", so der 23-Jährige im großen kicker-Interview in der aktuellen Montagsausgabe.

Mehr Klarheit hat er über die nahe Zukunft. "Schönreden bringt jetzt nichts mehr. Es ist auch nicht so, dass das jetzt irgendwie Zufall ist. Immer Pech ist kein Zufall."

Ganz unverhohlen stellt Kimmich auch die Frage nach der Qualität und der Fähigkeit, diese auf den Platz zu bekommen, wenn es zählt gegen die Konkurrenten, die die Löw-Elf auf Augenhöhe wähnt. "Es ist nicht alles so schlecht, eigentlich sind es Kleinigkeiten, die aber immer wieder vorkommen. Dadurch ist es auch eine größere Geschichte. Qualität ist da, aber wenn man solche Fehler macht, heißt das, dass wir diese Qualität im Moment nicht abrufen können."

Karlheinz Wild/kon