Der Stadionsprecher hatte die Fans darauf hingewiesen. Die 90 Minuten neigten sich dem Ende entgegen, es war längst absehbar, dass Erzgebirge Aue das Spiel gegen den Karlsruher SC gewinnen und in der zweiten Bundesliga bleiben wird, da hielt der Stadionsprecher die Anhänger über die Lautsprecher an, auf den Tribünen zu bleiben und nicht den Platz zu stürmen.
Wenig später pustete Schiedsrichter Bastian Dankert zum letzten Mal an diesem Dienstagabend in seine Trillerpfeife - und etliche Zuschauer stürmten auf den Platz.
"Die Leute im Erzgebirge haben es verdient, Zweitliga-Fußball zu sehen", sagte Sören Bertram nach der Partie am "ZDF"-Mikrofon. Der Angreifer hatte alle drei Auer Tore erzielt, wollte aber kein allzu großes Aufheben um seine Person machen. Er sagte: "Wir waren in beiden Spielen die bessere Mannschaft." In der Relegation nun den Abstieg abgewendet zu haben, das sei "einfach eine Erleichterung", meinte Bertram - während sein Trainer Hannes Drews betonte: "Ich bin einfach stolz auf die Leistung der Mannschaft."
Wir waren viel, viel mutiger, als wir es in Karlsruhe waren.
Aues Trainer Hannes Drews nach dem 3:1 gegen Karlsruhe
Spielbericht
Aues Coach stand nach dem Spiel noch unter dem Eindruck der vorangegangenen 90 Minuten. "Mir fehlen ein bisschen die Worte", räumte Drews ein, fand schließlich aber doch welche: "Es tut gut, aber die Kräfte sind auch wirklich am Ende", sagte er und führte jene drei Gründe an, die seinem Team zur Rettung verholfen hatten: Bertrams "gutes Füßchen", die Fans ("Sie haben uns gepusht") und die Courage ("Wir waren viel, viel mutiger, als wir es in Karlsruhe waren").
So feierte die Mannschaft mit einigen Fans auf dem Spielfeld des Erzgebirgsstadions den Klassenverbleib. Verflogen der Frust über die bittere Pleite am letzten Spieltag in Darmstadt, vergessen der Druck der vergangenen Wochen. Und mittendrin: Bertram, der Mann des Abends. Der Angreifer sicherte sich den Spielball und verriet: "Mein Bruder bewacht ihn."