Bundesliga

Die Idee hinterm Coup des VfB Stuttgart: Wie Tayfun Korkut den FC Bayern taktisch knackte

Ginczeks Schlüsselrolle bei Stuttgarts 4:1-Sieg

Die Idee hinterm VfB-Coup: Wie Korkut Bayern knackte

Mehr Treffer kassierten die Bayern zuletzt 2008: VfB-Trainer Tayfun Korkut ballt in München die Faust.

Mehr Treffer kassierten die Bayern zuletzt 2008: VfB-Trainer Tayfun Korkut ballt in München die Faust. imago

Als der Trainer im Vorfeld des Gastspiels Michael Reschke seine Idee erklärte, befand der Sportvorstand "den Plan, den er hatte, nachvollziehbar und gut. Nur habe ich mir gedacht: Tayfun, unter uns: Die spielen mit der vollen Kapelle, der Jupp hat sein letztes Spiel. Dass der Plan aufgeht, ist zumindest mit einem Fragezeichen versehen." Auch der 60-Jährige rechnete keinesfalls damit, an alter Wirkungsstätte etwas zu holen. Überrascht sagte er nach dem Coup: "Ich muss sagen: Daraus sind drei Ausrufezeichen geworden."

Eigentlich eher vier Ausrufezeichen, gelangen dem Aufsteiger doch vier Tore - letztmals mussten die Bayern beim 2:5 am fünften Spieltag der Saison 2008/09 gegen Werder (2:5) mehr Treffer in der Liga vor eigenem Publikum hinnehmen.

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"Wir sind eine Mannschaft, die die Fähigkeit hat, zu leiden"

Korkuts Plan also ging auf. Wie üblich agierte der 44-Jährige mit einer Viererkette. Verändert dagegen hatte er die Statik im Mittelfeld. Statt Doppelsechs in Abwesenheit der gesperrten Aogo und Ascacibar und zwei offensiven Flügeln setzte er auf ein noch massierteres Zentrum. Mit Orel Mangala als tiefem Sechser kam viel Körperlichkeit auf den Platz. An seiner Seite ackerte Christian Gentner.

"Wer uns die letzten Wochen und Monate gesehen hat, hat gesehen, dass wir eine Mannschaft sind, die nicht in Hektik verfällt und die Fähigkeit hat, zu leiden. Das mussten wir heute auch in der Anfangsphase", lobte der Kapitän, der immer wieder half, Franck Ribery zu doppeln. Erik Thommy rückte dem Duo meist zur Seite und schob über halblinks nach vorne. Gegen den Ball komplettierten Anastasios Donis (rechts) und Daniel Ginczek (links) einen Fünferriegel vor der tief stehenden Viererkette.

Die Bayern bleiben im engen Netz hängen - Ginczek wird zum taktischen Trumpf

Durch dieses enge Netz brachte die Münchner Passmaschine nur schwer Bälle, oft mit hohem Risiko verbunden. Fing ein VfB-Mann ein Zuspiel ab, ging es häufig direkt mit einem oder zwei Pässen in die Tiefe, wo Donis und über links Emiliano Insua ihre Dynamik hervorragend ausspielten. "Der Schlüssel war, dass wir auch etwas nach vorne versucht haben", wusste Ron-Robert Zieler, dessen Klasse-Leistung freilich auch nötig war für diesen starken Saisonabschluss.

Interessant anzusehen war auch der taktische Kniff, Ginczek vor Insua auf die linke Bahn zu beordern. Gut möglich, dass die Bayern den wuchtigen 27-Jährigen als Wandspieler im Angriffszentrum erwartet hatten. Im Ballbesitz sprintete er auch dort hin und sorgte so für mangelhafte Zuordnung, gut zu beobachten vor dem 1:0. Chadrac Akolo dagegen zog sich aus diesem Raum zurück und war so gemeinsam mit den Nachrückern Gentner, Thommy und Insua ein Garant für zweite Bälle. Und dafür, dass Korkuts Plan tatsächlich aufging.

Benni Hofmann

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