2. Bundesliga

"Es tut weh": Torsten Lieberknecht im Tal der Tränen - Eintracht Braunschweig: als Aufsteiger gehandelt, am Ende blamabel abgestiegen

BTSV: als Aufsteiger gehandelt, am Ende blamabel abgestiegen

"Es tut weh": Lieberknecht im Tal der Tränen

Ist mit seiner großen Liebe Eintracht Braunschweig in die 3. Liga abgestiegen: Trainer und BTSV-Legende Torsten Lieberknecht.

Ist mit seiner großen Liebe Eintracht Braunschweig in die 3. Liga abgestiegen: Trainer und BTSV-Legende Torsten Lieberknecht. imago

Vor einem Jahr scheiterte Eintracht Braunschweig noch in der Bundesliga-Relegation am VfL Wolfsburg um Mario Gomez , in diese Zweitliga-Saison waren die Löwen zudem als gehandelter Aufsteiger gestartet. Doch nach 34 Spieltagen und einer mehr als katastrophalen Leistung in Kiel, als der BTSV ein zwischenzeitlichen 1:0 sowie 2:1 noch gänzlich aus der Hand gab und gar mit 2:6 verlor , hat die Gewissheit Einzug gefunden: Die Niedersachsen sind ab sofort nur noch Drittligist. Zuletzt spielte der deutsche Meister von 1967 und das Gründungsmitglied der Bundesliga (1963/64) in der Saison 2010/11 in der 3. Liga.

"Sich heute hier den Fans zu stellen, war der schwerste Moment in meinem Leben", so ein sichtlich niedergeschlagener und den Tränen nahestehender BTSV-Kapitän Ken Reichel, der mit seinen Kollegen das rückrundenschwächste Team der 2. Liga stellte und somit den Abstieg hatte kommen sehen, vor dem Sky-Mikrofon. "Ich kann verstehen, dass sie uns hassen. Mehr Worte habe ich dafür nicht. Keine Ahnung..." Ein mit Tränen untersetzter Mirko Boland stellte sich ebenfalls: "Es tut unheimlich weh. Dies ist ein ganz bitterer Tag für die Eintracht."

Trainersteckbrief Lieberknecht
Lieberknecht

Lieberknecht Torsten

Eintracht Braunschweig - Vereinsdaten
Eintracht Braunschweig

Gründungsdatum

15.12.1895

Vereinsfarben

Blau-Gelb

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Sich heute hier den Fans zu stellen, war der schwerste Moment in meinem Leben. Ich kann verstehen, dass sie uns hassen.

Braunschweigs Kapitän Ken Reichel

"Absolut bitter, wenn man weiß, was wir an Kraft, Einsatz und Geld investiert haben", äußerte sich auch Braunschweigs Präsident Sebastian Ebel unmittelbar nach dem fünften Abstieg nach 1987, 1993, 2003 und 2007. "Das ist wirtschaftlich eine Katastrophe. Wir haben uns zwar darauf vorbereitet, das macht es etwas besser - aber nicht viel." Gerade die Art und Weise ließ Ebel an diesem Nachmittag erschaudern: "Die Mannschaft ist auseinandergefallen. Einige Tore wären vermeidbar gewesen."

Lieberknechts bittere Tränen

Doch das war längst nicht alles. Denn diese Schmach ist zugleich ein mehr als trauriges Jubiläum für Trainer Torsten Lieberknecht, der einst am 12. Mai 2008 seinen Posten beim BTSV angetreten hatte und etliche Erfolge feierte. Doch Meilensteine wie die Qualifikation 2007/08 zur damals neu gegründeten 3. Liga, der Aufstieg in die 2. Liga oder der Sprung in die Bundesliga sind kein Thema mehr in diesen Stunden. Auch die eingangs erwähnte tragische letzte Spielzeit, in der der BTSV als punktbester Zweitliga-Dritter aller Zeiten nur in der Relegation landete und anschließend an Wolfsburg scheiterte, ist verblasst. Und so könnte der Trainer wohl trotz eines gültigen Vertrages bis 30. Juni 2020 vorzeitig gehen. Diese Spekulationen halten sich seit Monaten.

Eintracht Braunschweig

Stellten sich in der dunklen Stunde den Fans: die Spieler von Eintracht Braunschweig. imago

Lieberknecht weinte jedenfalls bittere Tränen, ging auf die mitgereisten Anhänger zu, stellte sich, rang um Worte und zeigte pure Emotion. Der langjährige Macher und die Klub-Legende der Löwen konnte es einfach nicht fassen. Einen Tag nach seinem zehnten Dienstjubiläum erlebt der 44-Jährige den dunkelsten Moment seiner erfolgreichen Ära in Braunschweig: Die Eintracht ist in die 3. Liga abgestürzt!

Die Gefühlswelt ist komplett leer.

Torsten Lieberknecht

"Ich denke, dass wir in einer der schwärzesten Stunde der Geschichte auch Haltung bewahren und dem Gegner aus Kiel, der mit der Relegation den verdienten Lohn erhalten hat, Respekt zollen sollten", so die ersten Worte von Lieberknecht, immer noch mit feuchten Augen. "Es ist klar, dass dies ein schwerer Tag für uns alle ist. Es tut natürlich weh. Die Gefühlswelt ist komplett leer. Die Mannschaft hat sicherlich auch heute wieder alles probiert, doch nach den Gegentoren war die Moral plötzlich weg."

"Einfach nur sprachlos"

Während sich im Holstein-Stadion gen Ende des Spiels etliche Polizeikräfte auf mögliche Ausschreitungen vorbereiteten, trauerte Lieberknecht auf dem Rasen. Er nahm seine Spieler in den Arm und wischte immer wieder Tränen beiseite. Allein diese Bilder unterstrichen, wie schwer dieser bittere Abstieg wiegt - und langjährige Genossen wie Lieberknecht selbst tief ins Mark trifft.

Zu alledem passt auch der letzte Twitter-Eintrag des Vereins Sekunden nach dem Schlusspfiff beim 2:6 in Kiel: "Einfach nur sprachlos." So rangen auch Offizielle wie BTSV-Manager Marc Arnold, der sich in den kommenden Tagen mit Trainer Lieberknecht & Co. zusammensetzen und Entscheidungen fällen wird, um Worte: "Es ist der Fall eingetreten, den wir die ganze Zeit versucht haben, zu vermeiden. Wir sind in die 3. Liga abgestiegen."

mag

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