2. Bundesliga

SSV Jahn Regensburg Torwart Philipp Pentke als Retter und Krisenmanager: "Wir sind eine Mannschaft, 1860 nicht"

Regensburgs Torwart als Retter und Krisenmanager

Pentke: "Wir sind eine Mannschaft, 1860 nicht"

"Man hat gesehen, warum wir aufgestiegen sind": Regensburgs Torwart Philipp Pentke.

"Man hat gesehen, warum wir aufgestiegen sind": Regensburgs Torwart Philipp Pentke. Getty Images

Der Star ist die Mannschaft

Nach einem 1:1 im Hinspiel lag der Ball eigentlich beim TSV 1860. Doch diesen holte sich der Jahn recht schnell wieder zurück. Sogar im wörtlichen Sinn, was 56 Prozent Ballbesitz, 18:10 Torschüsse und 51 Prozent gewonnene Zweikämpfe untermauerten. Im übertragenen Sinn dann natürlich auch durch die Treffer von Kolja Pusch (30.) und Marc Lais (41.), die das Tor zur 2. Liga ganz weit aufstießen. "Wir haben einfach besseren Fußball gespielt", analysierte Pusch. "Wir haben den Ball laufen lassen, flach gespielt, von hinten raus gespielt, haben uns Torchancen erarbeitet."

2. Bundesliga-Relegation - Relegation
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Eine solche verwandelte ausgerechnet Lais. Der 26-Jährige hatte bereits im Relegations-Hinspiel getroffen und war im Rückspiel trotz eines gebrochenen Zehs aufgelaufen. Das erlösende 2:0 erzielte der Mittelfeldmann dann allerdings mit dem Kopf. Mit der Bezeichnung "Aufstiegsheld" konnte Lais allerdings nur wenig anfangen: "Die ganze Mannschaft darf sich als Held fühlen. Was wir die ganze Saison geleistet haben, das war schon super."

Unsere Stärke war, dass wir als Gemeinschaft aufgetreten sind.

Regensburgs Offensivmotor Erik Thommy

Genau aus diesem Teamgedanken schöpfte Regensburg Kraft. "Unsere Stärke war, dass wir als Gemeinschaft aufgetreten sind, jedes Spiel. Auch hier in der Relegation", unterstrich Flügelflitzer Erik Thommy. "Wir sind eine super Gemeinschaft. Jeder kämpft für jeden. Wir haben uns gesagt: 'Jungs, lasst uns rausgehen und die Sensation perfekt machen.'" Und auch Torwart Philipp Pentke betonte: "Wir haben heute gesehen: Wir sind eine Mannschaft, Sechzig nicht."

Pentke als Krisenmanager

Relegation 2017

Unter anderem Pentke war es zu verdanken, dass die Partie einen positiven Ausgang nahm. In einer kurzen Schwächephase in der ersten Hälfte rettete der Keeper stark gegen Christian Gytkjaer (40.). Später, als das Spiel wegen wütender Chaoten hinter dem SSV-Tor unterbrochen wurde (82.) , sorgte der 32-Jährige mit viel Ruhe dafür, dass die Partie überhaupt fortgesetzt werden konnte. "Ich habe dem Schiedsrichter gesagt: "Mach unbedingt weiter!' Wir hatten eine klare Absprache. Wenn ich nicht getroffen werde, soll ich den Platzwart geben", berichtete Pentke, der immer wieder Gegenstände aus seinem Tor und Strafraum fischen musste.

Ich komme aus dem Osten, ich bin solche Zustände fast gewohnt.

Jahn-Torwart Philipp Penkte zu den Ausschreitungen in München

"Immer wenn ein Raunen im Stadion war, wusste ich, dass jetzt eine Sitzschale geflogen kommt. Ich komme aus dem Osten, ich bin solche Zustände fast gewohnt", erklärte der gebürtige Freiberger mit Löwen-Vergangenheit (2003-2007). "Ich kann den Unmut der Fans verstehen, aber dass es derart ausartet, ist nicht schön. Es ist natürlich ein Unding. Wir haben uns heute auch davon nicht unterkriegen lassen."

Großer Glaube und ein Fauxpas

SSV Jahn Regensburg

"Und wir geben nicht auf": Jahn Regensburg feiert den Aufstieg in der Allianz-Arena. Getty Images

Eine weitere Schrecksekunde erlebte der SSV in der 23. Minute, als Gytkjaer tatsächlich traf - doch das Tor wurde fälschlicherweise aufgrund einer vermeintlichen Abseitsstellung nicht gegeben. "Zweifel? Nein!", bekräftigte auch Spielmacher Kolja Pusch den Glauben innerhalb der Mannschaft. "Wir hatten nichts zu verlieren, wollten ein gutes Spiel machen, haben alles gegeben und hätten uns auch nichts vorwerfen können, wenn wir verloren hätten. Wir haben unser Bestes gegeben, für den Nebenmann, für den Verein und für uns alle." Das bekräftigte auch Pentke: "Wir haben letztes Jahr im Sommer von unserem Trainer gesagt bekommen, dass wir ihm vertrauen sollen. Das war am Anfang nicht einfach, aber er hat uns das jeden Tag eingeprügelt, wir konnten es am Ende nicht mehr hören."

Wir müssen erstmal die nächste Tankstelle plündern.

Philipp Pentke nach dem Bier-Fauxpas

Coach Heiko Herrlich gab sich im Moment des Erfolgs eher zurückhaltend. "Ich bin demütig und dankbar, dass ich Teil von Jahn Regensburg sein und das miterleben darf. Auch für mich ein sehr emotionaler Moment. Ich freue mich unheimlich für uns und für unsere Gemeinschaft." Der 45-jährige Trainer dachte sogar bereits einen Schritt weiter. "Abends werden wir feiern, dann ruhen wir uns aus und zwei Tage später treffen wir uns im Büro und planen die nächste Saison. Wir wollen die 2. Liga halten - dafür müssen wir arbeiten." Bei den Spielern knallten derweil schon die Korken, wenn auch mit einem kleinen Fauxpas, den Pentke einräumte: "Wir haben nur alkoholfreies Bier hier. Wir müssen erstmal die nächste Tankstelle plündern."

Bilder zur Partie TSV 1860 München - Jahn Regensburg