2. Bundesliga

"Zahnloses System": Dynamo zwischen Hilferuf und Klartext

Nach Karlsruhe: Dresdens Verantwortliche leiten Maßnahmen ein

"Zahnloses System": Dynamo zwischen Hilferuf und Klartext

Fans von Dynamo Dresden beim Auswärtsspiel Mitte Mai in Karlsruhe - in Camouflage-Optik.

Fans von Dynamo Dresden beim Auswärtsspiel Mitte Mai in Karlsruhe - in Camouflage-Optik. picture alliance

Es war ein befremdliches Bild, das Anhänger von Dynamo Dresden am 33. Spieltag beim Auswärtsspiel in Karlsruhe abgaben: Vor dem Spiel waren Schlachtenbummler durch die Stadt marschiert - in Camouflage-Shirts mit der Aufschrift "Football Army Dynamo Dresden" sowie der dazugehörigen Gesichtstarnung und Mütze. Auf einem Transparent war zu lesen: "Krieg dem DFB". Später wurden Einlässe im Wildparkstadion gestürmt, Imbissstände geplündert, deren Mitarbeiter angegangen und Pyrotechnik gezündet.

Am Montag sagte Präsident Andreas Ritter auf einer Pressekonferenz zu den Vorfällen: "Das Auftreten unserer Fans in den Camouflage-Sachen ist etwas, das uns befremdet. Wir wollen ganz klar festhalten, dass Kriegsbemalung und -rhetorik nicht zum Erscheinungsbild unseres Vereines gehören", wird der 55-Jährige von "TAG24" zitiert.

Doch wie ist es überhaupt möglich, dass etwa 2000 Anhänger in Camouflage-Optik in dieser Art auftreten? "Das sind Dinge, die größtenteils am Verein vorbei organisiert werden", stellte Geschäftsführer Michael Born klar und entsandte damit auch die Botschaft: Dynamo alleine ist überfordert.

Wenn wir keinen Schritt voran kommen, muss man persönliche Konsequenzen ziehen.

SGD-Geschäftsführer Ralf Minge

"Wir haben aber auch immer daraufhin gewiesen, dass wir Unterstützung der staatlichen Stellen brauchen", erklärte Präsident Ritter, "es hat sich in dieser Hinsicht viel zu wenig getan. Es fehlen uns Zuarbeit und Zusammenarbeit."

Dynamos Handhabe ist demzufolge limitiert, wie der Ehrenratsvorsitzende Dr. Klemens Rasel bekräftigte: "Das Einzige, was wir mit den Mitgliedern machen können, ist ausschließen. Aber nur, wenn wir der Täter habhaft werden. Unser Vereinsstrafsystem ist ein zahnloses System. Auch Herr Dr. de Maiziere bleibt ruhig, wenn es darum geht, was wir tun können. Wir können keine Armee ausbilden, die mit Kabelbindern durch die Gegen läuft und die Täter selbst dingfest macht."

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Minges nebulöse Antwort

Als Alibi will die SGD dies jedoch nicht gelten lassen. Das bekräftigte Geschäftsführer Ralf Minge: "Ich sehe mich in der Verantwortung und stelle mich dieser. Wenn wir keinen Schritt voran kommen, muss man persönliche Konsequenzen ziehen." Also vom Amt zurücktreten? Auf diese Frage antwortete Minge nebulös. Er sagte nur: "Mein Anspruch ist, den Verein voranzubringen. In verschiedenen Bereichen ist es gelungen und man muss sich zwangsläufig daran messen lassen."

Wir können keine Armee ausbilden, die mit Kabelbindern durch die Gegend läuft.

Ehrenratsvorsitzender Dr. Klemens Rasel

Dass Dynamo-Fans in der Vergangenheit wiederholt auffällig geworden waren und gar für einen Ausschluss aus dem DFB-Pokal gesorgt hatten, hat in den Augen der SGD-Verantwortlichen ein "Dynamo-Bashing" losgetreten, wie Ehrenratsvorsitzender Dr. Rasel sagte, dabei sei Gewalt "kein spezielles Dynamo-Problem".

Personalisierte Auswärtskarten und ein neuer Mitarbeiter

Dennoch wird der Klub nun eine Reihe von Maßnahmen einleiten, um die Probleme in den Griff zu bekommen. So werden die Ultras Dynamo für die Saison 2017/18 keine Auswärtsdauerkarten erhalten, bei bestimmten Spielen werde es personalisierte Tickets geben oder gänzlich auf das Gästekontingent verzichtet. Zudem werde die SGD einen Mitarbeiter einstellen, der für die Sicherheit bei den Auswärtsspielen zuständig ist. Mitglieder, die rechtskräftig verurteilt worden sind, sollen künftig aus dem Verein ausgeschlossen worden.

Sollte es in Zukunft bei Auswärtsspielen trotzdem zu Vorfällen kommen, wird dem gastgebenden Verein im darauffolgenden Auswärtsspiel die Schließung der Essens- und Getränkestände empfohlen. "In solchen Fällen wird die SGD eine Entschädigung für entgangene Erlöse anbieten", heißt es auf der Dynamo-Website. Finanzieren will der Zweitligist diese Ausgaben durch einen sogenannten "Sicherheitszuschlag": Auswärtsdauerkarten sollen künftig zwei Euro mehr kosten.

lei/pau