Am Ende hielt es nicht mal mehr Oliver Baumann in seinem Strafraum. Nach dem 5:3 durch Kerem Demirbay sprintete der Torwart über den ganzen Platz, um im gegnerischen Tor mit seinen Teamkollegen zu jubeln. "Was für ein geiles Spiel", atmete der Keeper hinterher am "Sky"-Mikrofon durch. "Wir haben wunderschöne Tore gesehen. Ich finde, dass wir verdient gewonnen haben." Zuvor lieferten sich Hoffenheim und Mönchengladbach eine kurzweilige Offensivschlacht mit zahlreichen strittigen Szenen.
So stand Adam Szalai beim 1:0 (9.) knapp im Abseits, Jannik Vestergaard vor dem 2:1 (31.) genau an der Grenze. Irregulär war Gladbachs Treffer zum 2:2, als Joans Hofmann einen Baumann-Befreiungsschlag mit der Hand blockte (35.). Auf der Schwelle zur Roten Karte stand zudem Mahmoud Dahoud, der in einem Zweikampf Demirbay mit beiden Sohlen auf den Fuß sprang, aber mit Gelb davon kam (64.). Ausgerechnet Dahoud war es, der später auf 3:4 verkürzte (78.). Entsprechend groß war also die Erleichterung, als Demirbay mit dem 5:3 den Deckel drauf machte und Baumanns Jubelsturm auslöste.
Doppelte Doppelpacker: Szalai und Demirbay knipsen je zweimal
Spielbericht
"Wir sind Fußballer geworden für genau solche Spiele", strahlte Demirbay, der beim Acht-Tore-Wahnsinn doppelt traf. Eine Freistoßflanke, die im linken Ecke einschlug (58.) sowie ein Kopfball (78.) bedeuteten den ersten Bundesliga-Doppelpack für den 23-jährigen Deutsch-Türken. Für gleich zwei Treffer zeigte sich auch Mitspieler Adam Szalai verantwortlich. Der Ungar staubte erst ab (9.) und erhöhte später nach feiner Kombination auf 2:0 (24.). "Es ist nicht das erste Mal, dass es passiert ist", erinnerte sich der 29-Jährige, der bereits seinen dritten Doppelpack im Kalenderjahr 2017 schnürte. Dabei zählt der Stürmer nicht zum Stammpersonal bei der TSG: "Wenn ich die Möglichkeit kriege, will ich es genießen und Spaß haben, deswegen spiele ich Fußball", erklärte Szalai hinterher. Aus der Kategorie Traumtor war auch die Fackel von Joker Mark Uth, die im rechten Winkel einschlug und auf 4:2 stellte (75.).
Hecking lobt - trotz Niederlage
Viel Spaß am Wahnsinn in Sinsheim hatte sogar der Verlierer. "Uns wurde ein Offensivspektakel geboten. Das war ein überragendes Fußballspiel, Hochgeschwindigkeits-Fußball von beiden Mannschaften - beide haben immer mit offenem Visier nach vorne gespielt. Das wollen wir in der Bundesliga sehen", befand Borussia-Trainer Dieter Hecking. Beide Seiten warfen alles in die Waagschale, spulten insgesamt 237 Kilometer ab, was ziemlich genau die Strecke zwischen beiden Stadien ist, kämpften bis zum Schluss um jeden Ball und blieben dabei ihrer offensiven Linie treu. Deshalb fand Hecking trotz der Niederlage lobende Worte: "Ich habe der Mannschaft zu dieser tollen Leistung gratuliert", so der 52-jährige Coach. Das taten auch die mitgereisten Fans, die ihr Team mit Applaus verabschiedeten.
Ich habe der Mannschaft zu dieser tollen Leistung gratuliert.
Mönchengladbachs Trainer Dieter Hecking
Anerkennung gab es auch vom Sieger: "Man hat von der ersten Minute an gesehen, warum ich Gladbach so gerne zuschaue", sagte 1899-Coach Julian Nagelsmann, der "ein unfassbar attraktives Spiel" gesehen hatte: "Wir waren nicht zwingend zwei Tore besser - wir sind der etwas glückliche Sieger." Durch den Dreier bleibt Hoffenheim auf Champions-League-Kurs - die Elf vom Niederrhein ist in Lauerstellung auf die internationalen Ränge.