3. Liga

Hansa sperrt Südtribüne gegen Dynamo

Rostock: Auch Hauptsponsor setzt ein Zeichen

Hansa sperrt Südtribüne gegen Dynamo

Die Südtribüne im Rostocker Stadion wird im nächsten Heimspiel gegen Dynamo Dresden leer bleiben.

Die Südtribüne im Rostocker Stadion wird im nächsten Heimspiel gegen Dynamo Dresden leer bleiben. picture alliance

Mit Spannung wurde das erste Aufeinandertreffen der beiden Traditionsvereine Hansa Rostock und 1. FC Magdeburg seit 25 Jahren am Mittwochabend erwartet. Doch Chaoten unter den Fans beider Lager sorgten dann für einen Eklat. Schiedsrichter Sven Jablonski musste die Partie zweimal für insgesamt rund eine Viertelstunde unterbrechen, nachdem in beiden Fanblöcken Pyrotechnik abgefackelt und das Stadion dadurch komplett eingenebelt worden war. Zudem flogen zwischen den beiden Fanblöcken Raketen und Böller hin und her, die Partie stand kurz vor einem Abbruch.

"Das war ein Rückfall in die Steinzeit. Der Vorstand arbeitet an allen Ecken und Enden, um das Thema aufzuarbeiten", sagte Hansa-Sportdirektor Uwe Klein. Als erste Konsequenz aus den Vorfällen beschloss der Verein die Sperrung der Südtribüne für das kommende Heimspiel am 12. Spieltag gegen Dynamo Dresden (3. Oktober, 14 Uhr). Davon betroffen sind rund 2500 Heimfans, teilweise aus der aktiven und der Ultra-Szene. Wie der Vorstandsvorsitzende Michael Dahlmann erklärte, werden bereits verkaufte Tickets nicht ersetzt. Dem Klub entgehen durch die Maßnahme Einnahmen in Höhe von rund 27.000 Euro. Allerdings teilte der Verein auf seiner Website mit, dass Südtribünen-Jahreskarten am Spieltag von 11 bis 14 Uhr an der Kasse Südwest gegen Karten für die Osttribüne umgetauscht werden.

3. Liga - 12. Spieltag
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3. Liga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Dynamo Dresden Dynamo Dresden
32
2
Preußen Münster Preußen Münster
23
3
SG Sonnenhof Großaspach SG Sonnenhof Großaspach
20
Hansa Rostock - Vereinsdaten
Hansa Rostock

Gründungsdatum

28.12.1965

Vereinsfarben

Weiß-Blau

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Dynamo Dresden - Vereinsdaten
Dynamo Dresden

Gründungsdatum

12.04.1953

Vereinsfarben

Schwarz-Gelb

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"Mir ist bewusst, dass diese Entscheidung bei vielen Fans, die nicht an den Vorkommnissen beteiligt waren, für Unmut sorgt. Jeder Einzelne kann durch den Verzicht auf die Kosten-Rückerstattung aber ein Zeichen setzen, dass er genau wie wir ein so unsportliches und unangemessenes Verhalten in unserem Ostseestadion nicht duldet. Ich hoffe auf das Verständnis und die Einsicht aller Mitglieder, Fans und Unterstützer des F.C. Hansa Rostock, die von der Maßnahme betroffen sind", wird Dahlmann zitiert.

Hauptsponsor verzichtet auf Trikotwerbung

Auch der Hauptsponsor "kurzurlaub.de" reagierte auf die Vorfälle und wird Duell gegen Dresden auf die übliche Trikotwerbung verzichten. Stattdessen soll mit dem Spruch "Gewalt? Nicht mit uns!" ein Zeichen gesetzt werden.

Spielbericht

Da im Vorfeld des Duells gegen Magdeburg mit Ausschreitungen gerechnet worden war, waren die Sicherheitsvorkehrungen für die Partie erhöht worden. So waren die Einlasskontrollen verschärft, Sprengstoff-Spürhunde eingesetzt und Karten nur an Anhänger aus Mecklenburg-Vorpommern verkauft worden. Doch all die Maßnahmen konnten die Krawalle nicht verhindern. "Wir werden die Geschehnisse intern und mit den Sicherheitsbehörden bewerten. Und dann kommt ja noch ein Verfahren seitens des Deutschen Fußball-Bundes auf uns zu", sagte Dahlmann.

Strafe durch DFB erwartet - Krawalle auch nach der Partie

Die Strafe durch den DFB dürfte empfindlich ausfallen, denn die Hansa-Kogge fiel nicht zum ersten Mal durch das Fehlverhalten Teile ihrer Fans auf. Wiederholt wurde der Verein zur Kasse gebeten, auch Platzsperren wurden bereits ausgesprochen. Das letzte "Geisterspiel" vor leeren Rängen gab es am 18. Dezember 2011, es verursachte ein Finanzloch in sechsstelliger Höhe. Gegner damals: Dynamo Dresden.

Wie die Polizei Rostock zudem mitteilte, gingen die Ausschreitungen nach Abpfiff in der Rostocker Innenstadt weiter. Der Polizei zufolge bewarfen etwa 100 vermummte Rostock-Anhänger das neue Polizeizentrum mit Steinen und beschädigten Fensterscheiben. Vor dem Spiel hatten Unbekannte den Fan-Zug der Magdeburger mit Gegenständen beworfen und mit Farbe besprüht. Im Stadion kam es zu weiteren Streitereien. Die Polizei setzte 85 Beteiligte fest.

Politik erhöht den Druck auf Hansa

Nach den erneuten Vorfällen erhöhte die Politik den Druck auf Hansa Rostock und besonders auf den Vorstandsvorsitzenden Dahlmann. Laut der Ostsee-Zeitung sollen Mecklenburg-Vorpommerns Innenminister Lorenz Caffier (CDU) und Rostocks Polizeipräsident Michael Ebert Dahlmann ungewohnt scharf attackiert haben.

Dahlmann wurde vorgeworfen, im Vorfeld der Partie nicht optimal mit den Sicherheitsbehörden kooperiert zu haben. Caffier forderte, "dass der Vorstand auch wieder auf die Polizei zugeht und sich mit ihr und nicht mit der Fanszene bespricht." Als Konsequenz aus den erneuten Krawallen forderte das Innenministerium Hansa auf, auch Ausschlussverfahren und die Aberkennung der Mitgliedschaften in Erwägung zu ziehen.

jer