Zuletzt stand Nicu beim zypriotischen Zweitligisten Aris Limassol unter Vertrag. "Dort dachten alle, dass ich bei jedem Angriff drei Leute aussteigen lasse und in jedem Spiel fünf Tore schieße", erzählt der offensive Mittelfeldspieler. Seine Erfahrungen im Ausland will der Sohn rumänischer Eltern, die 1977 aus politischen Gründen nach Deutschland kamen, möglichst schnell vergessen. "Ich muss gestehen, dass es ein Fehler war", urteilt Nicu, der vor seinem Engagement in Zypern ein halbes Jahr beim rumänischen Erstligisten Cluj unter Vertrag stand. "Was nach meiner Zweitligazeit bei 1860 München in den letzten anderthalb Jahren passiert ist, hat mich therapiert, was das Fußballgeschäft angeht, und zum Nachdenken gebracht", erklärt Nicu. Insbesondere in Zypern hatte er sich überhaupt nicht wohlgefühlt: "Das hatte mit professionellem Fußball nichts zu tun. Die meisten kamen ständig zu spät zum Training. So wollte ich meine Karriere nicht ausklingen lassen." Die Vertragsauflösung nach nur drei Monaten war die logische Konsequenz.
Nicu kickte mit Schweinsteiger und Broich
Dagegen hatte Nicus Karriere verheißungsvoll begonnen. "Direkt gegenüber von meinem Elternhaus am Chiemsee war ein Sportplatz", erinnert sich der Deutsch-Rumäne. Dort kickte Nicu regelmäßig zusammen mit seinem anderthalb Jahre älteren Bruder Christopher, mit dem er später gemeinsam nach Rosenheim wechselte: "Da haben wir mit richtig guten Jungs wie Basti Schweinsteiger oder Thomas Broich zusammengespielt. Basti ist dann zu den Bayern, wir nach Unterhaching." Dort gelang Nicu 2002 der Sprung ins Regionalligateam, mit dem er 2003 in die 2. Liga aufstieg - genauso wie im darauffolgenden Jahr als Leihgabe mit Erfurt.
Spielersteckbrief Nicu
Trainersteckbrief Kronhardt
SV Elversberg - Vereinsdaten
Gründungsdatum
01.01.1907
Vereinsfarben
Schwarz-Weiß
Spielte 2. Liga und Bundesliga: Maximilian Nicu, hier im Trikot von 1860 München (2012). imago
Es folgte jedoch kein Zweitligavertrag, sondern ein halbes Jahr Arbeitslosigkeit. Nach einer Saison bei Regionalligist Wehen-Wiesbaden, wo Nicu mit 16 Treffern Torschützenkönig wurde, führte sein Weg steil nach oben: Über die Zweitligastationen Burghausen und Wehen war Nicu 2008 in der Bundesliga angekommen und bei Hertha BSC auf dem Höhepunkt seiner Karriere. "Sportlich habe ich in meinem ersten Jahr in Berlin am meisten gelernt und hatte mit Lucien Favre meinen bislang besten Trainer", blickt Nicu zurück. Bei Hertha wurde er auch ins rumänische Nationalteam berufen: "Das werde ich nie vergessen. Wenn ich daran denke, bekomme ich immer noch Gänsehaut."
Neuer Angriff in der Regionalliga
Dass er jetzt in der 4. Liga angelangt ist, stört Nicu nicht: "Nach meinem ersten Eindruck sind die Möglichkeiten in Elversberg mindestens drittliga-, ja sogar zweitligatauglich." Eingewöhnungsprobleme erwartet der Mittelfeldakteur keine, fühlt er sich doch "nicht wirklich fremd, auch wenn ich die Jungs vorher nur vom Namen kannte". Potential hätten die Kameraden "auch für größere Aufgaben", da ist sich Nicu sicher. Auf welcher Position der Neuzugang spielen wird, lässt Coach Kronhardt noch offen: "Er ist im Offensivbereich vielseitig einsetzbar und sich nicht zu schade, auch in der Defensive auszuhelfen."
Zurzeit arbeitet die SVE im Trainingslager in der Türkei an der Feinabstimmung. Dass Nicu die ersten zwei Wochen der Vorbereitung verpasst hat, bringt ihn nicht aus der Ruhe: "Ich habe seit meiner Vertragsauflösung in Zypern nicht auf der faulen Haut gelegen und noch vier Wochen Zeit, wieder in den Rhythmus zu kommen." Bis zum Topspiel gegen den Tabellenzweiten Saarbrücken sollte der Hoffnungsträger wieder bei 100 Prozent sein.
