Regionalliga

Hutwelker will mit Carl Zeiss hoch hinaus

Jena: Der Aufstieg ist noch lange nicht abgehakt

Hutwelker will mit Carl Zeiss hoch hinaus

Hat große Ambitionen als Cheftrainer in Jena: Karsten Hutwelker.

Hat große Ambitionen als Cheftrainer in Jena: Karsten Hutwelker. imago

Nach der Trennung von Lothar Kurbjuweit darf sich dessen Assistent Karsten Hutwelker vorerst als Cheftrainer versuchen. Als Spieler lief er zwischen 1990 und 2011 für 16 verschiedene Klubs auf, bestritt 71 Bundesligapartien (Düsseldorf, Wattenscheid, Bochum; 8 Tore) und 184 Zweitligaspiele (Düsseldorf, Jena, 1. FC Köln, Saarbrücken, Ahlen, Braunschweig, Regensburg, Augsburg; 34 Tore).

kicker: Herr Hutwelker, das ist Ihre große Chance, nicht wahr?

Trainersteckbrief Hutwelker

Hutwelker Karsten

Carl Zeiss Jena - Vereinsdaten
Carl Zeiss Jena

Gründungsdatum

13.05.1903

Vereinsfarben

Blau-Gelb-Weiß

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Karsten Hutwelker: Das ist doch das, was jeder Trainer, der den Fußballlehrer besteht, machen möchte. Dass es so schnell geht, habe ich mir nicht gewünscht. Mir wäre ein Aufstieg in die 3. Liga lieber gewesen, und ich hätte dort irgendwann übernommen. Ich habe den Schein gemacht, um als Trainer dahin zu kommen, wo ich als Spieler war - ganz nach oben. Daher sehe ich den FC Carl Zeiss als große Chance.

kicker: Geht es für alle Spieler bei null los?

Hutwelker: Natürlich habe ich den einen oder anderen Spieler etwas anders gesehen als Lothar Kurbjuweit. Ich werde in Einzelgesprächen jedem sagen, wo er steht.

kicker: Es wurde gemutmaßt, Ihr Verhältnis zu Kurbjuweit sei schlecht gewesen.

Hutwelker: Wir hatten ein normales, vernünftiges Verhältnis. Und so wie es zum Schluss war, hätte ich es mir von Anfang an gewünscht. Aber wir haben auf Augenhöhe miteinander gesprochen und nicht hintenherum. Es sind Generationen aufeinandergetroffen, wir mussten uns erst einmal kennenlernen. Nach den wenigen Wochen zu sagen, wir sind zusammengewachsen, wäre zu früh - und jetzt sind wir auseinandergerissen worden.

Wenn die Jungs es brauchen, dass ich Theater veranstalte, mache ich das gerne.

Karsten Hutwelker über sein Verhalten an der Seitenlinie

kicker: Wie steht es um Ihr Verhältnis zu den Spielern? Mit einigen soll es eng sein.

Hutwelker: Ich habe das Gerede mitbekommen, das ist totaler Schwachsinn. Ich war einen Tag vor der Saisoneröffnung mit einigen Spielern am Ufer der Saale, wir haben zu fünft zwei Flaschen Weißwein getrunken und sind um fünf Minuten nach zehn nach Hause gegangen. Am nächsten Tag habe ich gehört, wir hätten bis ein, zwei Uhr Theater gemacht. Das kann ich ins Reich der Fabel verweisen. Ich bin jetzt seit fünf Jahren Trainer - und meine Co-Trainer sollten auch immer ganz nah an der Mannschaft sein, damit man als Cheftrainer auch Sachen erfährt, die man sonst nicht hört. Ich finde das kurios, dass mir das negativ ausgelegt wird. Fakt ist auch, dass ich mit Spielern in einem Mietshaus wohne - und da läuft man sich über den Weg. Es wäre schade, wenn ich mir als Familienvater und Fußballer, der viel erreicht hat, jetzt Gedanken machen müsste, ob ich einen Spieler an meinen Tisch hole, wenn ich ihn in der Stadt treffe.

kicker: Ist der Aufstieg noch drin?

Hutwelker: Es sind doch gerade erst drei Spiele vorbei. Fakt ist, dass wir uns in vielen Bereichen verbessern müssen. Daran werden wir arbeiten. Was wir brauchen, ist ein Erfolgserlebnis. Wir müssen den Kopf frei kriegen und Samstag ein Feuerwerk abbrennen.

kicker: Präsident Lutz Lindemann warf der Mannschaft Angsthasenfußball vor.

Hutwelker: Was das betrifft, müssen sich die Spieler selbst hinterfragen. Ich kann nur vorgeben, was ich am Wochenende sehen möchte und bin abhängig, wie die Jungs das umsetzen. Ich glaube, sie hören mir gut zu, und ich kriege sie gepackt. Ich selbst fiebere noch extrem mit und gehe an der Linie ab. Und wenn die Jungs es brauchen, dass ich draußen ein bisschen Theater veranstalte, mache ich das gerne. Hauptsache, drei Punkte springen raus.

kicker: Wie ist die Stimmung im Team?

Hutwelker: Von einer richtig verschworenen Truppe sind wir noch entfernt. Es gilt, ganz schnell zusammenzuwachsen, damit jeder für den anderen auf dem Platz durchs Feuer geht. Nur so können auch enge Spiele gewonnen werden. Neben den Aufgaben auf dem Platz müssen wir jetzt die Charaktere finden, die die Mannschaft führen, damit wir eine Hierarchie aufbauen.

Interview: Michael Ulbrich