"Riesengroß" sei der Schritt von der Regionalliga in die 3. Liga, hatte Meppens Trainer Christian Neidhart vor dem Saisonstart betont. "Die Liga ist hart, die Mannschaft muss 38 Spieltage funktionieren. Das wird nicht einfach." Zum Favoritenkreis des 48-Jährigen zählt er mit den Würzburger Kickers auch jenen Gegner, den der SVM gleich bei seiner Premiere in der 3. Liga empfing.
Wie groß der Schritt tatsächlich ist, davon konnte sich neben Trainer Neidhart auch der zahlreich erschienene Anhang zum Saisonstart ein Bild machen. Die Euphorie im Emsland hatte sich schon unter der Woche angedeutet, bereits am Montag waren mehr als 1000 Dauerkarten verkauft. Der Bestwert aus der Zweitligasaison 1997/98 soll geknackt werden. Gegen Würzburg kamen starke 5088 Zuschauer.
Spielbericht
Und der Anhang sah, dass Meppen mit Blick auf die individuelle Qualität den Kickers das Wasser freilich nicht reichen kann. Aber der Verein aus der 30.000-Seelen-Stadt erkannte auch, wie viel ein leidenschaftlicher Auftritt in dieser Liga ausmacht. So gelang es den Meppenern, in den ersten 45 Minuten kaum einen ernstzunehmenden Abschluss des Zweitliga-Absteigers zuzulassen und obendrein dank eines Standards, ein beliebtes Mittel vermeintlicher Underdogs, den Führungstreffer zu markieren. Wagner, den sie in Meppen auch "Emsland-Messi" nennen, donnerte den Ball nach unfreiwilliger Vorlage von Ahlschwede unter die Latte (26.).
Meppen überrumpelt, doch dann kommt Girth
Wie schnell es gegen einen spielstarken Gegner bei nachlassender Konzentration gehen kann, erlebte Meppen Mitte der zweiten Hälfte. Mit zwei Überraschungsmomenten, einem Hackentrick und einer Finte, ließ Mast seine individuelle Qualität aufblitzen und initiierte die beiden Würzburger Tore (57. und 60.). Innerhalb von drei Minuten war in diesem Spiel kaputt, was sich der SVM über fast eine Stunde aufgebaut hatte.
Die letzte halbe Stunde lieferte weitere Erkenntnisse: Meppen hat Moral. Trotz begrenzter spielerischer Mittel legten die Emsländer alles daran, noch zum Ausgleich zu kommen. Dass dieser ausgerechnet dem eingewechselten Joker Girth vorbehalten war, ist eine Geschichte für sich. Am Ende einer tollen Saison mit 20 Treffern in 28 Saisonspielen in der Regionalliga Nord hatte sich der Top-Torjäger im Training vor der Relegation einen Mittelfußbruch und zweifachen Bänderriss zugezogen. In den wichtigsten Spielen der vergangenen Saison hatte der 25-Jährige mit Gipsfuß zuschauen müssen, zehn Tage vor dem Saisonstart war er bei einem Testspiel auf den Platz zurückgekehrt. In seinem ersten Drittligaspiel startete Girth als Joker - und sicherte Meppen durch einen sehenswerten Seitfallzieher zum 2:2 den ersten Drittligapunkt.