Auf dem Papier waren die Rollen vor dem Anpfiff klar verteilt. Hier der Aufstiegsaspirant Wehen-Wiesbaden, den immerhin die Hälfte aller Drittliga-Trainer am Saisonende auf einem der ersten drei Plätze sieht. Trainer Marc Kienle spricht auch gar nicht um den heißen Brei herum: "Wir wollen natürlich dazugehören." Einen kleinen Wermutstropfen musste der Coach aber vor Spielbeginn hinnehmen: Benyamina fiel erkrankt aus, für ihn stürmte Vunguidica in vorderster Front. Auf der Gegenseite die Kickers, die in der Vorsaison magere drei Auswärtssiege einfuhren. Doch das war Schnee von gestern, in der neuen Saison soll diese Bilanz besser ausfallen. Auch wegen Neuzugang Halimi, der vom VfB II kam und gleichmal von Beginn an ran durfte.
Die Gastgeber fanden etwas besser in die Partie und generierten schnell erste Abschlüsse. Nach nicht einmal 60 Sekunden schoß Mrowca von der Strafraumkante daneben, wenig später verzog Jänicke nach einem Konter von halbrechts (3.). Doch auch die Kickers traten selbstbewusst auf, so dass sich eine ansehnliche, temporeiche Begegnung entwickelte.
Fennell mit Dampf in die Maschen
Die Gäste suchten vor allem über die Außenpositionen den Weg nach vorne, erspielten sich so in der 8. Minute die erste Ecke. Halimi brachte das Leder von rechts mit links und viel Schnitt an den zweiten Pfosten, wo Fennell lauerte und per wuchtigem Volley den rechten Innenpfosten anschoss. Von dort prallte der Ball in die Maschen – ein echtes Traumtor!
Die Brust der Stuttgarter schwoll in der Folge sichtbar an, während sich der SVWW irritiert zeigte und phasenweise nach vorne nichts mehr zustande brachte. Gerrit Müller hatte nach einer Ecke sogar die Chance, den Vorsprung zu verdoppeln, traf am Elfmeterpunkt das Leder aber nicht richtig (17.).
Der 1. Spieltag
Ball- und kombinationssicher bestimmten die Kickers hernach das Geschehen auf dem Rasen, während sich die Kienle-Truppe in die eigene Hälfte zurückzog. Symptomatisch für die gebrauchte erste Hälfte der Hausherren war ein kurz ausgeführter Eckball-Doppelpass, der wegen einer Abseitsposition zurückgepfiffen wurde. Kurz vor der Pause lenkte Vunguidica - wieder nach einer gefährlichen Gäste-Ecke - das Leder per Kopf beinahe ins eigene Tor (45.), dann bat Schiedsrichter Christian Bandurski die Teams in die Kabinen.
Braun vergibt den Hundertprozenter
Gedanklich verweilten dort die SVWW-Kicker etwas länger als die Kickers: Nicht einmal 60 Sekunden waren gespielt, da hatte Braun nach Soriano-Vorarbeit das 2:0 auf dem Fuß, vergab den Hundertprozenter aus fünf Metern aber äußerst leichtfertig. Das sollte sich schnell rächen: Nach einem Freistoß bugsiert Jänicke den Ball per Kopf über die Linie(50.).
Das Spiel war wieder offen und das Selbsbewusstsein zurück in der Kienle-Elf. Vunguidica (57.) und Riemann (59.) hatten tolle Einschussmöglichkeiten, zielten aber daneben oder auf auf die Fäuste von Müller. Auch die Kickers spielten noch mit, Baumgärtel scheiterte nach einer Flanke aus spitzem Winkel an Kolke (63.).
Dessen Gegenüber war dann maßgeblich am zweiten Treffer des SVWW beteiligt. Riemann schlenzte einen Freistoß aus 24 Metern in die Torwartecke, Keeper Müller hatte falsch spekuliert und ebendiese offengelassen – der Ball schlug ungehindert zum 2:1 ein (67.).
Stuttgart warf nach und nach immer mehr in die Waagschale und bot den Hausherren so Platz zum Kontern. Doch Jänicke & Co. konnten damit nicht viel anfangen. Andererseits erspielten sich auch die Schwaben keine guten Möglichkeiten mehr - mit einer Ausnahme: Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld lenkte Kolke - leicht von einem Gegenspieler irritiert - das Spielgerät in das eigene Netz. Schiedsrichter Bandurski entschied unter Protest der Kickers auf Offensivfoul und verweigerte dem Treffer so die Anerkennung. Daraufhin brachten die Hausherren den Sieg über die Zeit.
Nächsten Samstag gastiert Wehen bei der SpVgg Unterhaching (14 Uhr), die Kickers empfangen zeitgleich den Jahn Regensburg.