Bundesliga

"Gewinn trotz Aufstieg": 1. FC Nürnberg vermeldet gute Zahlen

Meeske präsentiert Club-Mitgliedern erstmals ein Plus

"Gewinn trotz Aufstieg": Nürnberg vermeldet gute Zahlen

Übergibt den FCN mit guten Nachrichten: Michael Meeske (l.) und sein Nachfolger Niels Rossow.

Übergibt den FCN mit guten Nachrichten: Michael Meeske (l.) und sein Nachfolger Niels Rossow. imago

Wie sag ich's nur, lautete die Frage, die sich der scheidende Club-Finanzvorstand Michael Meeske in den vergangenen drei Jahren vor jeder Jahreshauptversammlung gestellt haben dürfte - der 46-Jährige, der im September 2015 vom FC St. Pauli kommend den 1. FC Nürnberg übernommen hatte, musste den Club-Mitgliedern nämlich stets ein Minus verklickern.

Zuerst betrug es 2,1, dann zweimal 1,9 Millionen Euro. Beim vierten und letzten Mal jedoch ist für den am 1. November beim VfL Wolfsburg als Geschäftsführer beginnenden Meeske alles anders. Freudig und mit unüberhörbarem Stolz in der Stimme überbringt er am Mittwochabend den FCN-Mitgliedern die frohe Botschaft eines Gewinns. Das Geschäftsjahr 2017/18 hat der Club zum Stichtag 30. Juni mit einem Plus von 2,7 Millionen Euro abgeschlossen.

Auf den letzten Aufstieg folgte noch ein Minus von 5,8 Millionen Euro

Die Verbindlichkeiten haben sich dadurch von 20,8 auf 17,4 Millionen Euro ebenso reduziert wie das negative Eigenkapital von 7 auf 4,7 Millionen Euro. Dieses für die Franken so erfreuliche Ergebnis hängt eng mit dem neu ausgehandelten TV-Vertrag zusammen. Im Vergleich zur Saison 2016/17 erhielten sie nämlich 5,3 Millionen Euro mehr an TV-Geldern.

Und doch ist dieser Gewinn zugleich ein Beleg eines guten Finanzmanagements, denn so erfreulich wie eminent wichtig der Bundesliga-Aufstieg für den Traditionsverein gewesen ist, so hat er doch zunächst einmal Kosten verursacht. Die Aufstiegsprämien, die im Wirtschaftsplan nicht berücksichtigt sein konnten, sind nicht unerheblich gewesen. So gesehen ist es nachvollziehbar, wenn Meeske von einem "Gewinn trotz Aufstieg" spricht. Ein Ausspruch, den die Vergangenheit unterstreicht. Beim siebten und vorletzten Erstliga-Aufstieg 2008/09 hatte der Club unter dem Vorstandsduo Martin Bader und Ralf Woy ein Minus von 5,8 Millionen Euro gemacht.

Der Club "kann wieder eigenständig laufen", betont Meeske

Doch wieder zurück zur Gegenwart und Meeskes letztem Auftritt, der ebenso überzeugend war wie seine Gesamtperformance, wie man auf Neudeutsch gerne sagt. Der 46-Jährige hat in den drei Jahren seines Wirkens viel Positives bewegt, oder um es mit seinen Worten zu sagen: "Die Entwicklung ist positiv, ich hinterlasse Nachhaltiges", sagt er. Gut, das muss jetzt noch nichts besagen, denn seine Vorgänger hatten Letzteres auch behauptet. Der große Unterschied: Meeske darf dies mit Fug und Recht so festhalten.

Als er im September 2015 den Club übernahm, war dieser brutal heruntergewirtschaftet von der Insolvenz bedroht. "Es ist eigentlich schon nach zwölf Uhr. Der FCN liegt auf der Intensivstation", veranschaulichte Meeske damals. Und wie ist es heute um den Patienten bestellt? "Er kommt zwar immer noch nicht um Besuche beim Physiotherapeuten herum, aber er kann wieder eigenständig laufen", sagt Meeske zum Abschied.

Die langfristigen Schulden belasten die Gegenwart inzwischen weniger

Er und sein Team haben den Verein mit einem gut durchdachten und maßvollen Finanzkurs auf Kurs gebracht. Dazu gehört auch, dass der FCN gerade in den Wirtschaftskreisen der Region als solider, vernünftig geführter Partner wahrgenommen und dementsprechend behandelt wird - dies beinhaltet auch, dass sich Meeske im Gegensatz zu seinen Vorgängern massiv um die Vertreter der hiesigen Wirtschaft gekümmert hat.

Was sein Team und er zudem geschafft haben: die langfristigen Schulden so umzustrukturieren, dass sie die Gegenwart weniger belasten. Derzeit betragen die langfristigen und damit in erster Linie drückenden Schulden 9,2 Millionen Euro, 7,6 davon sind auf ein 15-jähriges und zinsfreundliches Darlehen mit Sondertilgung umgewandelt worden. Dies alles ändert freilich nichts daran, dass der Club mit einem Gesamtumsatz mit rund 75 Millionen Euro neben der Fortuna aus Düsseldorf wirtschaftlich das Schlusslicht der Liga bildet. Und die Lücke zu Augsburg, Mainz oder Freiburg zu schließen, wird "auch nicht im Handumdrehen zu schaffen sein, sondern bedarf noch drei, vier Jahre harter Arbeit", betont Meeske. Was er damit meint: die Arbeit fortsetzen, die er auf den Weg gebracht hat.

"Überhaupt kein Druck" für eine Ausgliederung

Was er indes nicht schaffte: sein Projekt "Ausgliederung der Profiabteilung" umzusetzen. Dreimal hatte er bereits konkrete Termine genannt, dreimal musste er zurückziehen. "Bei der Wucht, die der Verein in dieser Region hat, hätte es keinen Sinn gemacht zu versuchen, das mit aller Macht durchzuboxen", so Meeske dazu.

Wann und wie die Ausgliederung nun vonstattengehen könnte, darüber gibt es keinen genauen Fahrplan. Was bekannt ist: Der Club arbeitet weiter daran und hält an seinem Modell mit regionalen Partnern fest. "Das Gute ist, dass es überhaupt keinen wirtschaftlichen Druck für eine Ausgliederung gibt", meint Meeske, der aus Wolfsburg gespannt den weiteren Weg des FCN verfolgen wird. "Mit einem richtig guten Gefühl", fügt er mit Blick auf seinen Nachfolger Niels Rossow (41) an, der Anfang Oktober seinen Dienst antrat und ab dem Donnerstag endgültig in Eigenregie die Finanzen regelt.

Chris Biechele