Bundesliga

Eintracht Frankfurts zweiter Torhüter Jan Zimmermann: "Ich fühle mich nicht außen vor"

Frankfurt: Mascarell zurück aus Teneriffa

Zimmermann: "Ich fühle mich nicht außen vor"

Die Nummer 2 im Frankfurter Tor: Jan Zimmermann.

Die Nummer 2 im Frankfurter Tor: Jan Zimmermann. imago

Einige Tage Heimaturlaub auf Teneriffa hatte Trainer Niko Kovac seinem Mittelfeldstrategen gegönnt. Mascarell sollte den Tapetenwechsel bei seiner Familie dazu nutzen, auf andere Gedanken zukommen. Seine mysteriöse Fußverletzung, an der er seit dem Heimspiel gegen Köln laboriert, zieht sich unerwartet lange hin. Mittlerweile ist der 25-Jährige wieder zurück in Frankfurt. Wann er der Mannschaft wieder helfen kann, steht jedoch in den Sternen. Laut einer Vereinssprecherin trainierte er ebenso wie Abraham individuell in den Stadionkatakomben - der argentinische Innenverteidiger ist allerdings nicht verletzt. Außerdem fehlten insgesamt elf Nationalspieler, die rund um den Globus im Einsatz sind.

Doch auch die in Frankfurt gebliebenen Spieler werden Wettkampfpraxis sammeln, am Freitag testet die Eintracht beim Sechstligisten SV Alemannia Haibach (16 Uhr). Da Stammkeeper Lukas Hradecky mit Finnland unterwegs ist, wird die Nummer 2, Jan Zimmermann, zwischen den Pfosten stehen.

Am Mittwochabend sprach der 32-Jährige über...

...den bevorstehenden Test: "Das Spiel ist in dem Sinne anspruchsvoll, als dass nicht viele Aktionen auf mich zukommen werden, aber man trotzdem die ganze Zeit konzentriert sein muss. Das ist ähnlich wie in Spielen, in denen man klar überlegen ist, aber dann doch ein, zwei Situationen kommen, in denen man auf den Punkt da sein muss. Das ist eine gute Konzentrationsschule."

...sein Befinden als jemand, der zwar immer dabei ist, aber nicht auf dem Platz steht: "Ich freue mich natürlich, diese Entwicklung ist für uns alle unglaublich. Zu Saisonbeginn ist man sicher nicht davon ausgegangen, dass wir jetzt derart erfolgreich an diesem Punkt stehen würden. Auch als zweiter Torhüter fühle ich mich nicht außen vor. Am Spieltag stehen elf bis 14 Spieler auf dem Platz und spielen den Erfolg für uns heraus, aber nichtsdestotrotz trägt jeder im Kader seinen Teil dazu bei. Auch im Training sieht man, wie sich das Trainingsniveau und die Art und Weise, wie wir Fußball spielen, im Vergleich zu Beginn der Saison verändert hat. Auch dazu trägt man einen Teil bei, wenn man im Training immer vollwertig dabei ist."

...seine Rolle: "In den Trainingsspielen stehe ja auch ich im Tor, und wenn ich keine Leistung bringe, haben es die Stürmer zu einfach. Es geht darum, das Trainingsniveau mit Leistung hochzuhalten, aber auch zu motivieren und als gutes Beispiel voranzugehen. Wir haben im Kader viele Spieler, die nicht spielen. Als älterer Spieler will ich vorleben, dass man trotzdem immer weiter an sich arbeiten muss und ehrgeizig wie motiviert ins Training geht. Mit Lukas arbeite ich super zusammen, wir helfen uns gegenseitig und analysieren vor den Spielen auch den Gegner gemeinsam."

...die Frage, ob er den Wunsch habe, irgendwann bei der Eintracht oder woanders noch mal die Nummer 1 zu sein? "Grundsätzlich bin ich ein Leistungssportler und will auf jeden Fall spielen. Es ist nicht so, dass ich mich hier hinsetze und sage: Es ist alles Friede, Freude, Eierkuchen. Nichts ist in Stein gemeißelt. Lukas ist ein super Torwart, da ist die Sachlage klar, das akzeptiere ich auch. Aber es ist nicht so, dass für die nächsten Jahre immer alles fix ist. Ich gucke aber auch nicht zu weit in die Zukunft - ich kann beeinflussen, wie ich heute trainiere und mich heute Abend ernähre. Wenn du zu weit in die Zukunft schaust, verlierst du die Gegenwart. Gerade nach der Erfahrung, die ich gemacht habe (bei Zimmermann wurde 2014 ein Hirntumor entdeckt und operativ entfernt, Anm. d. Red.), lebe ich in dem Bewusstsein, dass der Moment das Entscheidende ist. Ich will natürlich spielen, laufe aber nicht unzufrieden herum, weil ich mich hier und in der Mannschaft wirklich sehr wohlfühle."

...das Klima in der Mannschaft: "Das ist sehr gut. Trotz der vielen Sprachen und Nationalitäten sind die Stimmung und das Miteinander außergewöhnlich. Es gibt keine Gruppen, wir sind ein Haufen. Wenn wir zusammen ausradeln, redet jeder mit jedem. Der beste Indikator ist immer: Kämpft jeder für jeden? Wenn eine Mannschaft funktioniert und gut miteinander interagiert, dann sieht man das daran, wie die Fehler des anderen ausgebügelt werden, wie man miteinander umgeht. Und das ist bei uns wirklich sehr gut."

...die Sprache: "Da entwickelt sich jeder weiter. Die Ausländer lernen fleißig Deutsch, aber wir lernen auch Französisch und Spanisch, wobei am meisten Englisch und Deutsch gesprochen wird. Jeder lernt gerade noch eine Fremdsprache."

Aufgezeichnet von: Julian Franzke