Bundesliga

Kniffe am Bosz-System: Wie Peter Stöger den BVB beim 2:0 in Mainz stabiler machte

Borussia Dortmunds Trainer dankt seinem Vorgänger

Kniffe am Bosz-System: Wie Stöger den BVB stabiler machte

Zeigte in der Stunde des Sieges wahren Sportsgeist: BVB-Trainer Peter Stöger (links) lobte seinen Vorgänger Peter Bosz.

Zeigte in der Stunde des Sieges wahren Sportsgeist: BVB-Trainer Peter Stöger (links) lobte seinen Vorgänger Peter Bosz. imago

Wenn in der Bundesliga ein Trainer auf den anderen folgt, dann ist es keine Seltenheit, dass der Nachfolger seinem Vorgänger zumindest indirekt ein paar Boshaftigkeiten übermittelt. Höflichkeitsfloskeln sind das Maximum der Gefühle, ernstgemeinter Lob dagegen die Ausnahme. Umso bemerkenswerter die Worte, die Peter Stöger am späten Dienstagabend über seinen Vorgänger Peter Bosz aussprach.

Bosz war erst am vergangenen Samstag nach nur einem Sieg aus 13 Pflichtspielen und einer erschreckenden Leistung seiner Elf gegen Bremen (1:2) entlassen worden. Doch der nur einen Tag später als neuer Trainer vorgestellte Stöger vergaß ihn nicht nach dem immens wichtigen 2:0-Erfolg in Mainz , der für den früheren Kölner eine noch längere Sieglos-Serie beendete. "Vieles von dem, was an positiven Dingen zu sehen war, gehört meinem Kollegen Peter Bosz", sagte Stöger auf der Pressekonferenz. "Er hat mir hier etwas richtig Gutes hinterlassen. Niemand findet ein negatives Wort über ihn. Ein Teil dieses Sieges gehört ihm."

Trainersteckbrief Stöger
Stöger

Stöger Peter

Borussia Dortmund - Die letzten Spiele
Atletico Madrid Atl. Madrid (H)
4
:
2
Bor. Mönchengladbach M’gladbach (A)
1
:
2
Spielersteckbrief Sokratis
Sokratis

Papastathopoulos Sokratis

Spielersteckbrief Kagawa
Kagawa

Kagawa Shinji

Spielersteckbrief Weigl
Weigl

Weigl Julian

Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
38
2
FC Schalke 04 FC Schalke 04
29
3
RB Leipzig RB Leipzig
28

Kniffe von Stöger

In der Tat hatte Stöger eine Grundordnung gewählt, die jenem 4-3-3 ähnelte, das der zuweilen etwas dogmatisch wirkende Bosz in seiner kurzen Amtszeit oft vorgehalten wurde. Zu offensiv, zu offen, zu instabil sei es, lauteten die Vorwürfe, die sich am Dienstag jedoch allesamt nicht bestätigten, weil Stöger einen einfachen Kniff anwandte: Er verschob die komplette Formation ein paar Meter nach hinten, ließ nicht so früh attackieren und nicht so aggressiv nach vorne verteidigen wie sein Vorgänger.

Spielbericht

In diesem Punkt offenbarte sich der vielleicht elementarste Unterschied zu seinem Vorgänger: Während sich bei Bosz die Spieler seiner Philosophie unterzuordnen hatten, hat Stöger keine "fixe Idee", wie er selbst sagt: "Ich habe noch nie etwas erfunden. Man ist darauf angewiesen, was die Jungs umsetzen können. Ich habe versucht, die Spielanlage so auf die Beine zu stellen, dass die Spieler dort spielen, wo sie sich am wohlsten fühlen."

Vor allem Julian Weigl, der einzige Sechser gegen Mainz, profitierte von der pragmatischen Herangehensweise Stögers. Er baute aus der Tiefe heraus das Spiel seiner Elf auf und fand auch in den Defensivzweikämpfen besser Zugriff als in den Wochen zuvor. Besonders bemerkenswert: In 90 Minuten spielte er nur einen Fehlpass.

Borussia Dortmund

Nach acht Ligaspielen ohne Sieg gewann der BVB wieder eine Bundesliga-Partie. imago

"Beim letzten Sieg war es noch warm"

Nach wackliger Anfangsphase - in der die Mainzer unter anderem die Latte trafen (7.) - machte sich die eigentlich recht simple Maßnahme Stögers von Minute zu Minute in der gesamten Statik des Dortmunder Spiels stärker bemerkbar. Der BVB stand mit zunehmender Spielzeit sicherer und stabiler. Es war die Grundlage für den verdienten Sieg, den Sokratis mit einem regelrecht erzwungenen Tor einleitete (55.) und Shinji Kagawa mit einem späten Kontertor (89.) vollendete. Zentnerweise schien die Last anschließend von den Schultern der Borussen zu fallen, die sich nach dem Abpfiff erst einmal sammeln mussten, bevor sie vor den mitgereisten Fans feierten.

"Wir sind sehr erleichtert. Den letzten Sieg hatten wir im September gefeiert, als es noch warm war. Der Sieg jetzt tut richtig gut", befand BVB-Sportdirektor Michael Zorc nach dem Ende zweier Negativserien - Stöger hatte mit Köln in dieser Bundesliga-Saison sogar noch gar nicht gewonnen. Und Kapitän Marcel Schmelzer, der noch am Samstag minutenlang die Einstellung seiner Mannschaft bemängelt hatte , bilanzierte: "Die Erleichterung ist sehr groß, nachdem wir zuvor nach einer gefühlten Ewigkeit nicht gewonnen hatten. Die Mentalität, die Leidenschaft und das Engagement haben über die vollen 90 Minuten gestimmt."

Ob der Knoten beim BVB damit geplatzt ist? So weit wollte sich in Mainz kein Borusse aus dem Fenster lehnen. Die Hoffnung indes ist da. "Wir sollten das gute Gefühl mitnehmen in das Spiel am Samstag und dann nachlegen, damit wir wieder richtig in den Tritt kommen", forderte Zorc.

Gegner ist dann im Abendspiel (18.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) die von Julian Nagelsmann trainierte TSG 1899 Hoffenheim. Der 30-Jährige saß am Dienstag in Mainz auf der Tribüne - und soll nach dem Willen der BVB-Verantwortlichen im Sommer auf die Trainerbank der Borussia wechseln . Ein ganz normales Spiel wird also auch das nicht für den BVB und seinen neuen Trainer Peter Stöger.

Matthias Dersch