3. Liga

DFB-Präsident Reinhard Grindel begnadigt Drittligist Rostock: Hansa nun doch mit Fans bei zwei Auswärtsspielen.

DFB-Präsident gibt Gnadengesuch des Drittligisten statt

Grindel begnadigt Rostock: Hansa nun doch mit Fans

Fans von Hansa Rostock.

Fans von Hansa Rostock. imago

Im Juli verurteilte das DFB-Sportgericht Hansa Rostock wegen Fehlverhaltens der eigenen Anhänger bei sechs Auswärtspartien der Saison 2016/17 zu einem Teilausschluss bei einem Meisterschaftsspiel sowie einer Geldstrafe. Nachdem der Verein gegen diese Strafe in Berufung gegangen war, fällten die Richter am 9. August ein neues Urteil: Danach hätte Hansa bei zwei Auswärtspartien auf seine Fans verzichten müssen, für zwei weitere Auswärtsspiele wurde dieselbe Strafe zur Bewährung ausgesetzt. Die Geldstrafe blieb bestehen.

Als Grindel Mitte der Woche den vorläufigen Verzicht des DFB auf Kollektivstrafen in Aussicht stellte , richtete Hansa Rostock ein Gnadengesuch an den DFB. Grindel als DFB-Präsident gab diesem statt. Demnach entfällt der vom DFB-Sportgericht am 9. August 2017 verhängte Ausschluss der Rostocker Anhänger für die beiden Auswärtsspiele der 3. Liga beim 1. FC Magdeburg am 7. Spieltag und beim FC Carl Zeiss Jena am 12. Spieltag. Die übrigen Teile der Sport-Gerichtsentscheidung bleiben bestehen. Der teilweise Straferlass für Hansa Rostock wird unter der Voraussetzung bewilligt, dass der Verein einen Betrag von 24.000 Euro an die Robert-Enke-Stiftung spendet.

"Mit der Entscheidung unterstreicht der DFB-Präsident noch einmal sehr deutlich, wie wichtig ihm der Dialog ist. Die anstehenden Gespräche mit Vertretern von Fan-Organisationen und Ultra-Gruppen sollen nicht durch zurückliegende und noch nicht vollzogene Beschlüsse über Kollektivstrafen belastet werden", wird DFB-Mediendirektor Ralf Köttker auf der Verbands-Website zitiert.

Die Entscheidung, "bis auf Weiteres" auf Kollektivstrafen zu verzichten, sei keine kurzfristige Reaktion auf die hässlichen Vorkommnisse während des Pokalspiels zwischen Hansa Rostock und Hertha BSC (0:1) gewesen, teilte der DFB am Mittwoch mit. Vielmehr wolle der DFB ein Zeichen setzen, um auch mit Ultra-Vertretern in den Dialog einzutreten. Nach "martialischen Aufmärschen, 'Kriegserklärungen' und menschenverachtenden Aktionen gegen Mannschaften und deren Fans" sei es "Zeit zum Innehalten", formulierte Grindel in der nach DFB-Angaben bereits seit längerer Zeit vorbereiteten Erklärung.

Dass nun ausgerechnet ein Gnadengesuch von Hansa Rostock vier Tage nach diesem Spiel positiv beschieden wird, verwundert dennoch etwas. Die Partie musste in der zweiten Halbzeit wegen Ausschreitungen und Pyrotechnik zweimal unterbrochen werden und stand sogar kurz vor einem Abbruch. Sitzschalen, ein geraubtes Banner und Fanschals gerieten in Brand und mussten durch Ordnungskräfte unter Polizeischutz gelöscht werden. Nach den Vorfällen verurteilte Hansas Vorstandsvorsitzender Robert Marien das Verhalten von "20 bis 50 Vollidioten" noch scharf und richtete einen Hilferuf an die Gesellschaft: "Das kann man nur gesamtgesellschaftlich lösen und sicher nicht alleine als Drittligist."

sid/jer