Bundesliga

"Dreh um!" Wie Aogo beim VfB landete

Stuttgarts Neuzugang geht runderneuert in den Neustart

"Dreh um!" Wie Aogo beim VfB landete

Hat konkrete Lehren aus seiner Zeit bei Schalke 04 gezogen: Dennis Aogo.

Hat konkrete Lehren aus seiner Zeit bei Schalke 04 gezogen: Dennis Aogo. imago

Dennis Aogo war gerade auf dem Weg nach Essen. Die alte Leier dieser Sommerpause, nachdem sein Vertrag bei Schalke 04 nicht verlängert worden war. Individualtraining. Dann klingelte sein Handy. Am anderen Ende: sein Manager, der ihm mitteilte: "Dreh um, wir haben ein paar Dinge zu besprechen." Der Linksverteidiger tat, wie ihm geheißen. Denn an jenem Morgen hatte Michael Reschke den Kontakt zu Aogos Berater aufgenommen und das Interesse des VfB hinterlegt. "Die Abwicklung ging recht schnell", erzählt der 30-Jährige, obgleich die Tendenz bei der Vereinssuche "eher Richtung Ausland ging. Aber ich habe gesagt: Auf geht's, ich hab' Bock."

Bock, weil Sportvorstand Reschke ihm "von der großen Aufbruchstimmung" beim Bundesliga-Rückkehrer erzählt habe. "Abgesehen davon weiß ich, was hier im Stadion los ist und dass der Verein eine gewisse Power mitbringt." Die gestaltet sich aktuell sportlich zwar durchaus auf einem ordentlichen qualitativen Niveau, mit Erfahrung aber ist die Mannschaft nur überschaubar gesegnet. Weshalb es logisch klingt, dass nach der Verletzung von Emiliano Insua (Risswunde mit muskulärer Beeinträchtigung) Aogo in den Fokus des neuen Sportvorstandes gerutscht ist.

Aogo hat "Dinge hinterfragt" - und abgenommen

Als Aogo dann erstmals mit seinen neuen Kameraden kickte, da merkte er, "dass die Belastung im Mannschaftstraining eine andere ist als im individuellen Training". Die Adduktoren schmerzten, das Pokalspiel in Cottbus (3:4 i.E.) war für den Neuen nicht machbar.

Aogo wird es verschmerzen können. Am Mittwochnachmittag sprach einer in der VfB-Geschäftsstelle, der viel reflektiert hat in den vergangenen Wochen, ja Monaten. "Ich habe Dinge hinterfragt, weil die letzte Saison für mich nicht zufriedenstellend war." In Gelsenkirchen waren Bank und Tribüne zuletzt Stammplatz geworden. "Ich hatte jemand vor mir, der es unglaublich gut gemacht hat", singt Aogo ein Loblied auf Sead Kolasinac, mittlerweile in Diensten des FC Arsenal. "Man muss das als Sportler manchmal akzeptieren, auch wenn es schwer ist. Als Persönlichkeit habe ich viel gelernt, weil man es aus einer anderen Perspektive sieht." Und er hat Lehren gezogen: Drei, vier Kilo abgenommen mit Ernährungsumstellung. Beraterwechsel.

Beim VfB soll eine stimmige Gemeinschaft entstehen - auch dank Aogo

Runderneuert in den Neuanfang. Der Linksfüßer will bei seinem neuen Klub eine Rolle als Führungsspieler einnehmen. Nicht als Schreihals, sondern als reflektierter, aber eben erfahrener Profi nach Bundesliga-Stationen beim SC Freiburg, dem HSV und eben Schalke. "Ich glaube, dass wir sehr viele talentierte Spieler im Kader haben. Die Aufgabe ist, das zu einer Gemeinschaft zusammenzuführen, die stimmig ist. Dann können wir für Überraschungen sorgen." Diese Balance zu finden, daran will er teilhaben.

Ob dies schon beim Bundesliga-Debüt von Trainer Hannes Wolf am Samstag (15.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de) bei Hertha BSC der Fall sein wird, ist offen. Zuletzt hat er individuell trainiert. "Ich muss abwarten." Vor allem darauf, wie die Adduktoren reagieren auf die Einheiten mit dem Team in den nächsten Tagen. Erst dann ist klar, ob er die Reise in die Hauptstadt mit antreten wird. Nichtsdestotrotz strahlt Aogo Zuversicht aus: "Ich habe sehr große Hoffnung für Berlin." Das mag nach der langen Phase der Ungewissheit auch daran liegen, dass er eine Chance auf einen Neustart in der Beletage hat.

Benni Hofmann

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