Im Winter-Trainingslager in Spanien schwören sich die Schalker: Die fünf Niederlagen zum Saisonstart sollen endgültig vergessen gemacht und die Europapokal-Qualifikation doch noch erreicht werden. Das Jahr beginnt mit dem letzten Hinrundenspiel, in dem die Königsblauen gegen den FC Ingolstadt einen Last-Minute-Sieg durch Guido Burgstallers 1:0 feiern. Es folgt der Anfang einer Aneinanderreihung vergebener Möglichkeiten, auf einen Europapokal-Rang zu gelangen. Nicht ein einziges Mal können die Gelsenkirchener die regelmäßigen Steilvorlagen der Konkurrenten entsprechend ausnutzen.
Aber der Reihe nach. Durch den 1:0-Sieg gegen Ingolstadt sind die Schalker plötzlich Tabellenzehnter, mit einem Sieg gegen Eintracht Frankfurt zum Rückrundenstart können sie den Abstand auf die sechstplatzierten Hessen auf fünf Zähler verkürzen. Sie unterliegen zu Hause mit 0:1. Das ist bis heute die letzte Liga-Heimniederlage für Schalke 04, doch das Auf und Ab setzt sich kontinuierlich fort.
Neun Punkte Rückstand auf Platz sechs (Hertha BSC) hat Schalke nach der 0:1-Niederlage gegen Frankfurt, kämpft sich durch ein 1:1 bei Bayern München, ein 2:0 gegen Berlin, ein 1:1 beim 1. FC Köln sowie gegen die TSG Hoffenheim auch deshalb wieder zurück ins Getümmel um Platz sechs, weil die anderen Anwärter es einfach nicht auf die Reihe kriegen sich abzusetzen.
Das 2:4 bei Borussia Mönchengladbach am 23. Spieltag sorgt für neue Ernüchterung im Lager des Pott-Klubs, aber weiter geht die wilde Fahrt: 3:0 gegen Augsburg, 1:0 in Mainz (zweiter Auswärtssieg der Saison), 1:1 gegen Borussia Dortmund. Abermals lässt sich Schalke nicht abschütteln, steht nach dem Revierderby am 26. Spieltag auf einem einstelligen Tabellenplatz (9.), nur drei Punkte hinter dem Sechsten aus Köln.
Schalke: Ein Team aus dem Niemandsland?
Es folgt: Das 0:3 bei Werder Bremen. Die Stimmung ist – mal wieder – dahin, doch das sogleich folgende 4:1 gegen den VfL Wolfsburg entfacht neue Euphorie. Zumal der nächste Gegner der vermeintlich schlagbarste in dieser Saison ist: Darmstadt 98. Statt diese Chance endlich einmal zu nutzen, verlieren die Schalker in der letzten Minute mit 1:2. Darmstadt vertagt damit den Abstieg, die Gelsenkirchener machen lange Gesichter.
Wieder kommt die Mannschaft von Trainer Markus Weinzierl heran (1:1 gegen Leipzig, 4:1 in Leverkusen), wieder folgt ein Nackenschlag (0:2 in Freiburg). Es ist ein Nackenschlag, von dem sich die Gelsenkirchener wohl nicht mehr erholen werden. Die Europapokal-Qualifikation ist so gut wie dahin, gegen den Hamburger SV am Samstag im finalen Heimspiel dürfe nun "nicht der Eindruck entstehen, dass eine Mannschaft aus dem Niemandsland ein Spiel abgibt", fordert S04-Sportvorstand Christian Heidel. Dass er den eigenen Klub als Mannschaft aus dem Niemandsland bezeichnen muss, haben sich die Knappen selbst zuzuschreiben.
Toni Lieto