Champions League

Leverkusens Roberto Hilbert: Gelungenes Comeback bei Atletico Madrid mit starkem Nachspiel

Rechtsverteidiger überzeugt und kritisiert seinen Ex-Trainer

Hilbert: Gelungenes Comeback mit starkem Nachspiel

Konnte bei seinem Auftritt im Vicente Calderon überzeugen: Leverkusens Roberto Hilbert.

Konnte bei seinem Auftritt im Vicente Calderon überzeugen: Leverkusens Roberto Hilbert. imago

Die Personalnot hatte ihn in die erste Elf gespült. Und das, was Roberto Hilbert dann im Vicente Calderon abgeliefert hatte, war aller Ehren wert. Obwohl er in dieser Saison nur einen einzigen (!) Pflichtspieleinsatz Ende Oktober beim Pokal-K.o. in Lotte zugestanden bekommen hatte, spielte der Rechtsverteidiger eine blitzsaubere Partie, zeigte kaum Unsicherheiten, strahlte Ruhe aus und rettete nach 15 Minuten in höchster Not gegen Atleticos Correia. Ein gelungenes Comeback, das Sportdirektor Rudi Völler nahezu euphorisch kommentierte: "Der alte Mann ist nochmal zurückgekommen. Bei solchen Spielen sieht man sofort, dass er ein paar Champions-League- und ein paar Länderspiele auf dem Buckel hat, die Erfahrung hat, so eine Leistung abzuliefern. Ich freue mich für ihn."

Für Hilbert war es eine Art Wiederauferstehung. Ausgemustert, links liegen gelassen, missachtet von Ex-Trainer Roger Schmidt. Dem Hilbert nach der Partie mit feiner Klinge und dennoch klaren Worten Dank sagte für die "schwersten Monate meiner Karriere". Mit einer Mischung aus Ironie und Galgenhumor stellte er zu seiner einst aussichtslosen Situation, der er im Winter mit einem Vereinswechsel entkommen wollte, fest: "War ich noch auf der Abschussliste?" Dem Hinweis, dass er zumindest auf dem Mannschaftsfoto war, entgegnete er: "Aber das war Anfang der Saison..."

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Bayer 04 Leverkusen - Vereinsdaten
Bayer 04 Leverkusen

Gründungsdatum

01.07.1904

Vereinsfarben

Rot-Weiß-Schwarz

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Hilbert ließ keinen Zweifel daran aufkommen, dass Schmidt alleine für seine Leidenszeit verantwortlich war. Ob er selbst überrascht gewesen sei, dass er nach so langer Pause so gut gespielt habe? Hilberts Antwort: "Überhaupt nicht. Ich bin überzeugt, dass ich viele Qualitäten habe." Die Botschaft: Es lag an Schmidt.

"Ich weiß bis heute nicht, warum es so gekommen ist"

Dass sein Verhältnis zum Ex-Trainer am Ende nicht mehr existent war, hatte sich schon in der Winterpause gezeigt, als Hilbert erst durch Nachfrage bei Manager Jonas Boldt davon erfahren hatte, dass er nicht mit ins Trainingslager nach Florida reisen sollte. Kommunikation war eben nicht Schmidts Stärke, wie der Routinier zur Ursachenforschung für seine Aussortierung deutlich machte. Wie ihm Schmidt erklärt habe, warum er nicht spiele, wurde Hilbert gefragt. Schließlich soll es doch eine Aussprache gegeben haben. Hilberts Antwort: "Ja eben nicht. Das ist ja das Problem. Ich weiß bis heute nicht, warum es so gekommen ist. Man hat mir immer gesagt, ich bin ein guter Typ, ich kriege irgendwann meine Chance – die ist erst mit dem neuen Trainer gekommen." Es lag an Schmidt.

Hilbert ("Ich bin sehr glücklich über den Tag heute.") hatte während seiner Verbannung auch bei Schmidt nachgefragt, ob er sich etwas zu Schulden habe kommen lassen. Die Antwort lautete nein. Ob er Genugtuung verspüre? Hilbert: "Das hört sich so schlecht an - und ich bin kein schlechter Mensch." Und kein schlechter Fußballer. Auf den Schmidt in der Hinrunde selbst dann nicht zurückgegriffen hatte, als sich Rechtsverteidiger Benjamin Henrichs mit Rückenproblemen, die schmerzhaft in den Oberschenkel ausstrahlten, über Wochen mehr schlecht als recht durch die Spiele geschleppt hatte.

Hilbert blickt optimistisch nach vorne

All dies möchte Hilbert jetzt abhaken, das Minimalziel Europa League mit Bayer 04 hingegen auf keinen Fall. Hilbert ist Optimist. Dass die Werkself nur fünf Punkte vor dem Relegationsplatz rangiert, ficht ihn nicht an. "Ich gucke nicht, was hinter mir ist. Ich gucke nach vorne und da sind genug Mannschaften, die wir noch kriegen wollen. Wir müssen jetzt positiv denken, mit breiter Brust nach Hoffenheim fahren und dort gewinnen. Jetzt greifen wir an, damit wir nächstes Jahr wieder international spielen."

Dazu wird er zumindest auch am Samstag von Beginn an beitragen dürfen, da Linksverteidiger Wendell gesperrt fehlen wird, den der in Madrid gesperrte Henrichs ersetzen dürfte. Spielt Hilbert dann wieder so wie in Madrid, sollte es noch zu weiteren Startelfeinsätzen reichen – auch ohne Sperren der Konkurrenz.

Stephan von Nocks