Ein Sprung auf der Zeitachse ist nötig, um nachvollziehen zu können, was für einen gewaltigen Satz die Profimannschaft des MSV Duisburg letztlich gemacht hat: Nach 13 Spieltagen hatten die Meidericher kümmerliche sechs Punkte auf dem Konto, der Rückstand auf die am Ende einkassierten Paderborner und Frankfurter betrug zwölf beziehungsweise acht Zähler. Nach 28 Runden und damit schon auf der Zielgeraden der Liga sah es nicht viel besser aus: Der MSV rangierte mit 19 Punkten auf Rang 18, Frankfurt (29) und Paderborn (24) standen davor.
Dann aber rissen sich die Duisburger am Riemen und tüteten in den finalen sechs Partien vier Siege und ein Remis ein - starke 13 von möglichen 18 Punkten. "Wenn man sieht, wie weit Frankfurt schon vor uns war. Wie wir die noch eingeholt haben. Das ist einfach Wahnsinn!", resümierte Kevin Wolze am Sonntag nach dem entscheidenden 1:0-Erfolg gegen Bundesliga-Aufsteiger RB Leipzig gegenüber "Sky". "Das zeigt, was für einen starken Charakter wir haben. Wie klar wir auch im Kopf sind."
Spielbericht
MSV-Sportdirektor Ivica Grlic konnte dem 26-Jährigen nur beipflichten: "Wir mussten das Spiel gewinnen, wir wollten es unbedingt gewinnen und die Mannschaft hat es einmal mehr umgesetzt. Jetzt sind wir erleichtert." Ein Stein vom Herzen fiel auch Trainer Ilia Gruev, der den Klub am 14. Spieltag übernommen hatte: "Es ist erneut eine Top-Leistung gewesen. Leipzig zu schlagen, ist nicht einfach. Ich bin unheimlich stolz auf meine Mannschaft. Dass wir in die Relegation kommen, daran hat vor wenigen Monaten keiner mehr geglaubt."
Gruev warnt vor "verdammt guten" Würzburgern
Guten Gewissens dürfen die Zebras dieses lange Zeit für schier unmöglich gehaltene Zwischenziel, die Relegation, feiern. "Jetzt genießen wir erst einmal den heutigen Abend und freuen uns riesig", teilte Wolze mit. Onuegbu ergänzte: "Uns geht es jetzt gut. Wir sind sehr froh, das heute geschafft zu haben. Wir sind sehr glücklich."
Zielabschnitt eins erreicht: Der MSV Duisburg hat den Klassenerhalt in der eigenen Hand. imago
Die Spieler und Beteiligten wussten aber auch direkt nach dem Erfolg über Leipzig, dass noch zwei harte Spiele bevorstehen. Am kommenden Freitag (19.10 Uhr, LIVE! bei kicker.de) und am darauffolgenden Dienstag (19.10 Uhr) stehen die beiden Relegationsspiele gegen die Würzburger Kickers an. "Das war aber nur der erste Schritt von dreien", so Grlic. "Wir müssen das, unsere vielen Erfolge zuletzt, jetzt ganz schnell vergessen. Denn wir haben noch zwei Endspiele vor uns", sagte Matchwinner Giorgi Chanturia ("Ich bin stolz, beim MSV zu spielen"). Auch Trainer Gruev stieg mit ein und prophezeite seinen Schützlingen einen heißen Tanz: "Es wird extrem schwer werden, denn Würzburg ist eine verdammt gute Mannschaft mit einem verdammt guten Trainer."
Hollerbach sieht sich um
Jener Trainer war übrigens am Sonntag zugegen und sah sich den Auftritt der Duisburger gegen Leipzig haargenau an. Für ein Statement nach Spielschluss war Kickers-Coach Bernd Hollerbach dann auch zu haben: "Der MSV ist klarer Favorit. Sie haben allein einen ganz anderen Etat als wir. Wir sind aber nicht leicht zu schlagen." Besonders hob der 46-Jährige die Konstellation hervor, da auch sein Team im Winter wie Duisburg abgeschrieben war (Rang elf Ende Dezember): "Ich finde es klasse, weil sich jetzt zwei Mannschaften treffen, die im Winter noch totgesagt wurden."