Bundesliga

Tuchels Analyse: Sechs Gründe für die neue Abwehrstärke

BVB gegen Mainz ohne Bender, Gündogan fraglich

Tuchels Analyse: Sechs Gründe für die neue Abwehrstärke

Auch gegen Tottenham "zu Null": BVB-Trainer Thomas Tuchel.

Auch gegen Tottenham "zu Null": BVB-Trainer Thomas Tuchel. imago

Thomas Tuchel und sein Trainerteam scheinen im Bereich Fitness viel richtig gemacht zu haben. Sonst hätte der Trainer von Borussia Dortmund nach dem intensiven 3:0 gegen Tottenham und vor dem 43. Pflichtspiel der Saison, dem Duell mit dem 1. FSV Mainz 05 am Sonntag (17.30 Uhr, LIVE! bei kicker.de), kaum sein "Gefühl" zum Ausdruck gebracht, "dass wir da noch mal ein Spiel draufpacken können".

Ob er die Chance zum Rotieren nutzt? "Weiß ich noch gar nicht", meint Tuchel locker, "wir haben gegen Tottenham sehr frisch, sehr griffig gewirkt." Wenn er personell wechsle, dann aus taktischen Gründen, "nicht wegen der Belastung". Dabei weiß Tuchel ganz genau, welche Art von Fußballspiel seine Dortmunder am Sonntag erwartet.

Bender fehlt, Sokratis bereit

Mainz, sein Ex-Klub, verteidige "aggressiv, mutig, diszipliniert", setze auf ein "athletisches, fleißiges Spiel", sei eine "starke, verschworene Einheit mit einem großen Teamgeist"; kurzum ein Team, das - siehe 2:1-Coup in München - "harten Widerstand" leiste. "Wir brauchen die nötige Frische in unseren Entscheidungen, eine Schärfe in unseren Aktionen und den unbedingten Willen, diese Widerstände zu überwinden." Die verblüffende Punkteausbeute (40) habe er den Mainzern "schon zugetraut".

Nicht zur Verfügung steht Tuchel, mal wieder, Sven Bender, der sich gegen die Spurs eine Zerrung zugezogen hat. Sokratis steht aber bereit. Ilkay Gündogan, der schon vor dem Tottenham-Spiel einen Schlag auf den Fuß erlitten hatte, ist trotz Spezialschuh "sehr fraglich". Seine Zukunft auch: Wie bei Mats Hummels, Henrikh Mkhitaryan und Marcel Schmelzer läuft Gündogans Vertrag 2017 aus, zuletzt wurde sein Berater im Gespräch mit Pep Guardiola und Manchester Citys Sportdirektor Txiki Begiristain abgelichtet.

Wenn sie gehen, spielen wir ohne Innenverteidiger, ohne Außenverteidiger, ohne Mittelfeldspieler.

Tuchel über die offene Zukunft einiger Leistungsträger

"Wenn sie gehen, spielen wir ohne Innenverteidiger, ohne Außenverteidiger, ohne Mittelfeldspieler", kommentierte Tuchel das Thema locker, um ernst anzufügen: "Natürlich gibt's einen Plan B, aber im Moment verfolgen wir unseren Plan A, die Spieler an uns zu binden."

Wäre ja auch schade, wenn drei Säulen aus einer Mannschaft brechen würden, die gerade mit perfekter Abstimmung, mit perfekter Balance glänzt - mehr noch als in der schon herausragenden Hinrunde. 2016 musste der BVB in zwölf Pflichtspielen erst drei Gegentore hinnehmen, und man weiß ja, was über starke Abwehrreihen gesagt wird: Sie bringen Titel.

Hummels, Haltung, Glück: Tuchels Analyse der wenigen Gegentor

Doch woher kommt diese neue Dortmunder Defensivstärke? "Keine Ahnung", lachte Tuchel erst, man habe nun nicht gerade die gesamte Winterpause damit verbracht, am Abwehrverhalten zu feilen. Er sieht eine "Mischung aus vielen Faktoren" - und gewährte einen Einblick.

Faktor eins: Taktik. "Wir haben ein paar taktische Dinge verändern, sichern einige Räume anders ab", so Tuchel.

Faktor zwei: Erfahrung. Seine Profis hätten sich ans "gemeinschaftliche Verteidigungsverhalten" inzwischen besser gewöhnt.

Faktor drei: Haltung. Weil die relativ hohe Gegentorzahl (23) nach der Hinrunde immer wieder Thema gewesen sei, sei die Aufmerksamkeit für dieses Thema automatisch gestiegen. "Verteidigungsarbeit hat eine neue Wertigkeit bekommen", sagt Tuchel. "Unsere Haltung zum Verteidigen hat sich verbessert." Beispiel: "Gegen Tottenham war unsere Vorderreihe sehr, sehr fleißig und hat dafür gesorgt, dass Tottenham nicht zum Positionsspiel kommen konnte."

Faktor vier: der Kapitän. Tuchel: "Ein ganz wesentlicher Grund ist, dass Mats Hummels in herausragender Form ist, auf höchstem Level spielt und verteidigt."

Faktor fünf: der Torwart. "Roman Bürki hat ein paar gehalten, die man nicht halten muss."

Faktor sechs: Glück. "Unterschätzen Sie niemals den Faktor Zufall!", mahnt Tuchel. "Wir haben in der Hinrunde viel zu viele Tore bekommen für die Chancen, die wir zugelassen haben." Jetzt habe man eben auch "das Quäntchen Glück", das damals noch fehlte.

Jörn Petersen