Nationalelf

Gomez: "Es ist ja nicht so, dass kein Stürmer da war"

Podolski hat seine "Power" wiedergefunden - Kruse bleibt

Gomez: "Es ist ja nicht so, dass kein Stürmer da war"

"An guten Tagen" tödlich: Mario Gomez, 60-maliger deutscher Nationalspieler.

"An guten Tagen" tödlich: Mario Gomez, 60-maliger deutscher Nationalspieler. Getty Images

Seit Miroslav Klose zurückgetreten ist, muss sich Joachim Löw vor allem mit einem Vorwurf auseinandersetzen: Seiner Mannschaft fehle der Killerinstinkt vor dem gegnerischen Tor - weil eine "falsche Neun" eben doch irgendwie in erster Linie "falsch" sei. Mario Gomez gehört zu einer anderen Fraktion, er ist eine "echte Neun" und nun, nach über einem Jahr voller Rückschläge und Verletzungen, zurück im Kreis der DFB-Auswahl. Macht er dem Vorwurf den Garaus?

Kruse bleibt beim DFB-Team

"Man sieht", erklärte er am Dienstag auf der Pressekonferenz in München, "dass man das, was man hat, nicht so wertschätzt, wenn man es hat". Dass Deutschland auf waschechte Stürmer angewiesen ist, sei also erst aufgefallen, als keiner mehr da war. Wobei: "Es ist ja nicht so, dass gar keiner da war", betonte Gomez und hob die Abschlussqualitäten von Max Kruse (der nach seinem Faserriss zunächst beim Team bleibt und am Dienstagnachmittag eine Laufeinheit absolvieren soll), Lukas Podolski und Thomas Müller hervor. Doch klassische Mittelstürmer sind auch sie nicht.

Spielersteckbrief Gomez
Gomez

Gomez Mario

Spielersteckbrief Kruse
Kruse

Kruse Max

Spielersteckbrief Podolski
Podolski

Podolski Lukas

Löw sucht auch für den Fall, dass andere Mittel gegen einen Gegner mal nicht zum Erfolg führen, einen, der sich im Strafraum heimisch fühlt, einen, der tödlich ist. Ist Gomez tödlich? "An guten Tagen bestimmt", antwortete er, "aber das Wort 'tödlich' mag ich nicht." Natürlich will sich der 30-Jährige über die Testspiele gegen Frankreich am Freitag in Paris Saint-Denis (21 Uhr) und vier Tage später in Hannover gegen die Niederlande (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de) für einen Platz im EM-Kader empfehlen. Vor allem aber möchte er die Spiele genießen.

Da hatte ich nicht viel Spaß an den Spielen, weil ich auch keine Fitness hatte.

Mario Gomez über seine Zeit in Florenz

"Man freut sich, wenn man wieder sportliche Schlagzeilen machen kann", sagt er nach der schwierigen Zeit in Florenz. "Da hatte ich nicht viel Spaß an den Spielen, weil ich auch keine Fitness hatte. Ich weiß, dass ich nur in absoluter Fitness gute Spiele machen kann." So wie jetzt bei Besiktas Istanbul. "Ich wusste, die Entscheidung muss sitzen", sagt er über seinen Wechsel an den Bosporus. "Die Türkei erschien mir als das Richtige, auch wenn es vielleicht nicht die stärkste Liga ist." Gomez bleibt demütig, auch nach der Nationalelfrückkehr: "Das ist wieder ein Anfang nach den schwierigen Jahren, als mehr sehe ich das nicht."

Podolski: "Köln ist ja halb Istanbul"

In der Türkei neues Selbstvertrauen tanken - das ist auch jenem Mann gelungen, der neben Gomez die Pressekonferenz bestritt: Lukas Podolski. "Für mich läuft es auch gut, unabhängig von den Toren. Ich habe alle Spiele bestritten, habe gute Leistungen gezeigt", sagt der Linksfuß über seine bisherige Saison mit Galatasaray. "Durch die Spiele bekomme ich wieder meine Fitness, meine Power."

zum Thema

Und nebenbei lernt er eine Sprache, die ihn auch in der Heimat weiterbringt. "Köln ist ja halb Istanbul", lachte er und berichtete von "vielen türkischen Freunden". "Wenn ich dann mal zurück in Köln bin, kann ich mich auf Türkisch unterhalten." Gomez würde das schwerer fallen. Angesichts vieler deutschsprechender Mitspieler und eines Dolmetschers stellte er fest: "Ich kriege irgendwie gar nicht so viel mit von der Sprache."

jpe