2. Bundesliga

Verschnaufpause beim Club, doch klar ist nichts

Kritik an Bader wächst - Minus von mindestens zwei Millionen

Verschnaufpause beim Club, doch klar ist nichts

Nach außen gibt sich der Club geschlossen. Im Bild: Wolfgang Wolf, René Weiler und  Martin Bader (v.li.).

Nach außen gibt sich der Club geschlossen. Im Bild: Wolfgang Wolf, René Weiler und Martin Bader (v.li.). imago

Verständlich, welche Bank vergibt schon gerne Kredite an ein Unternehmen, in dem ein Führungsstreit tobt und nicht klar ist, welche Personen in einem halben Jahr auf der Kommandozentrale stehen. Und eines ist klar: Der FCN ist dringend auf eine Banklinie angewiesen. Obwohl beim Club aus dem einstigen Bundesliga-Kader resultierende Transfererlöse in Höhe von rund zwölf Millionen Euro im laufenden Geschäftsjahr zu Buche schlagen, wird er mit einem saftigen Minus abschließen und nicht mit der lange Zeit von der Führung propagierten schwarzen Null.

Auf rund zwei Millionen Euro dürfte sich der Fehlbetrag belaufen, rechnete der kicker vor Wochen hoch und damit anscheinend zu niedrig. Wie groß das Minus wirklich ausfallen wird, lässt sich derzeit nicht seriös vorhersagen, zumal dem FCN noch der eine oder andere Nachschlag aus alten Transfers winken könnte. Sollte sich zum Beispiel Bayer Leverkusen für die Champions League qualifizieren, fließt noch Geld für Stürmer Josip Drmic, das gleiche gilt übrigens auch für Ilkay Gündogan, der 2011 nach Dortmund ging. Sollte die Borussia im Sommer für Letzteren einen Transfererlös erzielen, fließt ein kleiner Teil davon in die FCN Kassen.

1. FC Nürnberg - Die letzten Spiele
FC Ingolstadt 04 Ingolstadt (H)
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2
Holstein Kiel Holstein Kiel
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3
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1. FC Nürnberg - Vereinsdaten
1. FC Nürnberg

Gründungsdatum

04.05.1900

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Wie sieht die Führungsstruktur in Zukunft aus?

Doch weg mit hätte, wenn und könnte. Fakt ist, dass Sportvorstand Martin Bader einen Vertrag bis 2017 hat, Trainer René Weiler einen bis 2016, und Michael Meeske vom FC St. Pauli für den vakanten Posten des Finanzvorstands so gut wie unter Dach und Fach ist. Es scheint also alles klar zu sein, wie es in nächster Zukunft um die Führungsstruktur des Vereins bestimmt ist. In Wirklichkeit jedoch ist, Michael Meeske ausgeklammert, nichts klar.

Das beginnt damit, dass das Vertrauensverhältnis zwischen dem Trainer und dem Sportvorstand so nachhaltig zerstört ist, dass man sich unweigerlich fragen muss, wie und ob eine weitere Zusammenarbeit funktionieren kann. Und es setzt sich damit fort, dass der Widerstand gegen Martin Bader wächst und wächst. Intern weiß er, gerade im Aufsichtsrat, noch eine Mehrheit hinter sich, extern nutzt ihm auch sein versuchter Schulterschluss mit den großen Fanklubs wenig. Die Kritik an dem Resultat seiner Arbeit wird lauter und lauter.

Etat ist Munition für Bader-Kritiker

Entkräftende Gegenargumente kann Bader derzeit nicht vorbringen, zu verheerend verlief die jüngste sportliche und wirtschaftliche Entwicklung des Traditionsvereins. Und wenn Bader dieser Tage nun betont, dass er für die kommende Saison unverändert mit einem für Zweitliga-Verhältnissen Top-Etat von rund 12 Millionen Euro für den Lizenzspielerbereich planen könne, so liefert dies eher seinen Kritikern Munition. Bader ist schließlich im vergangenen Sommer mit einem Etat von rund 16 Millionen Euro ins Zweitliga-Rennen gegangen - das war der höchste der Liga, Leipzig hat den Club erst mit seinen Wintertransfers überholt.

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Und gerade die Diskrepanz zwischen Aufwand und Ertrag ist ja der Stoff, aus dem Bader derzeit so viel Verdruss erwächst. Und es ist auch kein Wunder, dass aus der reinen Aussicht auf einen Top-Etat keine Aufbruchsstimmung entstehen kann. Nicht zu vergessen, dass es Zweifel gibt, ob dieser Etat wirklich machbar sein wird. Ohne große Transfererlöse, sei angefügt. Und diese schließt Bader ja unverändert kategorisch aus: "Wir müssen und werden keine Leistungsträger verkaufen."

Durststrecke und Qualität des Kaders hängen zusammen

Auch die derzeitige sportliche Durststrecke von sechs sieglosen Partien in Serie fällt kurioserweise in erster Linie mehr Bader auf die Füße als dem Trainer. Die Mannschaft spielt nämlich gut, René Weiler hat ihr eine klar erkennbare Handschrift und Struktur verpasst. Dass sie trotz dieses guten Rüstzeugs nicht vom Fleck kommt, hat sicher etwas mit Pech zu tun. Aber auch mit Qualität - und da steckt offensichtlich doch zu wenig in dem runderneuerten Kader. Oder ist es "nur" dessen Zusammensetzung, die nicht passt? Einerlei, für das eine wie das andere ist Bader verantwortlich.

Dem Trainer indes ist die jüngste Negativserie aufs "Gemüt geschlagen". Zum einen sieht er die Mannschaft um "ihren gerechten Lohn" gebracht, zum anderen hat er noch nie in seiner Trainerkarriere so eine lange Durststrecke durchleben müssen. "Das ist Neuland für mich", sagt er, "eine Erfahrung, die irgendwann mal kommen musste und die ich durchlaufen muss." Nur gut, dass ihn für das Auswärtsspiel am Freitag bei St. Pauli keine Personalsorgen plagen. Positiv stimmt ihn zudem, dass auch die Mannschaft unbedingt diese Serie beenden will. Um frisch in die Partie gehen zu können, hat sie aus ihrer Mannschaftskasse den Flug nach Hamburg berappt. Die Vereinsführung hatte die Anreise per Bus vorgesehen.

Christian Biechele